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Das Land der Pelze

Das Land der Pelze

Titel: Das Land der Pelze Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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der Corporal, ja, ich habe mir sagen lassen, daß die Eskimos jeden Zughund und auch an jeder beliebigen Stelle zu treffen wissen. Mit dem harten sehnigen Ende können sie ihm sogar ein kleines Endchen vom Ohre abschlagen, wenn sie das für passend halten. Ich werde versuchen …
    – Versuche Nichts, Joliffe, thu’ es nicht! rief die kleine auf’s Höchste erschreckte Frau.
    – Keine Furcht, Mrs. Joliffe, nur keine Furcht. Ich verstehe mich darauf. Da ist gerade unser fünfter Hund, der Dummheiten macht, ich werde ihn gleich in Ordnung bringen! …«
    Ohne Zweifel war aber der Corporal weder genug »Eskimo«, noch mit dem Gebrauche des langen Riemens, der bis vier Fuß über die Bespannung hinausreichte, genügend vertraut, denn pfeifend rollte sich zwar die Peitsche lang auf, schnellte aber durch einen falsch berechneten Rückschlag zurück und schlang sich um Mr. Joliffe’s Kopf und Hals, wobei auch seine Pelzkapuze verloren ging. Ohne diese dicke Mütze hätte der Corporal wahrscheinlich sein eigenes Ohr ganz empfindlich getroffen.
    Gleichzeitig warfen sich die Hunde nach der Seite, der Schlitten stürzte um und die Insassen rollten in den Schnee, der zum Glück tief genug war, um sie keinen Schaden nehmen zu lassen. Aber welche Beschämung für den Corporal! Wie verdutzt sah er sein Weibchen an! Und dazu die Vorwürfe seitens des Lieutenants Hobson!
    Der Schlitten ward wieder aufgerichtet, aber gleichzeitig bestimmte man, daß die Zügel von Rechts wegen nun Mrs. Joliffe zu überlassen seien. Der ganz beschämte Corporal mußte sich fügen, und der kurze Zeit unterbrochene Zug des Detachements bewegte sich weiter.
    Die folgenden vierzehn Tage verliefen ohne weiteren Zufall. Die Witterung blieb dauernd günstig, die Temperatur erträglich, und am 1. Mai langte die Gesellschaft bei Fort-Entreprise an.
Sechstes Capitel
Ein Wapiti-Duell.
    Zweihundert Meilen hatte die Expedition seit ihrer Abfahrt von Fort-Reliance zurückgelegt. Die Reisenden, welche, begünstigt durch die lange Dämmerung, Tag und Nacht auf den durch die Zughunde schnell davongeführten Schlitten verblieben, waren sehr erschöpft, als sie die Ufer des Snure-Sees, neben welchem Fort-Entreprise liegt, erreichten.
    Dieses Fort, das erst seit wenigen Jahren von der Hudsons-Bai-Compagnie errichtet war, bildete nur einen Verproviantirungsplatz von untergeordneter Bedeutung. Hauptsächlich diente es als Haltepunkt für die Detachements, welche die Fellsendungen vom See des Großen Bären her, der gegen dreihundert Meilen nordwestlich davon lag, begleiteten. Nur ein Dutzend Soldaten waren dort auf Posten. Das Fort bestand auch nur aus einem umplankten Holzgebäude. So wenig einladend diese Wohnstätte aber auch war, so willkommen erschien sie doch den Gefährten des Lieutenants Hobson, welche dort zwei Tage lang von den ersten Anstrengungen der Reise ausruhten.
    Der Polarfrühling machte hier schon seinen bescheidenen Einfluß geltend. Allmälig schmolz der Schnee und die Nächte waren nun nicht mehr kalt genug, ihn frisch zu übereisen. Einige leichte Moose und schwächliche Grasarten grünten da und dort auf, und kleine, fast farblose Blumen erhoben ihre feuchte Blüthe zwischen den Kieseln.
     

    Das Ehepaar im Schnee. (S. 46.)
     
    Diese Vorzeichen des langsamen Erwachens der Natur nach langem Winterschlafe ergötzten das von der Weiße des Schnees angegriffene Auge, das mit Wohlgefallen auf diesen noch seltenen Beispielen der arktischen Flora ruhte.
     

    Mrs. Barnett und Jasper Hobson am Snure-See. (S. 48.)
     
    Mrs. Paulina Barnett und Jasper Hobson benutzten die Mußezeit, um die Ufer des kleinen Sees kennen zu lernen. Beide hatten Verständniß für die Natur, deren begeisterte Bewunderer sie waren. Sie wanderten also zusammen über die gebrochenen Eisstücken und die durch die Wirkung der Sonnenwärme hervorgezauberten Cascaden. Das Eis des Snure-Sees stand noch. Kein Sprung deutete auf einen bevorstehenden Bruch desselben hin.
    Einige zerfallende Eisberge starrten aus der festen Fläche empor und bildeten sonderbare Formen und Erscheinungen, vorzüglich wenn das Licht, das sich an ihren scharfen, durchsichtigen Spitzen brach, deren Farben veränderte. Es erschien, als habe eine mächtige Hand einen Regenbogen zerstückelt, dessen Strahlen sich nun auf dem Erdboden kreuzten.
    »Das ist doch ein herrliches Schauspiel, Herr Hobson, sagte wiederholt Mrs. Paulina. Diese Strahlenbrechungen ändern sich stets, je nachdem man den Ort wechselt.

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