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Das Land der Pelze

Das Land der Pelze

Titel: Das Land der Pelze Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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eines galopirenden Pferdes. Auf den Rath Craventy’s übte sich auch die Reisende in dem Gebrauche dieser Apparate, und erwarb sich bald eine hinlängliche Geschicklichkeit, über den Schnee zu gleiten.
    Schon seit einigen Tagen kamen die Indianer truppweise zum Fort, um die Ergebnisse ihrer Winterjagden gegen allerhand andere Gegenstände umzutauschen. Pelze gab es aber nicht im Ueberflusse; Marder-und Wieselselle erreichten zwar eine hohe Zahl, aber Biber, Ottern, Luchse, Hermelins und Füchse waren selten. Die Compagnie that also gewiß gut daran, höher im Norden neue, von der Raubgier des Menschen noch verschonte Jagdgebiete aufzusuchen.
    Am Morgen des 16. April war Lieutenant Jasper Hobson nebst Gesellschaft zur Abreise fertig. Durch die ganze bekanntere Gegend zwischen dem Sklaven-See und dem des Großen Bären, welcher schon über dem Polarkreise liegt, war der Weg im Voraus festzustellen. Jasper Hobson sollte zunächst nach Fort-Confidence, das am nördlichsten Theile dieses Sees liegt, ziehen. Dann war ein ganz geeigneter Punkt zur frischen Verproviantirung der Gesellschaft das Fort-Entreprise, welches zweihundert Meilen im Nordwesten, am Ufer des kleinen Snure-Sees erbaut ist. Bei Zurücklegung von fünfzehn Meilen täglich rechnete Jasper Hobson darauf, dort in den ersten Tagen des Mai einmal Halt zu machen.
    Von dieser Stelle aus sollte die Expedition auf kürzestem Wege die amerikanische Küste zu erreichen suchen und sich von da aus nach dem Cap Bathurst begeben. Man war dahin übereingekommen, daß Kapitän Craventy nach einem Jahre eine Proviantsendung nach demselben Punkte dirigiren und daß Lieutenant Hobson dieser Sendung einige Mann entgegenschicken sollte, um sie nach dem Orte, an dem dann das neue Fort errichtet wäre, zu geleiten. Auf diese Weise war die Zukunft der Factorei gegen alle Uebelstände sicher gestellt, und der Lieutenant nebst seinen Begleitern, diese freiwillig Verbannten, blieben doch in einiger Beziehung zu ihren Nebenmenschen.
    Am Morgen des 16. April erwarteten die angespannten Hunde vor dem äußeren Thore des Forts nur noch die Reisenden. Kapitän Craventy hatte die zu dem Detachement gehörigen Mannschaften versammelt und richtete an sie einige herzliche Worte.
     

    Kapitän Craventy’s Abschiedsworte. (S. 40.)
     
    Vor allen Dingen empfahl er ihnen die vollkommenste Einigkeit mitten in den Gefahren, denen sie zu trotzen berufen waren. Die Unterordnung unter ihre Führer war eine unabweisliche Bedingung für dieses Unternehmen, eine Sache der Entsagung und Ergebenheit. Ein Hurrah antwortete der Rede des Kapitäns. Dann sagte man kurz Lebewohl, und Jeder nahm in dem ihm vorher bezeichneten Schlitten Platz.
     

    »Es geht gut …« (S. 42.)
     
    Jasper Hobson und Sergeant Long nahmen die Spitze des Zuges ein. Mrs. Paulina Barnett und Madge folgten ihnen, die lange Eskimopeitsche, welche in trockene gedrehte Sehnenstücke auslief, geschickt handhabend. Thomas Black und einer der Soldaten, der Canadier Petersen, kamen in dritter Reihe. Hieran schlossen sich dann die anderen, von den Soldaten und den drei Frauen besetzten Schlitten. Corporal Joliffe nebst Gattin bildeten den Schluß. Nach Jasper Hobson’s Anordnung sollte jeder Schlitten in der vorgeschriebenen Reihenfolge verbleiben, auch eine gewisse Distanz halten, um jeder Unordnung vorzubeugen. Der Stoß eines solchen Schlittens, der im vollsten Jagen war, hätte auch sicher leicht Unheil anrichten können.
    Von Fort-Reliance aus schlug Jasper Hobson sogleich eine nordwestliche Richtung ein. Dabei war zunächst ein breiter Strom zu überschreiten, welcher den Sklaven-See mit dem Wolmstey-See verbindet. Dieser Wasserlauf, welcher noch dick gefroren war, unterschied sich indeß in keiner Weise von der ungeheuren weißen Ebene. Ein gleichmäßiger Schneeteppich lag über die ganze Umgebung gebreitet, und die von der kräftigen Bespannung gezogenen Schlitten sausten über die feste Unterlage.
    Das Wetter war schön, aber noch sehr kalt. Die nur wenig über den Horizont aufsteigende Sonne beschrieb am Himmel nur einen sehr flachen Bogen. Ihre von der Schneedecke glänzend reflectirten Strahlen spendeten mehr Licht, als Wärme. Glücklicherweise bewegte kein Windhauch die Luft, welche Ruhe die Kälte weit erträglicher machte. Dennoch mußte wohl der durch die Schnelligkeit der Schlitten entstehende Luftstrom den beiden, nicht an das rauhe Polarklima gewöhnten Begleitern des Lieutenants Hobson empfindlich in’s Gesicht

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