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Das Land hinter den Nebeln - Buch der Seelen 02

Das Land hinter den Nebeln - Buch der Seelen 02

Titel: Das Land hinter den Nebeln - Buch der Seelen 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Kendall
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unmittelbare, einfache praktische Herangehensweise seine Vaters. Er würde sogar den Mörder seines Vaters akzeptieren, wenn er dadurch eine zweite Armee gewann, um die Welt zu erobern, und er würde davon ausgehen, dass sein Vater es gutheißen würde.
    »Antek, ich habe gefragt, wie lange es gedauert hat, um zu lernen, wie…«
    »Sehr lange. Jahre.«
    Perb übersetzte, und Enttäuschung trat auf das Gesicht des Junghäuptlings. Sie war einen Augenblick später verschwunden.
    Perb sagte: »Wie lange dauert es, ihm diese Kunst beizubringen? Denn er ist kein kleines Kind.«
    Ich konnte nicht von Jahren sprechen. Diese Antwort würde er schlicht nicht hinnehmen. Ich wusste nicht, welche Antwort mir am besten dienen würde. Ich schwafelte: »Das hängt davon ab.«
    »Wovon hängt es ab?«
    »Davon, mit wie viel unentdecktem Talent seine Lordschaft geboren wurde.« Mutter Chiltons Stimme flüsterte am Rande meines Verstandes: »Caroline hat die Seelenkünste studiert, aber sie hat kein Talent.«
    Perb übersetzte. Tarek sagte etwas, das ich nicht verstand , ab er ehe Perb übersetzen konnte, sagte ich: »Ich bin jetzt dran. Das waren sechs Fragen, die ich beantwortet habe.«
    Perb blickte überrascht drein. »Nein, es waren fünf.«
    »Du hast mich gefragt, ob ich krank bin. Das war eine Frage.«
    Perb machte ein finsteres Gesicht. Tarek wollte wissen, was ich gesagt hatte. Perb übersetzte, und der Junghäuptling brach plötzlich in bellendes Gelächter aus. In seinen Augen leuchtete Anerkennung. Meine blinzelten vor Erleichterung, aber in die Erleichterung mischte sich Abscheu.
    Ein weiterer Herrscher, der meine Findigkeit schätzte, der mich aber töten würde, wenn ich ihm nicht mehr als Findigkeit lieferte. Wie Königin Caroline. War es immer so bei jenen, die Macht besaßen?
    Perb sagte säuerlich: »Dann stell deine sechs Fragen.«
    Mit welchen Antworten wäre mir am besten gedient? Ich musste Tareks Denkweise begreifen, wenn ich das alles überleben wollte. Ich sagte: »Wenn der Junghäuptling wünscht, dass ich ihn unterrichte, weshalb hat er mich von seinem Leutnant– dem Soldaten, der einst einer seiner Sänger gewesen ist– im Dorf Almsburg foltern lassen?« Noch während Perb übersetzte, konnte ich abermals das geknotete Seil um meine Schläfen spüren, das enger wurde, bis ich schrie…
    Perb sagte: »Um den hat man sich gekümmert.«
    »Wie…«
    »Er hat seine Befehle übergangen. Du wirst ihn nicht wiedersehen.«
    Ich nickte. Perbs Miene verriet mir viel mehr als diese zehn Worte. Es war eine Warnung, was mit mir geschehen würde, wenn auch ich mich nicht an Befehle hielt. Ich sagte: »Kann ich meine beiden Diener behalten, sobald wir Tareks Königinnenreich erreichen?«
    Perb verzog das Gesicht. »Es ist ein Königreich, kein Königinnenreich. Indem er eure Prinzessin geheiratet hat, hat Tarek euer Land aus der unnatürlichen Barbarei befreit.«
    »Unnatürliche Barbarei! Ist es natürlich, eine Sechsjährige zu heiraten?«
    Perb sagte, ohne zuerst für Tarek zu übersetzen: »Der Prinzessin wird nichts geschehen. Wir sind keine Wilden, Antek.«
    »Du bist gar nichts– weder ein Mann des Königinnenreichs noch einer der Wilden. Du bist wie ein Maultier, weder Pferd noch Esel.«
    »Ich werde gut bezahlt«, sagte Perb kühl, »was mehr ist, als du erwarten kannst. Du hast dir bereits viel Freiheit herausgenommen, indem du jenen Jungen aus dem Hexenland hergebracht hast. Ich rate dir, nicht noch mehr zu riskieren.«
    Jee. Die Wilden glaubten, dass Jee, der unbemerkt an ihrer Wache vorbeigeschlüpft war, um sich in meinen Wagen zu schleichen, aus dem Hexenland kam. Kein Wunder, dass mein Wächter so viel Angst vor ihm hatte, während die anderen Soldaten sich sehr bemühten, so zu tun, als gäbe es ihn nicht. Diese beiden Schwachpunkte musste ich mir merken: Angst (»Ein Hexenkind!«) und Arroganz (»Es gibt keinen anderen Weg, auf dem dieses Kind unsere Linien durchdrungen haben könnte.«). Sie könnten sich noch als nützlich erweisen.
    Tarek, dessen blaue Augen sich verdunkelten, wollte wissen, was wir gesprochen hatten. Perb erklärte, dass ich mich nach dem Wohlergehen seiner neuen Königin erkundigt hatte– was weder eine Lüge noch die Wahrheit war– und auch nach dem Schicksal meiner Diener.
    »Das Schicksal seiner Diener hängt vom Erfolg seines eigenen Unterrichts ab«, sagte Tarek.
    Toms und Jees Leben hingen von etwas ab, das ich nicht leisten konnte. Sie waren beide Geiseln meines

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