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Das Land hinter den Nebeln - Buch der Seelen 02

Das Land hinter den Nebeln - Buch der Seelen 02

Titel: Das Land hinter den Nebeln - Buch der Seelen 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Kendall
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Wächter die Tür des Wagens hinter mir schloss, ließ Tom einen Freudenschrei erklingen. »Du bist also zurück. Niemand hat dir etwas angetan?«
    »Nein, nein. Mir geht es gut.« Mir ging es nicht gut.
    »Wohin haben sie dich gebracht? Schau, es gibt Bier, nicht nur diesen Katzenpisse-Wein. Und wir werden ab morgen marschieren, wie du es gesagt hast. Verdammt, ich wünschte, George wäre hier, um uns bei du-weißt-schon-was zu helfen. George ist der Mann, den wir brauchen. Wohin haben sie dich gebracht, Peter?«
    »Ich habe den Junghäuptling getroffen.«
    Stille. Tom, der gerade den Krug an die Lippen führen wollte, hielt auf halbem Weg inne. Jee, der immer still war, wurde auf irgendeine Weise noch stiller, wie eine Maus, die eine Katze roch. Schließlich flüsterte Tom: »Hast du…«
    »Ich hatte nichts dabei.« Aus Tom würde niemals ein Meister der Heimlichtuerei werden. Woher sollten wir wissen, wer sonst noch lauschte, wenn wir über das fiktive Gift sprachen?
    »Nein, natürlich nicht. Aber hättest du nicht… du gehst wieder hin?«
    »Ja. Hört zu, Tom, Jee. Ich soll jeden Tag den Junghäuptling darin unterweisen, wie er Soldaten von den Toten zurückholen kann, was…«
    Tom schnaubte. »Dieser Unsinn schon wieder!«
    Jee starrte mich an, ohne zu blinzeln.
    »…was ich ihm natürlich nicht beibringen kann.« Das würde jeder– Tom und Jee– auf seine Weise verstehen. »Wenn ich aber vorgebe, es zu tun, dann wird es…«
    »Sprich nicht weiter!«, sagte Tom. Er blinzelte und sprach weiter. »Das wird dir die Gelegenheit verschaffen, um… aber sprich nicht weiter!«
    »Sprich du nicht weiter. Ich meine es ernst, Tom.«
    »Ja.« Er strahlte mich an, glücklich über unseren vorgeblichen Plan, Tarek zu vergiften. »Was soll ich für dich tun?«
    Ich senkte meine Stimme zu einem Flüstern. »Ich will, dass du nichts tust, Tom. Lass diese Messer in den Scheiden, kämpfe weder mit Wilden noch mit Verrätern aus dem Königinnenreich, sag nichts zu irgendwem. Gar nichts. Kannst du das tun?«
    Sein Gesicht fiel zusammen. »Nichts?«
    »Nichts. Nur marschieren.«
    Toms Miene hellte sich wieder auf. »Nun, zumindest werden wir uns wieder bewegen, anstatt wie Hühner in diesem rollenden Stall eingepfercht zu sein. Und wer weiß? George und seine Rebellen werden vielleicht…«
    »Tom!«
    Er nickte, lächelte und tat so, als würde er sich mit einem Schlüssel den Mund versperren.
    Jee sagte: »Hast du die Prinzessin gesehen?«
    Es war selten, dass er überhaupt etwas fragte, und noch seltener in diesem sehnsüchtigen Tonfall. Aber Jee war nur ein paar Jahre älter als Prinzessin Stephanie. Von welchen Bildern des Lebens einer Königin– unbegreiflich weit von dem Leben entfernt, das Jee in den Unbeanspruchten Landen und in Apfelbrück geführt hatte– waren die Gedanken des Jungen erfüllt? Eine Prinzessin, die man entführt hatte und die nur fünfzig Fuß entfernt gefangen war… Wo ich nur ein elendes Kind sah, mochte sich Jee unvorstellbaren Glanz ausmalen.
    Denk an andere, hatten mir sowohl mein Vater als auch Mutter Chilton geraten.
    »Ich habe die Prinzessin gesehen, Jee. Sie hat mit ihren Frauen neben ihrem Wagen gesessen. Und vielleicht wirst du sie morgen auch sehen, wenn wir mit dem Marsch über die Berge beginnen. Sie wird auf einem wundervollen Thron von vier starken Männern getragen werden, und wenn sie die Vorhänge um den Thron zur Seite schiebt, um herauszublicken, lächelte sie dir vielleicht zu.«
    In der nächtlichen Düsternis des Wagens konnte ich sein Gesicht nicht sehen. Aber ich hörte, wie er leise Luft holte, als er sich das vorstellte.
    »Nun«, sagte Tom, der nichts mitbekam, »ich hoffe, sie geben ihr genug zu essen, einen warmen Umhang und ein Bad. Nein, warte. Kein Bad. Wenn sie nur schlecht genug riecht, wird vielleicht dieser Bastard Tarek nicht in ihre Nähe gehen. Ich selbst würde ein Bad nicht schlecht finden, ob du es glaubst oder nicht. Und, Jee, du siehst dreckig aus und riechst nach Pferdemist. Eine Prinzessin sollte dich besser nicht zu Gesicht bekommen, oder sie wird sich übergeben müssen.«
    »Tom«, fuhr ich ihn an, »geh jetzt schlafen.«
    »Weshalb klingst du so gereizt? Ich habe doch nur gesagt…«
    »Geh schlafen!«

38
    Und so marschierten wir. Die Pferde waren weg; man hatte sie ins Königinnenreich zurückgebracht, an irgendwelche Leute vor Ort verkauft oder sie in den Bergen zurückgelassen– ich wusste es nicht. Die Vorräte waren auf ein paar Esel

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