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Das Land hinter den Nebeln - Buch der Seelen 02

Das Land hinter den Nebeln - Buch der Seelen 02

Titel: Das Land hinter den Nebeln - Buch der Seelen 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Kendall
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Selbstbeherrschung musste sich Hass auf mich verbergen, eine rasende Wut sogar. Ich würde aufpassen, dass ich sie nicht weckte.
    Perb sagte: »Du solltest jetzt Fragen stellen, Antek.«
    Ich sollte Fragen stellen? Ich stieß hervor: »Was ist ein Antek?«
    »Ein Begriff des Respekts für den dritten der drei menschlichen Zustände.«
    »Welche sind das?«
    Tarek fuhr dazwischen, und diesmal bekam ich seine Worte mit: Was sagt der Antek?
    Perb übersetzte. Perbs Aussprache konnte ich schlechter folgen als der von Tarek, vorausgesetzt, der Junghäuptling sprach nicht zu schnell. Ich hatte Tareks Diktion bei seinem Vater aufgeschnappt, als ich Roger, der Narr der Königin, gewesen war. Perb war weder ein Wilder noch jemand aus dem Königinnenreich. Und so schleppte sich unsere dreiseitige Unterhaltung dahin, ohne dass einer der beiden Männer wusste, dass ich einem Teil dessen, was Tarek sagte, folgen konnte, ehe Perb es übersetzte. Aber je mehr ich hörte, desto mehr verwirrte es mich.
    »Die drei Zustände des menschlichen Seins sind erstens: Soldat; zweitens: Mutter; drittens: Antek. Und alle sind derselbe Zustand.«
    Was gar nichts erklärte, auch nicht, was mich zum Antek machte oder weshalb ich einer war. Genauso wenig, weshalb man hier von mir erwartete, dass ich Fragen stellte. Ich sagte: »Was sind alle anderen? All die Leute, die keine Soldaten oder Mütter oder Anteks sind?«
    »Sie sind Sklaven«, sagte Perb. Tarek ergänzte etwas, und Perb fügte hinzu: »Und sie verdienen es, Sklaven zu sein.«
    »Weshalb?«
    »Weil sie nicht die drei menschlichen Zustände erreicht haben.«
    Das war nicht hilfreich. Ich versuchte es mit einer anderen Herangehensweise. »Wer im Königinnenreich ist ein Antek?«
    »Nur du. Sonst hätte das Königinnenreich Gewehre.«
    Das ergab keinen Sinn. Ich hatte kein Gewehr. Ich sagte: »Dann ist… ist jeder sonst im Königinnenreich ein Sklave?«
    »Natürlich. Und ihr verdient es, Sklaven zu sein, weil ihr es habt geschehen lassen.«
    »Aber wir haben Soldaten. Und wir haben Mütter…«
    »Ihr habt keine Mütter von Soldaten der Wilden. Euer Königinnenreich ist erobert. Geschlagene Soldaten sind Sklaven.«
    Meine Laune verschlechterte sich. »Vor zwei Jahren hat die Armee der Blauen eure geschlagen. Hat das Lord Solek zum Sklaven gemacht?«
    Zum ersten Mal zeigte Perb eine Regung. Er wirkte entsetzt. »Das kann ich nicht übersetzen!«
    Tarek sprach zu ihm, und Perb antwortete. Ich hörte genau zu und konnte dem Großteil dessen folgen, was Perb sagte. Es war nicht das, was ich gesagt hatte. Perb erklärte, dass ich nicht wollte, dass meine Mutter zur Sklavin erklärt würde.
    Meine Mutter. Auf einmal stand sie gestochen scharf vor meinem inneren Auge, und nun gab es zwei davon: die Frau in dem lavendelblauen Kleid, die mich auf ihrem Schoß barg, und den versunkenen, stillen Körper im Land der Toten mit Blut auf dem Kleid. Beide Bilder waren scharf genug, um durch Glas zu schneiden, unnatürlich deutlich, und beide zerfetzten mir den Verstand.
    Perb sagte: »Bist du krank, Antek?«
    »N…nein.«
    »Tarek gesteht dir zu, dass deine Mutter keine Sklavin ist. Und du hast deine sechs Fragen gestellt. Nun wirst du antworten.«
    Sechs Fragen. Sechs Wohnwagen, die mit der Armee gezogen waren, Kader mit je zwölf Soldaten. Offenbar war Sechs eine wichtige Zahl für die Wilden. Und ich wusste noch immer nicht, was ein Antek war.
    Tarek sagte: »Frag ihn, wo das Hexenland liegt.« Perb übersetzte.
    Was würden sie glauben? Mein Vater hatte mir aufgetragen, die Annahme des Junghäuptlings zu unterstützen, dass ich ihm die Hexenkunst beibringen konnte, bis es so weit war, dass die Hisafs meines Vaters mich retten würden. Bisher war keine Rettung gekommen. Mein Leben, ebenso wie das von Tom und Jee, hingen davon ab, dass ich Tarek davon überzeugte, das Unmögliche tun zu können.
    Ich sagte: »Das Hexenland liegt jenseits des Mondes, unter der Sonne.« Und ich hielt den Atem an.
    Tarek nickte, als würde das tatsächlich einen Sinn ergeben, aber seine blauen Augen waren nachdenklich. Ich würde nicht mit allzu vielen derlei fantasievollen Antworten durchkommen.
    »Er fragt, wie lange du geübt hast, um deine Kunst zu erlernen.«
    »Seit ich ein kleines Kind war.«
    »Wie lange hast du geübt, um Soldaten aus dem Hexenland herzubringen?«
    Also hatte mein Vater sich nicht in dem geirrt, was Tarek wollte. Lord Robert Hopewell hatte das Gleiche von mir gewollt. Tarek besaß die

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