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Das Land hinter den Nebeln - Buch der Seelen 02

Das Land hinter den Nebeln - Buch der Seelen 02

Titel: Das Land hinter den Nebeln - Buch der Seelen 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Kendall
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Ahnung.
    Ich konnte hierbleiben, am südlichen Rand der Unbeanspruchten Lande, einen Unterschlupf bauen und mich mit Jagen und Pflanzensammeln durchschlagen. In zwei Jahren hatte ich viel darüber gelernt, vom Land zu leben– von Jee, von Maggie, von Tom, sogar von Fia. Das mochte im Sommer ausreichen, aber früher oder später würde der Winter kommen. Ich wusste nicht, wie man den Winter in der Wildnis überlebte.
    Nein, ich musste Leute finden, die mich als niederste Art von Knecht aufnahmen. Ich musste diese Leute in den Unbeanspruchten Landen finden, Bergvolk, das unter sich blieb und bei dem es unwahrscheinlich war, dass sie mich an die Soldaten der Wilden verraten würden. Aber das Bergvolk lebte in ärmlichen Verhältnissen; sie würden kaum zusätzliche Arbeitskräfte brauchen. Und ich hatte nur eine Hand.
    Während ich in meinem Dickicht lag, spürte ich, wie Tränen aus meinen Augen quollen, die sich mit dem Regen vermischten. Ich hatte nur ein Talent, und auch davor hatte ich Angst. Als Kind hatte ich unter Hartahs brutaler Anweisung davon gelebt, den Pfad der Seelen zu betreten und trauernden Frauen alle Auskünfte zu verkaufen, die ich von alten Frauen im Land der Toten in Erfahrung bringen konnte. Der Gedanke, wieder dazu zurückzukehren, erfüllte mich mit Grauen. Nun fürchtete ich mich davor, den Pfad der Seelen zu betreten, fürchtete mich vor jener gekrönten Gestalt im Nebel, die meinen Namen flüsterte. Und ich hatte es Fia versprochen.
    »Sie sind beinahe bereit«, hatte sie gesagt. Bereit wofür?
    Ich hatte keine Antworten auf keine meiner Fragen. Aber ich musste zumindest ein Frühstück haben. Mein Magen schmerzte vor Hunger.
    Ich fand den Bach, und mit Fias geschnitztem Angelhaken und einer Schnur aus festen Ranken fing ich zwei Fische. Mit Toms Messer ausgenommen und über dem Feuer gebraten würden sie mir zumindest die Kraft geben, weiter über mein Elend nachzudenken. Ich suchte nach trockenem Holz, als ich Stimmen hörte.
    Kehlig. Laut. Sie riefen sich gegenseitig etwas zu, die Worte verstand ich nicht. Soldaten der Wilden.
    Panisch blickte ich mich um. Der seichte Bach floss durch die große Lichtung, und es gab keine Verstecke. Jeden Augenblick konnten die Soldaten zwischen den Bäumen hervorbrechen und ihre tödlichen Gewehre auf mich richten. Ich rannte.
    Ich schaffte es in den Wald, als ich ihre Rufe hörte. Sie hatten meine Fische am Ufer des Baches gefunden. Aber sie wussten nicht, in welche Richtung ich geflohen war. Ich stand still, hatte Angst, mit der kleinsten Bewegung Aufmerksamkeit auf mich zu lenken, und lauschte konzentriert, um anhand der unterschiedlichen Stimmen herauszufinden, wie viele es waren.
    Mindestens drei. Dem Junghäuptling war es ernst damit, mich zu fangen.
    Vorsichtig und langsam hob ich einen Fuß und stellte ihn wieder ab und bewegte mich so tiefer in den Wald, suchte nach einem dichten Gebüsch, einer Höhle, irgendetwas, wo ich mich sicher fühlen konnte. Ich fand nichts.
    Genauso wenig fanden sie mich. Aber sie jagten mich, verteilten sich und zogen Kreise, trieben mich weiter, wie ein Wolfsrudel seine Beute treibt. Wären die Wilden Tom Jenkins gewesen, hätten sie meiner Spur folgen können, aber sie waren keine Spurenleser. Sie verließen sich auf ihre Anzahl und ihre Gewehre, und den ganzen Tag lang trieben sie mich gnadenlos nach Süden. Ich hatte geschlafen, aber nicht gegessen, und ich konnte spüren, wie ich schwächer wurde. Ich versteckte mich, wenn ich konnte, aber kein Ort fühlte sich sicher genug an.
    Mit jeder Stunde kam das Rudel näher.
    Schließlich kam ich in der Abenddämmerung dieses qualvollen Tages verzweifelt und verhungert und erschöpft an die Grenze zum Seelenrankenmoor.
    Dies war nicht der Ort, an dem ich das Seelenrankenmoor vor zwei Jahren betreten hatte, aber das Moor sah überall beinahe gleich aus. Aufgeworfene Felsen von moosigen Steinen, so groß wie mein Kopf, bis hin zu riesigen, nackten Felstürmen, die in den Himmel ragten. Flecken mit violettem Heidekraut, Flecken mit nassem und trügerischem Sumpf, Flecken mit saurem Boden, der nur dürres Gras ernährte. Ich stand unter dem letzten Baumhain vor der Grenze, hörte die Soldaten hinter mir rufen und wusste, dass mir die Wahlmöglichkeiten ausgegangen waren. In ein paar Minuten würden sie mich erwischen. Ich rannte über das offene Feld zum nächsten großen Felsen, eine Viertelmeile entfernt, und tauchte dahinter ab.
    Die Rufe hinter mir wurden leiser.

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