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Das Land hinter den Nebeln - Buch der Seelen 02

Das Land hinter den Nebeln - Buch der Seelen 02

Titel: Das Land hinter den Nebeln - Buch der Seelen 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Kendall
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Essen ein. »Darf ich dein Messer mitnehmen?«
    »Ja, natürlich, ich habe die Gewehre und… Warte. Was meinst du damit, du gehst? Gehen wir nicht alle zusammen?«
    »Fia ist vielleicht stundenlang weg. Du weißt, wie lange sie bei diesen Sammelausflügen unterwegs ist. Und sie wird hierbleiben wollen. Wir haben gerade erst den Badeteich gebaut.«
    »Aber ich kann sie aufspüren. Ich kann alles aufspüren, das weißt du. Ich werde gleich losziehen und sie finden, und wir können alle…« Er hielt inne. Schließlich sagte er: »Du würdest ohne sie gehen.«
    »Du wirst hier sein und dich um sie kümmern.«
    Das traf ihn gewaltig. Ich sah, wie er zwischen dem Drang schwankte, mich loszuwerden, und dem, uns alle beisammen haben zu wollen. Tom Jenkins, der nichts fürchtete außer dem Alleinsein, sagte schließlich langsam: »Du bist ein Feigling, Roger. Du würdest sie zurücklassen, sodass sie sich selbst vor den Soldaten in Sicherheit bringen muss.«
    Ich zuckte die Schultern und ließ zu, dass er das glaubte. Er würde ohne mich sicherer sein. Bis er zu der Ansicht gelangte, dass er sie nicht finden konnte, würde meine Spur selbst für ihn zu kalt zum Verfolgen sein, um sie verfolgen zu können. Die Soldaten des Junghäuptlings hatten nichts mit Tom Jenkins zu schaffen. Ich würde sein Leben retten, wie er einst meines gerettet hatte, und die Schuld zwischen uns würde beglichen sein.
    Sein breites Gesicht verzog sich vor Abscheu. »Ein Feigling«, wiederholte er, und ich zuckte noch einmal die Schultern. Er drehte mir den Rücken zu. Ich packte einige der nützlichen Dinge ein, die Fia gemacht hatte. Dann hob ich Toms Messer vom Boden neben seinem Lager auf, und an dessen Stelle ließ ich die Miniatur von Fia zurück, halb verborgen von Kiefernästen.
    Ich wollte sie nicht. Sie anzuschauen tat zu sehr weh. Sollte Tom denken, dass sie die Miniatur für ihn dagelassen hatte. Wenn sie nicht zurückkehrte, spendete ihm das vielleicht Trost. Trotz allem würde ich Tom Jenkins vermissen.
    Er drehte sich nicht um und verabschiedete sich auch nicht von mir. Ich trat aus der Hütte, die Fia kurzzeitig in eine Heimat verwandelt hatte, und wandte meine Schritte dem Seelenrankenmoor zu.

21
    Ich würde das Seelenrankenmoor nicht betreten; ich hatte vor, nur eine halbe Tagesreise nach Süden zu marschieren, fort von den Gewehren der Wilden. Ich wusste aus meinen Tagen am Hof, dass die Wilden genauso abergläubisch waren wie die Leute des Königinnenreichs. Während ihrer Besetzung des Palastes mussten sie von den Dienern erfahren haben, dass die Bewohner des Seelenrankenmoors »einem die Seele stahlen«. Das stimmte nicht, aber die Wahrheit war ähnlich schreckenerregend. Und da niemand je vom Seelenrankenmoor zurückkehrte, um die Wahrheit zu erzählen, wucherten Geschichten und Volkslegenden. Man sagte, dass nicht menschliche Wesen im Seelenrankenmoor hausten. Das war auch falsch; die menschlichen waren schrecklich genug. Ich war ziemlich sicher, dass die Soldaten der Wilden das Seelenrankenmoor nicht betreten würden.
    Und ich wusste zweifellos, dass die Leute vom Seelenrankenmoor die Unbeanspruchten Lande nicht betraten. Jeder, der das Moor verließ und dann versuchte, wieder zurückzukehren, erfuhr dasselbe Schicksal wie ein Fremder. Es war Cecilias Schicksal gewesen, und sie…
    Denk nicht daran.
    Ich war den ganzen Nachmittag unterwegs, manchmal vollkommen sicher, dass ich zu erschöpft war, um den nächsten Schritt zu tun, und doch tat ich ihn. Lange vor Sonnenuntergang aß ich, was ich dabeihatte, verbarg mich im Dickicht und schlief ein, als würde ich in einen dunklen Brunnen fallen. Als ich aufwachte, war es wieder Morgen, und es regnete. Durchnässt, ausgekühlt und hungrig dachte ich über meine Zukunft nach.
    Wohin sollte ich mich wenden?
    Wie sollte ich leben?
    Als die Armee der Wilden den schweren Gebirgsmarsch ins Königinnenreich auf sich genommen hatte, schien sie hauptsächlich im Sinn gehabt zu haben, die Hauptstadt zu belagern, die sechsjährige Prinzessin Stephanie zu entführen und sie zurück über die Berge zu bringen, damit sie den Junghäuptling heiratete. Wenn sie Erfolg damit hatten, die Prinzessin zu fangen, würden sie sich vielleicht wieder zurückziehen. Dann konnte ich zu Maggie und Jee zurückkehren. Sofern die Wilden nicht die Prinzessin entführten und trotzdem genug Soldaten zurückließen, um das Königinnenreich zu halten. War ihre Armee groß genug für beides? Ich hatte keine

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