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Das Land hinter den Nebeln - Buch der Seelen 02

Das Land hinter den Nebeln - Buch der Seelen 02

Titel: Das Land hinter den Nebeln - Buch der Seelen 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Kendall
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je gesprochen hatte: »Ich weiß nicht, wo Fia hingegangen ist.«
    Toms Blick senkte sich. Ich wusste, dass er nicht das Feuer sah und auch nicht das gehäutete Kaninchen neben sich, sondern nur das, was er verloren hatte. Trotz aller anderen Umstände war ich davon gerührt.
    Er sagte: »Sie wollte ins Königinnenreich gehen. Ich nehme an, das hat sie getan. Aber ich hätte sie doch hingebracht. Ich hätte sie überallhin gebracht!«
    »Ich weiß«, sagte ich sanft.
    »Das Schlimmste ist, ich konnte ihrer Spur nicht folgen. Ich habe sie mühelos bis zu einer kleinen Senke voller Wildblumen verfolgt, aber dann war sie einfach verschwunden. Ich habe jedoch eine Menge anderer Spuren gefunden. Von Soldaten der Wilden.«
    Also waren sie so weit nach Süden gekommen, bis zu der Senke, in der Fias Zeit zu Ende gegangen war. Sie mussten mich nur um ein paar Stunden verfehlt haben. Und ihr Getrampel hatte meine Spuren ausgelöscht. »Tom…«
    »Das hat sie mir zurückgelassen.« Er streckte mir die Miniatur hin, die in seiner riesigen Handfläche viel kleiner wirkte als in meiner, und Fias Gesicht blickte mich an. Aber ich wusste, dass ich, wenn ich die Augen zusammenkniff, nicht nur Fia, sondern auch Cecilia sehen würde.
    Plötzlich sagte Tom: »Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich beinahe glauben, dass sie sich dort absichtlich mit den Soldaten der Wilden getroffen hat. Dass sie mit ihnen fortgehen wollte.«
    »Das glaube ich nicht, Tom.«
    Er zuckte die Schultern, und nun war sein Blick hart, der Schmerz war daraus verschwunden. »Es könnte so sein. Man kann Frauen nicht vertrauen. Man kann mit ihnen Spaß im Bett haben, aber sie sind keine Männer.« Er zuckte wieder die Schultern, schob die Miniatur in seine Tasche und legte das Kaninchen übers Feuer.
    Meinte er seine Worte ernst– waren Frauen für ihn eine angenehme Ablenkung, wenn sie da waren, aber vernachlässigbar, wenn nicht? Oder redete er sich das nur ein, um seinen wahren Schmerz über Fia zu mildern? Als ich ihn beobachtete, wie er das Kaninchen briet und schief vor sich hin pfiff, während er im Feuer stocherte, konnte ich es wirklich nicht sagen. Tom Jenkins war so anders als ich. Ich wusste einfach nicht, welche Art Mensch er war.
    Der Hund beobachtete uns beide ernsthaft. Ich wusste auch nicht, was er war. Aber ich glaubte nicht, dass es Wolle war, obwohl er ihm so ähnlich sah wie Wolle Schatten ähnlich gesehen hatte.
    Graue Hunde, die sich aus dem Nebel materialisieren.
    Ich sagte langsam: »Tom, wieso hattest du keine Angst, ins Seelenrankenmoor zu gehen?«
    Er blickte auf und grinste. »Nun, Peter, du glaubst doch nicht an diese Geschichten, die man erfindet, um Kindern Angst einzujagen? Altweibergeschwätz.« Sein Grinsen verblasste. »Auch wenn das, was an diesem Ort war, angsterregend genug war. Weshalb wollten sie dich töten? Sind sie mit der Armee der Wilden verbündet?«
    »Ich… ich glaube nicht.« Er verwirrte mich vollständig. Sogar die Dienerschaft im Palast hatte Angst davor gehabt, das Wort »Seelenrankenmoor« auch nur auszusprechen. Aber die Palastdiener wussten vielleicht mehr über diesen Ort. Konnte Wissen Aberglauben auch vergrößern statt mindern? Aber nein, auf unzähligen Sommerfesten hatte die Landbevölkerung an die alten Wege geglaubt. Das war einfach Tom: Furchtlos und rücksichtslos stutzte er seinen Glauben auf die Art und Weise zurecht, wie es ihm passte, und war nicht willens, den Glauben der alten Frauen zu teilen.
    Er sagte verächtlich: »Ich nehme an, du glaubst auch an Hexen.«
    Tat ich das? Als was sollte man Mutter Chilton sonst bezeichnen? Aber das war es nicht, was Tom meinte. »Nein«, sagte ich.
    »Nun, komm schon, du hast gezögert, ehe du geantwortet hast, Peter. Als Nächstes erzählst du mir, dass du glaubst, Männer könnten den Pfad der Seelen ins Reich der Toten betreten!« Er gab sein herzliches Lachen zum Besten und wendete das Kaninchen auf dem Feuer.
    Ich aß hemmungslos, schlief wieder ein und aß noch einmal, nachdem ich erwachte, diesmal Fisch, den Tom in einem Bergbach gefangen hatte. Er hielt das Feuer aus Hartholz klein, damit es wenig Rauch abgab. Einmal dachte ich, ich würde Gewehre in der Ferne hören, aber ich konnte nicht sicher sein. Bis zur Mitte des Nachmittags, als die Sonne den Schatten der Eiche lang über einen Flecken mit Butterblumen und Gänseblümchen fallen ließ, fühlte ich mich wieder bereit zum Reisen.
    Tom blickte mich erwartungsvoll an. »Peter, was

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