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Das Land jenseits des Waldes, Band I

Das Land jenseits des Waldes, Band I

Titel: Das Land jenseits des Waldes, Band I Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Benedikt Altmann
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nur in Unterhose und Socken am Waschbecken beschleunigt frisch machen. Dann mit dem offiziellen Schulpullover über dem Knitterhemd hinüber zum Abendessen.
     
    Wenn er doch dieses Tempo und diese Zielstrebigkeit nur auch morgen früh zwischen Wecken und dem Start zum Sunrise Walk an den Tag legen könnte. Das Leben hier wäre so einfach. Die ganze Welt wäre so schön. Vielleicht hätte er sie ja dann sogar umarmen können.
    Beim Abendessen gab es heute nur drei Gänge. Wie immer an den normalen Tagen. Ihr Hauskamerad Schilling , der jüngste Mulder in Haus Nummer Fünf erledigte heute bei ihnen den Tischdienst und konnte daher erst nachher zusammen mit den anderen Muldern ,die heute diesen Dienst hatten, und dem Küchenpersonal essen.
    Die Minestrone am Anfang bereitete Knars erwartungsgemäß keine Probleme. Ganz im Gegenteil, sie schien wie Balsam für Knars’ jungen, aber strapazierten Körper zu sein. Jan nutze die Gelegenheit und löffelte mehr als nur reichlich geriebenen Parmesan in die Terrine seines Zimmerkameraden. Ganz ähnlich wie schon beim Frühstück entstand so auf diese Weise eine äußerst gehaltvolle flüssige Mahlzeit. Das ging immer. Denn ganz wie er befürchtet hatte, verließ Knars der Appetit schon beim Hauptgang wieder. Mehr als ein paar Gabeln Pasta brachte er nicht runter. Der Körper schickte sich an, wieder leicht gegen den Geist zu rebellieren. Die köstliche Karamellcreme zum Dessert dagegen, die einen tollen italienischen Namen trug, an den Knars sich dann später aber partout nicht mehr erinnern konnte, überlistete Knars’ widerborstigen Magen dann endgültig. Jan war deswegen sogar etwas enttäuscht, denn er hatte schon irgendwie ein klein wenig darauf gehofft, heute Abend zum zweiten Mal in all seinen Jahren hier in Lohenmuld einen doppelten Nachtisch zu bekommen. Zum Trinken gab es an diesen normalen Tagen neben dem Wasser, das in Flaschen bereits auf den Tischen stand, roten und hellen Traubensaft. Discounterware in Beuteln aus Königshofen, mit der die betreffenden Weine simuliert wurden . Reichlich Fruchtzucker in gelöster Form. Ohne Alkohol. Auch gut in Knars’ momentanen Zustand.
    Nach dem Essen gingen sie dann noch kurz hinunter in den Zeitungslesesaal der Schlossbibliothek. Hier lagerten fast alle wichtigen deutschsprachigen Zeitungen und eine Auswahl der bedeutendsten Presseprodukte aus England, Frankreich, Italien und Spanien. Für Knars eine neue Erfahrung. Ganz anderes als die kurzen Tausend-Zeichen-Artikel , mit denen er sich sonst schnell, kurz und bündig auf seinem Laptop informierte. Es erforderte Konzentration, sich einem Thema einmal über fünf oder mehr in Spalten aufgeteilten Druckseiten zu nähern. Und ermöglichte ganz andere Einblicke, einen ganz anderen Zugang.
    Weit vor der eigentlich vorgeschriebenen Zeit gingen sie dann zurück in ihr Zimmer und zogen sich um.
    Knars stellte erneut fest, dass ihm der Schlafanzug von gestern Nacht einfach zu dick, zu wärmend war und wollte ihn unter den warnenden Protesten seines Zimmerkameraden schon wieder ausziehen. Schließlich kramten sie aus dem Plastiksack für die gebrauchte Wäsche in Tischis Schrank den dünneren, aber für den Herbst hier in Lohenmuld eigentlich ungeeigneten Schlafanzug heraus, in dem Knars sich dann wohler zu fühlen schien.
    So lagen sie bereits warm eingepackt in ihren Betten, als etwa eine Viertelstunde vor dem Lichtlöschen Herr Trietz ins Zimmer kam.
    Das Übliche. Jans Zigarettenpackung nahm er mit. Einschließlich der Notration in der Nachttischschublade. Zwei eingeschweißte Nikotinkaugummis ließ er da. Kritischer Blick auf Knars’ neuen Schlafanzug. Sofort gegen den dicken austauschen, schon beim aller ersten Gefühl eines leichten Fröstelns! Klar? Westerholdt? Schlüssel zweimal im Türschloss ungedreht. »Bonne nuît, garçons, et bonne chance.«
    Als der Strom abgestellt war und Dunkelheit herrschte, wiederholten sie das gemeinsame Zigarettenrauchen von gestern Nacht. Es war fast schon wie ein Ritual. Und Rituale entwickelten sich schnell in Lohenmuld . Erstaunlich schnell. Lang ausgestreckt auf kleinen Kissen beim Fußboden unter den Schreibtischen sitzend, brach Jan einen frisch aus seiner Verpackung herausgenommenen Nikotinkaugummi in zwei Teile und halbierte diejenige Hälfte für Knars nochmals. Schweigend kauten sie. Knars spürte die Wirkung heute kaum. Entweder war er einfach zu erschöpft, oder waren es bereits die ersten Anzeichen der Nikotinsucht, vor der ihn

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