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Das Land jenseits des Waldes, Band I

Das Land jenseits des Waldes, Band I

Titel: Das Land jenseits des Waldes, Band I Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Benedikt Altmann
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Vorwarnung mit dem Gesicht voraus auf der nassfeuchten Erde neben dem trockenen, gut befestigten Weg lag, wusste er nicht einmal mehr, ob er ausgerutscht, gestolpert oder womöglich gar von irgendjemanden unter den anderen Muldern umgerempelt worden war.
    Die ließen ihn einfach auf dem Boden liegen, ignorierten ihn komplett, und stiegen nach Beendigung ihrer knapp zweiminütigen Sunrise Walk Runde wieder vollzählig die Treppe hinauf ins Warme. Knars dagegen wurde einfach unten im feuchten Dreck zurückgelassen. Auch eine Art von ihnen ihm zu zeigen, wo er ihrer Meinung nach hin gehörte. Eine Verhaltensweise, die aber normalerweise nicht mit dem Lohenmulder Leitbild kompatibel war.
    Oben vor der Tür klatschte Herr Trietz mittlerweile erneut in seine Hände.
    »Westerholdt«, rief er lautstark nach unten.
    »Jetzt müssen wir schon wieder alle nur auf dich warten. Du bist immer der Letzte. Das muss sich, ja das wird sich aber bald noch ändern. Sehr bald sogar. Das versprech’ ich dir.«
    Behäbig schraubte sich Knars in die Höhe. An der Nordseite des Gartens kamen gerade in einiger Entfernung Lars und seine Mulder aus Haus Nummer Eins während ihres Sunrise Run vorbei. Volle Schlossumrundung. Zügiges Dauerlauftempo. Atmungsaktive CrossCountry Anzüge. Zackzack. Herr Doktor Schmitt in einem Golfmobil hinterher.
    Plötzlich spürte Knars die Nässe. Plötzlich spürte er auf einmal auch die Kälte. Schwer atmend schleppte er sich die Treppe wieder hinauf.
    »Weil es heute dein erster Tag hier bei uns ist, will ich das dann großzügigerweise noch einmal durchgehen lassen«, sagte Herr Trietz, als er die Tür zur Treppe hinter Knars schloss. »Aber ab morgen ziehst du dir bitte wie alle anderen hier bei uns auch zu unserem Sunrise Walk wenigstens einen Trainingsanzug an. Wir haben hier schließlich Mitte November und sind nicht im Club Méditerrané. Es ist daher auch in deinem Interesse. Ich weiß, du kommst morgens nur schwer aus den Federn, aber die paar Minuten zum Umziehen mehr, die müssen drin einfach sein.«
    »Ja, aber …ich dachte… «, wollte Knars einwenden, wurde von Herrn Trietz aber sogleich lautstark abgekanzelt. Dem Neuen hier mussten gleich einmal bestimmte Dinge von Anfang an klargemacht werden.
    »Nichts mit aber, Westerholdt. Was und wie etwas hier bei uns im Haus gemacht wird, bestimme hier allein ich. Und sonst niemand. Und deine Extrawürste kannst du gleich oben beim Tor im Wald begraben. Hab ich mich da jetzt klar genug ausgedrückt? Westerholdt?«

    Knars schluckte. So kannte er seinen jungen Hausvorstand gar nicht. Kleinlaut nickte er mit seinem Kopf.
    »Ja, klar. Mach’ ich.«
    Dann trottete er an Herrn Trietz vorbei hinunter in sein Zimmer, wobei er auf dem Weg dorthin auf dem Boden des Korridors unbeabsichtigt eine deutliche Dreckspur hinterließ, die Herrn Trietz erneut die Zornesröte ins Gesicht trieb. Dieser Westerholdt. Einzelschicksal. Darauf konnte er hier in seiner Eigenschaft als Hausvorstand auch im Interesse der anderen Mulder hier keine Rücksicht nehmen.
     
     
    Es waren diese kleinen Dinge, die Knars an diesem Morgen so schlimm peinigten, als er an Herrn Trietz vorbei gemächlich hinunter in sein Zimmer ging, wo er sich sofort im Badezimmer einsperrte.
    Nach einem ausgiebigen Mittagsschlaf nachmittags gegen vier hätte er über all das hier herzlich lachen können und es mit einem Grinsen weggesteckt. Aber jetzt, noch mitten in der Nacht, ohne auch nur halbwegs den für ihn so dringend nötigen Schlaf in ausreichendem Umfang gefunden zu haben, fühlte er sich in diesem Moment so unendlich elend und fast zu Tode gepeinigt.
    Diese frühe Stunde, der Mangel an wirklich erholsamen Schlaf schien jedes kleine Problemchen plötzlich wie unter einem Brennglas zu einem riesigen unüberwindlichen Berg aufzublähen.
    Kälte schlich sich so unter sein T-Shirt, das er gar nicht trug. Wie unruhige Noten, die darunter eine Melodie suchten, um sich zu wärmen. Dieser Morgen war so stumm. So stumm wie ein irrer Satz in einem Buch, das er nie gekauft hatte, das er nie gelesen hatte. Es sind dabei immer die kleinen Dinge, die einem zu Tode peinigen. Mangel an Schlaf, tropfende Wasserhähne, klappernde Fenster, ein dummes Grinsen, ein blöder Spruch. Dieser Morgen heute war so stumm und so lang wie ein ganzes schlimmes Jahr. Ein Festlied zu einem Fest, auf dem Knars nie gewesen war.
    Er erwachte im Haus eines Fremden. Er erwachte in der Stadt eines Fremden. Er erwachte in der stummen

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