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Das Landmädchen und der Lord

Das Landmädchen und der Lord

Titel: Das Landmädchen und der Lord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: ANNE HERRIES
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werde ich mich nicht mehr zu diesem Thema äußern.“ Nach einer knappen Verbeugung ging er hinaus und hinterließ eine sekundenlange drückende Stille.
    Schließlich brach Amelia das Schweigen. „Ich muss mich für meinen unhöflichen Bruder entschuldigen, meine Liebe. Er hatte kein Recht, so mit dir zu reden.“
    Es gelang ihr nicht, ihren Kummer zu verbergen, und Susannah fragte sich bestürzt, was bei der offenbar unangenehmen Besprechung erörtert worden war. „Oh, sein Tadel war berechtigt. Es war gedankenlos von mir, plötzlich hereinzustürmen. Aber ich war so aufgeregt.“
    „Freut mich, dass du dich amüsiert hast. In den letzten Tagen warst du ziemlich ruhig, und ich dachte, du würdest dich immer noch unpässlich fühlen.“
    „Nein, inzwischen geht es mir viel besser. Heute Nachmittag traf ich die Roberts-Zwillinge, und sie erzählten von einem Wettrennen zwischen Lord Coleridge und – oh, was glauben Sie, wer sein Gegner war?“ Amelia schüttelte den Kopf, und Susannah klatschte in die Hände. „Kein Wunder, dass Sie es nicht erraten! Lord Pendleton! Und es war eine äußerst knappe Entscheidung.“
    „Das kann ich mir vorstellen.“ Amelia lachte leise. „Immerhin sind die beiden berühmt für ihre Kutschenrennen. Wusstest du das?“
    „O ja, davon habe ich gehört. Aber ein Karriolenrennen in der Stadt! So etwas Aufregendes hätte ich Lord Pendleton niemals zugetraut.“
    „Nun, mich überrascht das nicht“, erklärte Amelia. „Als er noch jünger war, leistete er sich einige Eskapaden. Max Coleridge, Pendleton, Northaven und …“ Unvermittelt verstummte sie.
    „Der Marquess of Northaven? Lord Pendleton hält nichts von ihm.“ Verblüfft runzelte Susannah die Stirn. „Dass die beiden Gentlemen Freunde sind, hätte ich nicht gedacht.“
    „Früher waren sie befreundet. Dann veränderte sich Northaven zu seinem Nachteil, und die anderen … wurden erwachsen. Obwohl sie immer noch verrückt genug sind, um in Karriolen durch die Stadt zu rasen …“ Ironisch hob Amelia die Brauen. „Sicher amüsant, aber ziemlich unklug.“
    „Und gefährlich. Trotzdem muss es den Gentlemen viel Spaß gemacht haben. Wie gern hätte ich zugeschaut! Und es wäre wundervoll, könnte ich an einem solchen Rennen teilnehmen. Was natürlich unmöglich ist …“
    „Allerdings“, bestätigte Amelia. „Auch ich hätte das Spektakel gern verfolgt. Irgendwie finde ich es ungerecht, dass immer nur die Männer ihren Spaß haben. Andererseits – auch eine Frau genießt gewisse Vorzüge. Meinst du nicht auch?“
    „O ja, ich weiß – wie dumm ich bin, wenn ich mir aufregende Abenteuer wünsche. Wenn sie tatsächlich passieren, würden sie mir wahrscheinlich gar nicht gefallen.“
    „Mir auch nicht. Vielleicht wäre es für eine Frau am schönsten, einfach nur glücklich zu sein – mit jemandem, den sie liebt und der ihre Gefühle erwidert.“
    Als Susannah die Trauer in Amelias Augen sah, begann sie wieder einmal zu sprechen, ohne vorher nachzudenken. „Wie rücksichtslos von Sir Michael, Ihnen solchen Kummer zu bereiten! Oh, ich wünschte, er würde Sie nicht nur besuchen, wenn er mit Ihnen streiten will …“ Da merkte sie, was sie gesagt hatte. Erschrocken berührte sie ihre Lippen. „Oh, verzeihen Sie, so freimütig dürfte ich nicht reden.“
    „Natürlich darfst du deine Meinung äußern. Komm, setz dich zu mir, Liebes, ich möchte dir etwas erzählen, damit du mich besser verstehst. Was ich dir jetzt erkläre, wirst du vertraulich behandeln.“
    „Natürlich“, beteuerte Susannah und nahm auf einem Sofa Platz.
    „Wie ich bereits erwähnt habe – ich wollte jemanden heiraten, was mir verwehrt wurde. Deshalb kam es zwischen Michael und mir zu einem Zwist, der niemals bereinigt wurde. Nachdem Tante Agatha mich zu ihrer Haupterbin eingesetzt hatte, verschlechterte sich die Beziehung zwischen meinem Bruder und mir noch. Er verlangte, ich sollte ihm einen beträchtlichen Teil meines Erbes überlassen. Selbst wenn ich es wollte, das wäre gar nicht möglich, denn das Geld ist in verschiedenen Treuhandfonds festgelegt. Dafür hat meine Tante gesorgt, weil sie vorausahnte, welche Forderungen Michael an mich stellen würde. Da ich ein viel höheres Einkommen beziehe, als ich es brauche, übergebe ich meinem Neffen hin und wieder kleinere Beträge. Von meinem Bruder droht mir keine Gefahr. Gegen seine unangenehme Streitsucht weiß ich mich zu wehren. Also musst du dir deshalb keine Sorgen machen,

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