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Das Landmädchen und der Lord

Das Landmädchen und der Lord

Titel: Das Landmädchen und der Lord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: ANNE HERRIES
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haben ein ziemlich ungebärdiges Publikum angelockt.“
    „Oh … Vielleicht könnte ich mir mal ein Pferderennen ansehen, natürlich in passender Gesellschaft.“
    „Wenn Ihre Mama sich anschließt, werde ich Sie eines Tages zu einem Rennen begleiten.“
    „Ja, das wäre interessant.“
    „Wie Sie mir bereits erzählt haben, mögen Sie Pferde, lesen gern, und Sie lieben die Musik. Was bereitet Ihnen sonst noch Freude?“
    „Nun, ich gehe sehr gern mit meinen Hunden spazieren.“ Plötzlich merkte sie, wie sehr sie das Landleben vermisste. „Auf dem Land kann man sich viel freier bewegen, nicht wahr, Sir? Manchmal schimpft Mama mit mir, weil ich wie ein Wildfang über die Wiesen und Felder laufe. Und unsere Haushälterin nennt mich sogar eine ‚Landstreicherin‘.“
    „Auch ich liebe das Landleben. Danach sehne ich mich jedes Mal, wenn ich die Londoner Amüsements ein paar Wochen lang genossen habe. Reiten Sie, Miss Hampton? Oder lenken Sie lieber ein Gespann?“
    „Vor Papas Tod bin ich sehr oft ausgeritten. Einen Wagen habe ich noch nie gesteuert. Aber das würde ich gern lernen. Vielleicht – eines Tages.“
    „Wenn Sie heiraten, wird Ihr Ehemann Ihnen das sicher beibringen.“
    „Mag sein …“ Beklommen wich sie seinem Blick aus und suchte ein neues Gesprächsthema. Und dann entdeckte sie einen Gentleman, der soeben den Raum betrat. Da sie ihn nicht kannte, nutzte sie die Gelegenheit, um von etwas anderem zu reden. „Diesem Gast bin ich noch nie begegnet.“
    Lächelnd folgte Lord Pendleton der Richtung ihres Blicks. „Ah, der Earl of Ravenshead. Vor ein paar Monaten starb sein Vater, und Gerard hat den Titel geerbt. Das letzte Jahr verbrachte er in Frankreich. Vor einer Weile kehrte er nach London zurück.“
    „Er sieht sehr … nett aus.“
    „Das ist er auch – und ein guter Freund. Nun muss ich Gerard begrüßen, denn ich habe ihn dazu überredet, diese Soiree zu besuchen. Verzeihen Sie mir, wenn ich Sie jetzt verlasse, Miss Hampton? Etwas später sehen wir uns sicher noch. Vielleicht beim Dinner?“
    Lächelnd nickte sie und beobachtete, wie die Gentlemen sich begrüßten. Wie sehr sie einander schätzten, war offenkundig.
    In diesem Moment kam Amelia zu ihr. „Amüsierst du dich, Susannah?“
    „O ja, ein sehr angenehmer Abend.“
    „Das finde ich auch.“ Amelia sah sich um, und als sie die beiden Gentlemen entdeckte, rang sie nach Atem. „Oh …“
    „Stimmt etwas nicht?“ Amelia antwortete nicht, und Susannah bemerkte, wie blass ihre Freundin geworden war. „Fühlen Sie sich nicht gut? Wollen wir nach Hause fahren?“
    Amelia blinzelte verwirrt, dann lächelte sie. „Nein, alles in Ordnung, meine Liebe. Ich habe nur jemanden entdeckt, den ich früher kannte. Nicht so wichtig …“
    War es der Earl gewesen, der Amelias Blässe bewirkt hatte? Plötzlich entsann sich Susannah, was die Freundin ihr anvertraut hatte. „Meinen Sie den Earl of Ravenshead?“
    „Oh – ja. Als ich ihn kannte, war er noch kein Earl.“ Jetzt kehrte die Farbe in Amelias Wangen zurück, und sie erholte sich von ihrem Schrecken. „Vor Kurzem ist sein Vater gestorben, und er hat den Titel geerbt.“
    Anscheinend war Gerard Ravenshead der Mann gewesen, den Amelia hatte heiraten wollen. Und das war ihr verwehrt worden. Wie ihre wehmütige Miene verriet, bedeutete er ihr immer noch sehr viel.
    „Der Earl und Lord Pendleton sind gut befreundet, nicht wahr?“, fragte Susannah.
    „Das waren sie schon immer, trotz des Altersunterschieds. Ravenshead ist etwas älter.“
    „Glauben Sie, der Altersunterschied spielt eine Rolle in einer Ehe?“
    „Nun, ich finde, der Mann sollte ein paar Jahre älter sein. Allerdings verstehe ich nicht, warum manche junge Mädchen Männer heiraten, die ihre Großväter sein könnten. Jedenfalls ist das Alter nicht so wichtig wie Liebe und Respekt. Ohne solche Gefühle wäre eine Ehe unerträglich.“
    „Ganz meine Meinung. Jetzt beginnt das Konzert. Wollen wir unsere Plätze einnehmen?“
    „Ja, gewiss.“ Als Amelia sich abwandte, erregte sie die Aufmerksamkeit des Earls. Susannah beobachtete, wie sich seine Augen verengten. Dann sprach er sichtlich erregt auf Lord Pendleton ein.
    Nachdenklich folgte sie ihrer Freundin zu einem kleinen Sofa, auf dem ihre Mutter saß. Da die Musiker zu spielen begannen, konnte sie Amelia nicht auf die Reaktion des Earls hinweisen. Und als sie zur Dinnertafel gingen, dachte sie nicht mehr daran. Erst später kehrte die Erinnerung zurück,

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