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Das Landmädchen und der Lord

Das Landmädchen und der Lord

Titel: Das Landmädchen und der Lord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: ANNE HERRIES
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während sie Ravenshead mit Amelia sprechen sah. Ob sie einander nahegestanden hatten, ließen sie sich nicht anmerken. Sie unterhielten sich höflich – mehr schien nicht dahinterzustecken.
    Trotzdem bezweifelte Susannah nicht, dass ihre Vermutung stimmte. Zu verräterisch war die Reaktion der beiden gewesen. Ja, der Earl musste der Gentleman sein, den Amelia zweimal erwähnt hatte. Sie hatte ihn geliebt. Und sie liebte ihn wohl immer noch, obwohl sie den Eindruck zu erwecken suchte, er wäre ihr gleichgültig.
    Wie wundervoll wäre es, wenn sie wieder zueinanderfinden würden – jetzt, wo Amelia nicht mehr auf ihren anmaßenden Bruder hören musste! Oder war der Earl bereits verheiratet? Danach muss ich Lord Pendleton fragen, beschloss Susannah. Nicht heute Abend, das wäre zu indiskret. Achtlose Worte konnten Amelia schaden. Und das durfte auf keinen Fall geschehen.

4. KAPITEL

    Allzu lange musste Susannah nicht warten, bis sie Lord Pendleton um eine Erklärung ersuchen konnte. Sie trafen sich schon am nächsten Tag, als sie mit einigen Freunden im Park spazieren ging. Höflich zog er den Hut und fragte, ob er sich anschließen dürfe. Ein paar Minuten später wanderten sie Seite an Seite dahin und blieben hinter den anderen zurück.
    „Darf ich Ihnen eine Frage stellen, Sir?“, bat Susannah impulsiv.
    „Oh, natürlich, Miss Hampton. Und ich versichere Ihnen – was immer Sie erfahren möchten, werde ich vertraulich behandeln.“
    „Eigentlich müssten Sie mir etwas anvertrauen … Wissen Sie, ob zwischen Ihrem Freund, dem Earl of Ravenshead, und Miss Royston jemals eine engere Beziehung bestand?“
    „Wie kommen Sie darauf?“, erwiderte Harry zögernd. „Haben Sie etwas bemerkt?“
    „Ja. Als Miss Royston den Earl gestern Abend sah, war sie ziemlich verwirrt. Auch er wirkte verblüfft.“
    „Hm …“ Harry wollte das Vertrauen seines Freundes nicht missbrauchen. Aber es konnte wohl kaum schaden, etwas zu bestätigen, das ihr ohnehin schon aufgefallen war. „Ich glaube, früher kannten sie sich sehr gut. Dann geschah irgendetwas, und sie trennten sich. Mehr kann ich Ihnen nicht sagen, über die Einzelheiten bin ich nicht informiert.“
    „Oder Sie sind zum Schweigen verpflichtet“, entgegnete Susannah scharfsinnig. „Nun, Sie haben mir genug verraten. Amelia erwähnte bereits, sie habe den Gentleman einmal ge kannt, und ich will ihr helfen … Was Sie vermutlich nicht wissen – sie finanziert meine Saison in London. Selbstverständlich bin ich sehr dankbar für ihre Großzügigkeit. Ich würde mich so gern erkenntlich zeigen und etwas für sie tun.“ Nach kurzem Zaudern fügte sie hinzu: „Ist Lord Ravenshead verheiratet?“
    „Nein. Warum fragen Sie?“
    „Ich wollte mich nur vergewissern“, antwortete sie leichthin.
    „Führen Sie etwas im Schilde, Miss Hampton?“
    „Reden Sie mich nicht dauernd so förmlich an. Wenn wir unter uns sind – nennen Sie mich doch Susannah. Mittlerweile kennen wir uns gut genug, Sir.“
    „Damit bin ich nur einverstanden, wenn Sie mich Harry nennen.“
    „Oh … Ich bin mir nicht sicher, ob das richtig wäre. Aber ich könnte Sie Pendleton nennen“, schlug sie vor und sah so bezaubernd aus, dass er lächelnd nickte. „Was Amelia und den Earl betrifft … Sollen wir die beiden ermutigen, einander wieder etwas näherzukommen? Ich möchte meine liebe Freundin glücklich sehen. Zu auffällig dürften wir nicht vorgehen, nur hin und wieder eine Begegnung arrangieren.“
    „Ehrlich gesagt, ich glaube, wir sollen uns nicht in Dinge einmischen, die uns nichts angehen“, erwiderte Harry skeptisch. Er hatte angenommen, sein Freund würde sich vorerst um sein Landgut kümmern und seine gesellschaftlichen Kontakte vernachlässigen. Andererseits hatte Gerard beschlossen, die nächsten Wochen in London zu verbringen. „Es ist wahr, ich hatte stets den Eindruck, Miss Royston würde Ravenshead sehr viel bedeuten. Leider ist es schiefgegangen.“
    „Oh, ich wusste es ja“, rief Susannah triumphierend, „eine tragische Liebesgeschichte! Irgendwas hat das Glück der beiden verhindert. Und jetzt bekommen sie eine zweite Chance. Wie romantisch wäre es, wenn sie heiraten würden!“
    „Gewiss.“ Harry wollte ihre Gefühle nicht verletzen. „Trotzdem sollten wir uns da heraushalten. Wenn sie sich wirklich lieben, werden sie auch ohne unsere Einmischung zueinanderfinden.“
    „Nun, ich dachte nur, Sie könnten Miss Royston gelegentlich erwähnen, wenn Sie mit Ihrem

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