Das Landmädchen und der Lord
ich Freunde auf meinen Landsitz ein“, erklärte Harry, ohne seinen Blick von der Straße abzuwenden. Als Susannah ihn anschaute, sah sie eine kleine Ader in seiner Schläfe pochen. „Dann übernimmt meine Mutter die Rolle einer Gastgeberin. Wenn Mrs. Hampton einverstanden wäre, könnten Sie beide für ein paar Wochen zu uns kommen.“
Susannahs Herz klopfte wie rasend. Kein Heiratsantrag, aber vielleicht ein erster Schritt zum Erfolg – denn sie würden einander besser kennenlernen.
„Obwohl Mama schon andere Pläne gemacht hat – sicher würde sie sich geehrt fühlen, wenn Sie uns auf Ihren Landsitz einladen, Sir. Neulich erwähnte sie moderne Neuerungen, die Sie auf Ihrem Landgut eingeführt haben.“
„Tatsächlich? Ja, es stimmt, man hält mich für ziemlich fortschrittlich, denn ich experimentiere mit ein paar neuen Ideen. Aber davon wissen nur wenige Leute.“
„Anscheinend ist Mr. Sinclair ein beredter Verfechter Ihrer Fähigkeiten, Pendleton.“ Susannah lächelte träumerisch. „So ein charmanter junger Mann! Heute schickte er mir Blumen, denn er dachte, am Tag nach dem Ball würde mir jeder hübsche Sträuße schicken. Deshalb fand er, ich müsste am übernächsten Tag einen erhalten.“
„Fühlen Sie sich in Tobys Gesellschaft wohl?“ Prüfend musterte er ihr Gesicht. Aber sie sah sich lächelnd um.
„O ja!“ Eifrig wandte sie sich zu ihm. „Toby ist so amüsant. Gestern trafen wir ihn bei einem Spaziergang, und er begleitete uns auf einer Runde durch den Park. Als wir ein paar Kinder trafen, begann er sofort mit ihnen zu spielen. Sie hatten einen Hund und einen Ball, und da ging es ziemlich laut zu.“
„Das kann ich mir vorstellen.“ Harrys Augen verengten sich. Würde sein zwanzigjähriger Neffe besser zu Susannah passen?
„Mein Tanzabend war ein großer Erfolg, alle Gäste haben sich schriftlich bedankt.“
„Gewiss, ein wunderbares Fest.“ Er zwang sich, eine möglichst ausdruckslose Miene aufzusetzen, denn er fürchtete, seine Gefühle zu verraten. Hastig fuhr er fort: „Ravenshead hat mit Miss Royston getanzt. Ist es Ihnen aufgefallen?“
„Ja. Darüber habe ich mich sehr gefreut. Übrigens, ich werde die Freundschaft zwischen den beiden nicht mehr fördern. Sie hatten recht, Pendleton. Da sollte ich mich nicht einmischen.“
Jetzt erreichten sie den Park, wo sich zahlreiche Reiter und Spaziergänger tummelten, die das schöne Wetter nutzten. Belustigt beobachtete Harry, wie einige junge Gentlemen versuchten, Susannahs Aufmerksamkeit zu erregen. Allem Anschein nach war sie sehr beliebt. Hatte sie schon Heiratsanträge bekommen?
Was er nicht wusste, weil sie niemals mit ihren Eroberungen prahlen würde – sie hatte bereits drei Anträge abgelehnt. Und sie wäre noch öfter um ihre Hand gebeten worden, hätte sie ihre Verehrer ermutigt.
Offensichtlich bot der Park ihm keine Gelegenheit für einen Heiratsantrag, denn sie wurde immer wieder von Freunden und Bekannten angesprochen. Und so musste er sich noch ein wenig gedulden. Er würde seiner Mutter schreiben und sie bitten, Mrs. Hampton und ihre Tochter auf den Landsitz einzuladen. Dort würde er unter vier Augen mit Susannah reden.
In Amelias Haus zurückgekehrt, schwankte Susannah zwischen ihrer Enttäuschung über den vergeblich erhofften Heiratsantrag Lord Pendletons und der Freude, die seiner Einladung auf den Landsitz galt.
Ihre Mutter erklärte, dies sei ein Beweis für seine ernsten Absichten. „Warum sollte er uns sonst einladen?“
„Nun“, erwiderte Susannah unsicher, „er sagte, er würde mir beibringen, wie man einen Wagen lenkt. Und er erwähnte eine Hausparty.“
„Oh, das klingt vielversprechend. Weiß er, dass wir in ein paar Tagen nach Bath fahren?“
„Ja, Mama. Er wird seine Mutter bitten, uns offiziell einzuladen, und ich glaube, er erwartet uns nächsten Monat auf dem Land.“
„Sehr gut“, meinte Mrs. Hampton zufrieden, „dann haben wir in Bath genug Zeit und können Amelia helfen, sich in ihrem neuen Haus einzuleben.“
Als Amelia informiert wurde, fand sie die Situation ebenfalls verheißungsvoll. „Wenigstens will Pendleton dich besser kennenlernen, Susannah. Würdest du seinen Antrag annehmen?“
„Schon heute hätte ich Ja gesagt …“
„Begleitest du uns auf seinen Landsitz, Amelia?“, fragte Margaret Hampton. „Sicher wird Lord Pendleton auch dich einladen, weil er weiß, dass wir schon so lange zusammenwohnen.“
„Das hängt davon ab, was mich in Bath
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