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Das Landmädchen und der Lord

Das Landmädchen und der Lord

Titel: Das Landmädchen und der Lord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: ANNE HERRIES
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Verzeihung nicht würdig. Diesen Wunsch hatte Harry respektiert.
    Vermutlich würde ihn die Angelegenheit etwas mehr Zeit kosten als erwartet. Ohne Anstandsdame konnte er nicht mit Miss Hazledeane abreisen. Er hoffte, dass sie eine Zofe hatte. Andernfalls musste er ein geeignetes Mädchen einstellen. So bald wie möglich wollte er die junge Dame zu seiner Mutter bringen – die ihm sicher nicht dafür danken würde. Doch er kannte sie gut genug und wusste, sie würde die Verantwortung nicht ablehnen, die er ihr aufbürdete.
    Und dann würde er endlich nach Bath fahren – zu Susannah.
    „Lord Pendleton lässt sich entschuldigen“, berichtete Mrs. Hampton, einen Brief in der Hand, den sie in Amelias elegantem Salon in dem neuen Haus an der Crescent gelesen hatte. „Offenbar verzögert sich seine Ankunft um ein oder zwei Tage. Lady Elizabeth Pendleton wird ihn begleiten, außerdem …“ Verwirrt hob sie die Brauen. „Wusstest du Bescheid über sein Mündel, Susannah – eine gewisse Miss Jenny Hazledeane?“
    „Nein, er hat sie nie erwähnt.“ Susannah legte das Ladies’ Monthly Journal beiseite, in dem sie geblättert hatte. „Dazu gab es keinen Anlass.“
    „Wohl kaum … Nun, die Damen werden einige Tage in Bath verbringen, bevor sie auf das Landgut zurückkehren und alles für die Gäste vorbereiten. Sobald Lord Pendleton hier eintrifft, will er uns besuchen.“
    „Wie nett!“ Susannah lächelte erfreut. Vor dem Haus erklangen die Geräusche von Hufschlägen und rollenden Rädern, und sie wandte sich zum Fenster. „Das wird Toby sein, er möchte mit mir ausfahren.“
    „Schon wieder?“ Margaret Hampton runzelte die Stirn. „Zum dritten Mal in dieser Woche … Anscheinend interessiert er sich für dich.“
    „Oh, er ist nur ein Freund“, beteuerte Susannah. Dass Tony ihr Fahrstunden gab, verriet sie natürlich nicht, denn das würde ihre Mutter verbieten. „Entschuldige mich, Mama, in dieser Hitze sollen die Pferde nicht zu lange stehen.“
    „Geh nur, Liebes. Und vergiss nicht – heute Abend dinieren wir mit Freunden.“
    „Keine Bange, ich komme rechtzeitig nach Hause.“
    Eine Stunde später ereignete sich ein Unfall. Susannah lenkte das Gespann in langsamem Tempo eine ruhige Landstraße entlang.
    Als Toby gerade ihre Geschicklichkeit lobte, krachten im Wald zur Rechten drei Schüsse, offenbar von Jägern abgefeuert. Plötzlich gingen die Pferde durch, und Susannah wurde nach vorn gerissen – unfähig, die verschreckten Tiere zu bändigen.
    Ihr Begleiter ergriff die Zügel, aber es dauerte eine Weile, bis er das Gespann unter Kontrolle brachte. Kurz davor rollte ein Farmerkarren aus einer verborgenen Zufahrt, und Toby versuchte ihm auszuweichen. Doch die Räder des Karrens streiften die Karriole, die ins Schwanken geriet. Susannah wurde zu Boden geworfen und versank in schwarzem Nichts.
    Erst nach einigen Minuten kam sie zu sich. Verschwommen sah sie das aschfahle Gesicht von Toby, der ihre Wangen tätschelte und den Allmächtigen anflehte, er möge sie nicht sterben lassen.
    Das fand sie amüsant, denn sie fühlte sich keineswegs dem Tode nah. „Schauen Sie nicht so verängstigt drein“, bat sie und setzte sich auf. Während sie den Kopf schüttelte, verschwanden die Nebel aus ihrem Gehirn. „Ich glaube, ich bin nicht allzu schwer verletzt. Wenn Sie mir helfen, kann ich sicher aufstehen.“
    Behutsam zog er sie auf die Beine und schlang einen Arm um ihre Taille. Einige Sekunden lang taumelte sie und lehnte sich an ihn, bis der Schwächeanfall verebbte.
    „Verzeihen Sie mir, Susannah. Sie hätten sterben können. Durch meine Schuld …“
    „Unsinn. Sie konnten nicht wissen, dass die Pferde durchgehen würden. Außerdem hätten Sie ein Unglück verhindert, wäre dieser Karren nicht so plötzlich aufgetaucht.“
    „Nein, ich hätte besser auf Sie achten müssen“, beharrte Toby reumütig. „Bitte, vergeben Sie mir. Wäre Ihnen etwas Schlimmeres zugestoßen – ich würde es nicht ertragen.“
    Susannah trat einen Schritt vor und zuckte zusammen. „Oh, ich fürchte, ich habe mir den Knöchel verstaucht.“
    „Wenn Sie erlauben, trage ich Sie.“
    „Nicht nötig. Sicher kann ich zum Wagen humpeln. Sind die Pferde verletzt? Und was ist mit der Karriole passiert?“
    „Nun, die Pferde sind ziemlich mitgenommen. Kein Wunder nach diesem wilden Galopp. Die Karriole ist nur leicht beschädigt. Am besten fahren wir ganz langsam zum nächsten Gasthaus. Ich lasse das Gespann wechseln und

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