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Das Landmädchen und der Lord

Das Landmädchen und der Lord

Titel: Das Landmädchen und der Lord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: ANNE HERRIES
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gleiten, schloss für ein paar Sekunden die Augen und freute sich an der friedlichen Stille ihrer Umgebung.
    Nach etwa einer halben Stunde ruderte Harry zum Landesteg zurück, half seiner Verlobten auszusteigen und fragte Lady Booker, ob sie Lust zu einer Bootsfahrt hätte. Zu Susannahs Überraschung stimmte die alte Dame zu. Inzwischen waren Gartenstühle aufgestellt worden, und die Dienstboten deckten kleine Tische für das Picknick.
    Toby brachte Lady Elizabeth an Land und schlenderte zu Susannah, die im Schatten eines Baumes stand und beobachtete, wie sich die Leute amüsierten. „War dieses Picknick nicht eine großartige Idee von meinem Onkel?“
    „O ja …“ Sie unterbrach sich, denn sie sah eine Frau hinter dem Bootshaus hervorschleichen, die ihre Aufmerksamkeit erregte, weil sie sich seltsam benahm. Immer wieder spähte sie über ihre Schulter, als fürchtete sie, ertappt zu werden. Dann drehte sie sich um und eilte davon.
    Nur wenige Sekunden später tauchte ein Mann auf und ging in die entgegengesetzte Richtung.
    „Haben Sie den Gentleman am anderen Ufer gesehen?“ Susannah berührte Tobys Arm. „Soeben trat er hinter dem Bootshaus hervor. „Wenn ich mir auch nicht sicher bin – ich glaube, es war der Marquess of Northaven.“
    „Wo?“ Toby schaute hinüber, erblickte aber nur eine schemenhafte Gestalt, die hinter einigen Bäumen verschwand. „Unmöglich – Northaven auf Pendleton? Hier ist er nicht willkommen. Und die Patrouillen suchen das Gelände Tag und Nacht ab.“
    „Gewiss, es ist unwahrscheinlich. Ich habe mich wohl geirrt. Aber dieser Mann sah wie der Marquess aus …“
    „Warum sollte er hierherkommen? Da Harry den Kerl verabscheut, würde er ihn niemals auf seinen Landsitz einladen.“ Toby runzelte die Stirn. „Eigenartig. Ich verstehe nicht, wieso sich jemand da drüben herumtreibt. Von den Gästen fehlt keiner. Und die Wachtposten wurden angewiesen, nach Fremden Ausschau zu halten. Nun, vielleicht war es ein Wildhüter.“
    „Da haben Sie sicher recht“, meinte Susannah. „Der Marquess kann es nicht gewesen sein. Nur eine Sinnestäuschung, Licht und Schatten müssen meiner Fantasie einen Streich gespielt haben.“
    Weil sie kein Aufhebens machen wollte, beschloss sie, den Zwischenfall nicht mehr zu erwähnen. Doch sie glaubte immer noch, sie hätte Northaven erkannt. Und die Frau musste Miss Hazledeane gewesen sein, denn zwischen den Baumstämmen am anderen Ufer hatte etwas Weißes geleuchtet. Und Jenny war die einzige Dame, die an diesem Morgen ein weißes Kleid trug.
    Hatten Miss Hazledeane und der Marquess ein Treffen hinter dem Bootshaus vereinbart – vielleicht beim Tee in Bath? Plötzlich dachte Susannah an den Mann und die Frau, die sich nachts im Park geküsst hatten. Waren das Jenny und Northaven gewesen?
    Um diese Fragen drehten sich ihre Gedanken während des ganzen restlichen Vormittags. Beim Picknick nahm sie nur selten an den Tischgesprächen teil. Sollte sie Harry über ihre Beobachtungen informieren? War sie dazu verpflichtet?
    Solche Überlegungen beschäftigten sie auch am Nachmittag. Mehrmals war sie nahe daran, Harry zu erzählen, was sie wusste. Aber inzwischen war Miss Hazledeane zu der Gesellschaft zurückgekehrt, spielte mit einigen Leuten Kricket, und Susannah wollte die fröhliche Partystimmung nicht beeinträchtigen. Am Vortag hatte sie schon für genug Aufregung gesorgt. Letzten Endes entschied sie, es wäre am besten, nach dem Dinner unter vier Augen mit Jenny zu reden.
    Dazu fand sie keine Gelegenheit. Denn als sich die Damen in den Salon zurückzogen, wurde sie um einen Vortrag am Pianoforte gebeten. Später nahm Amelia ihren Platz an dem Musikinstrument ein. Einige Frauen schlugen eine Partie Pikett vor.
    Bald genoss Susannah das unterhaltsame Kartenspiel und vergaß Miss Hazledeane. Auch die Gentlemen hatten sich mittlerweile im Salon eingefunden. Nach einer Weile sah sie sich nach Harry um. Aber er war verschwunden.
    „Falls Sie Harry suchen“, erklang Lady Ethels durchdringende Stimme, „der spielt mit ein paar Gästen Billard. „Achten Sie lieber auf Ihre Karten, Mädchen, sonst verlieren Sie wichtige Punkte. In den nächsten Tagen können Sie noch oft genug turteln.“
    Lachend konzentrierte Susannah sich wieder auf das Spiel und erzielte sogar einen Gewinn. Nach einer halben Stunde wurde sie von Lady Ethel entlassen und erklärte ihrer Mutter, sie würde zu Bett gehen. „Wenn ich morgen Vormittag mit Harry ausfahre, möchte ich

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