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Das Landmädchen und der Lord

Das Landmädchen und der Lord

Titel: Das Landmädchen und der Lord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: ANNE HERRIES
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Northaven erzählen müssen. Nun brannte die junge Dame mit dem Marquess durch. Und ihr Ruf war für immer ruiniert.
    War es zu spät, um etwas zu unternehmen? Unschlüssig ging sie in einen der Privatsalons. Wen sollte sie wecken? Ihre Mama, Amelia oder Harry?
    Schließlich entschied sie, es wäre am besten, ihrem Verlobten Bescheid zu geben. Doch sie konnte unmöglich sein Schlafzimmer betreten. Deshalb würde sie nach unten gehen. Um diese Stunde müssten die Dienstboten bereits aufgestanden sein, und sie wollte einen Lakaien bitten, Seine Lordschaft zu wecken. Und wenn sie keinen der Bediensteten antraf, würde sie ein wenig durch den Park wandern. Sicher würde ihr die frische Luft helfen, den Mut aufzubieten, den sie für ihre Mission brauchte.
    Toby schaute durch sein Schlafzimmerfenster und erblickte Susannah im Park. Offenbar befand sie sich in Schwierigkeiten. Und so zog er sich hastig an und lief nach unten. Als er ins Freie trat, kehrte sie gerade zum Haus zurück.
    „Sind Sie krank, Susannah?“, fragte er besorgt. „Was haben Sie denn im Park gemacht?“
    „Oh, Gott sei Dank!“, rief sie und umklammerte seinen Arm. „Ich muss mit jemandem reden. Und Sie sind genau der Richtige, Toby. Ich fürchte, Harry wird mir so böse sein …“
    „Was haben Sie denn angestellt?“
    „Ich verschwieg ihm etwas, das ich ihm hätte mitteilen müssen“, gestand sie. „Und jetzt ist etwas Schreckliches geschehen. Zum Mindesten glaube ich es.“
    Toby führte sie in die Halle zu einem Sessel. „Setzen Sie sich, erzählen Sie mir alles. So schlimm kann es gar nicht sein.“
    „Doch.“ Beinahe erstickte ein Schluchzen ihre Stimme. „Erinnern Sie sich an den Mann, den wir gestern Nachmittag beim Bootshaus sahen?“ Toby nickte. „Nun, es war ganz sicher Northaven. Und heute Nacht ist er mit Miss Hazledeane durchgebrannt.“
    „Nein, unmöglich – niemals würde sie …“ Toby starrte sie entsetzt an. „Da sie fast mittellos ist, würde Northaven sie wohl kaum heiraten.“
    „Umso schrecklicher! Bevor sie hierherreiste, sah ich die beiden zusammen in einem Teesalon in Bath. Und ein Blick in ihr Gesicht verriet mir alles – sie liebt den Marquess. Auch hier auf Pendleton traf sie ihn. Und heute Morgen rannte sie mit ihm davon.“
    „Warum haben Sie das alles nie zuvor erwähnt?“
    „Weil … ich mir nicht sicher war. Als ich Jenny zur Rede stellte, weinte sie und flehte mich an, ihr Geheimnis niemandem zu verraten.“
    „Bleiben Sie hier, Susannah. Ich werde Harry wecken. Erst einmal muss ein Dienstmädchen nachsehen, ob sich Miss Hazledeane in ihrem Zimmer befindet.“
    „O Gott, Harry wird so wütend sein …“
    Toby hörte ihr nicht mehr zu. Als er die Treppe hinaufstürmte, nahm er immer zwei Stufen auf einmal. Susannah erhob sich und betrachtete die Gemälde in der Halle, um sich von ihrer Sorge abzulenken. Aber ihr Gewissen ließ sich nicht beschwichtigen. Hätte sie Harry von Anfang an mitgeteilt, was sie wusste, wäre das alles nicht geschehen.
    Etwa zwanzig Minuten später kam Harry zu Susannah. Wie wütend er war, bezeugte seine Miene nur zu deutlich, und sie begann vor Angst zu zittern. Zweifellos gab er ihr die Schuld an den Ereignissen, und das zu Recht.
    „Soeben hat ein Dienstmädchen festgestellt, dass Miss Hazledeanes Bett diese Nacht nicht benutzt wurde. Außerdem ist ein Teil ihrer Sachen verschwunden.“
    „Tut mir so leid“, flüsterte Susannah mit schwacher Stimme.
    „Hat sie dir von ihren Absichten erzählt? Hast du ihr zur Flucht verholfen?“ Seine Miene nahm einen kalten, strengen Ausdruck an. „Sag mir alles, ich will keine Lügen mehr hören.“
    „Nein, ich … ich habe nicht gelogen“, stammelte sie. „Ich verschwieg dir nur, was ich sah, weil ich dachte, es würde mich nichts angehen. Und heute Nacht weinte sie und bat mich, ihr Geheimnis zu bewahren. Sie erklärte mir, sie würde Northaven schon lange lieben und er hätte sie heiraten wollen. Aber er braucht Geld. Und ihr Bruder hat ihr Erbe verschwendet.“
    Sein Blick weckte den Wunsch, im Erdboden zu versinken. „Also fandest du, es würde dich nichts angehen, dass sich eine junge Dame mit einem Mann traf, dessen schlechten Ruf du kanntest? Miss Hazledeane ist das Mündel meiner Mutter. Deshalb wäre es deine Pflicht gewesen, mich zu informieren. Dann hätte ich sie beschützt. Wie konntest du mir etwas so Wichtiges verheimlichen? Eigentlich hatte ich dich für vernünftiger gehalten.“
    „Nun, ich war mir

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