Das lange Lied eines Lebens
Kokosnussbürste auf den Boden zu schlagen und dazu laut und falsch zu singen: » Mosquito one, mosquito two, mosquito jump inna hot callalu .« Das machte die unangenehme Plackerei für July nur noch schlimmer und nicht etwa einfacher, wie die begriffsstutzige Molly behauptete.
Zwölf Gäste bei einem festlichen Abendessen reichten aus, um die gemächliche Küchenroutine im Hause des todtraurigen Massas durcheinanderzubringen. Aber schlimmer noch: Die beiden Waschweiber Lucy und Florence aus ihrem Reich am Fluss zu holen – und sie mit nackten Füßen in einer Ecke der drückend heißen Küche stehen zu lassen, wo sie mit weit aufgerissenen Augen ratlos auf die aufgetürmten toten Hühner, Kaninchen und Schildkröten starrten, die darauf warteten, gekocht zu werden –, das war schiere Grausamkeit.
Denn diese beiden Frauen bemühten sich, den seltsamen Anordnungen Folge zu leisten, die ihnen zugebrüllt wurden, und duckten sich bei jedem Befehl, als würden die Worte sie
wie Schläge treffen. Doch sosehr Hannah sie anschrie, sie sollten das Mehl mit flatternden Fingern in den Teig einarbeiten und diesen mit leichter Absicht weichkneten, behandelten Lucy und Florence den Teig wie ein verschmutztes Unterkleid, das gesäubert werden musste. Sie walkten ihn, sie schlugen ihn, sie schwenkten ihn um ihre Köpfe und klatschten ihn auf einen Stein.
Hannah hatte keine Zeit für Teig, denn an diesem Tag kamen die Höker in beflissener und doch träger Prozession zur Küche herein, um ihre Waren feilzubieten.
Eine Negerin, deren Haut so schwarz war, dass sie blau aussah, rief: »Mangos zu verkaufen«, als sie, einen Korb auf dem Kopf, in ihrem farbenprächtig gestreiften Rock in die Küche schritt. Während sie Hannah die prallsten Früchte aus ihrem Versorgungsfeld zeigte, beugte sie sich verschlagen zu der alten Köchin hinab, um ihr zuzuflüstern, was sie vom Prediger gehört hatte, nämlich, dass sie alle bald frei sein würden. Da sie zwar dicht an ihrem Ohr flüsterte, jedoch sehr schnell sprach, konnte Hannah nicht jedes Wort hören – irgendetwas über den König und den Massa ging verloren –, aber sie nickte mit geheucheltem Verständnis.
Die Mulattin, die ihre Freiheit und einen Karren am selben Tag erworben hatte und jetzt Zedernholzkisten mit rosa, weiß und gelb glasierten Kokosnusskuchen verkaufte – die, die für einen Esel sparte, damit sie ihre Ware nicht mehr selbst schieben und ziehen musste –, sie hatte gehört, dass es der König war, der gesagt haben sollte, es würde bald keine Sklaven mehr geben.
Der Fischer mit seinen Fässern voll blau-grauer Shrimps, aus denen ganze Wasserlachen über Hannahs Füße schwappten, als er die sich windenden Krustentiere hochhob, damit Hannah sie prüfen konnte, hatte nichts gehört. Dieser dürre Kerl, dessen eines Bein kürzer war als das andere, ging ja nicht einmal zum Gottesdienst in die Stadt. Doch die freigelassene Farbige, die ihre braune Haut scheuerte, bis sie hell war, und jedem, der es hören
wollte, mitteilte: »Bin niemals Sklavin nich’ gewesen«, die, die in einem von einem halb toten Maultier gezogenen Wagen fuhr und ihren Sonnenschirm in der Hand drehte, wenn man ihre Gläser mit eingelegten Guaven und Limetten, ihren Ingwergelee und ihren Pfeffer-Sherry ans Licht hielt, um sie zu begutachten, sagte, all das Gerede sei Unsinn – die weißen Massas hätten recht, der König hätte nichts davon gesagt, dass sie frei seien.
An diesem Morgen kamen viele Leute mit Yams, Mehlbananen, Artischocken, Ananas, Süßorangen, grünen Bananen, Käsesorten und Kaffeebohnen in die Küche. Sie kamen, um die Messer zu schleifen, die Kessel zu flicken, und brachten Dutzende von Schachteln mit Bienenwachskerzen. An diesem Tag hatte Hannah jedoch keine Zeit, darüber zu tratschen, was man beim Sonntagsgottesdienst gehört hatte – der vor der Schmiede in der Stadt abgehalten wurde und zu dem sich alle versammelten, um dem Prediger zuzuhören, der von Freiheit schwafelte. Bei all den Hökern, die nun eintrafen, hatte sie kaum genug Zeit, den einen oder anderen Pfeifenkopf faserigen Tabaks mit ihnen zu rauchen.
Godfrey, der auf seinem Stuhl in der Küche saß, kümmerte sich gewissenhaft um den Aufmarsch der Höker, denn er musste für ihre Waren und Dienste aus seinem Geldsack bezahlen. Seine hohlen Hände wachten sorgsam über den ledernen Beutel, den er im Schoß hielt. Nach jedem Kaufabschluss zählte er das verbliebene Geld – dabei bewegte er lautlos
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