Das lange Lied eines Lebens
schon, Godfrey, lass uns losfahren.«
Godfrey kam langsam die Stufen an der Seite des Hauses herauf. Er trug eine Lampe, die er auf den Boden stellte, damit er beide Hände frei hatte, um sich am Kopf zu kratzen.
»Beeil dich, Godfrey. Heb die Sachen auf«, sagte Caroline. Godfrey starrte auf den Sack, die kleine Reisetruhe und die Stoffreisetasche, die zwischen ihm und der Missus standen.Wieder deutete seine Missus mit einem verzweifelten Seufzer auf die Gegenstände, die Godfrey fortschaffen sollte.
Doch Godfrey kratzte sich noch immer am Kopf und sagte: »Ihr wollt, dass ich die auf den Wagen tue und Euch dann in die Stadt bringe?«
»Natürlich, auf den Einspänner. Und ich hab’s eilig, wegzukommen. «
»Ihr wollt also, dass ich alles auf den Einspänner hebe und Euch in die Stadt fahre?«
»Godfrey, stell dich nicht dumm. Du weißt genau, dass ich um meiner Sicherheit willen in die Stadt fahren muss, bis der ganze Ärger vorbei ist. Nun lass uns endlich fahren.«
Und Godfrey blickte auf die Missus herab, schnalzte laut mit der Zunge und sagte: »Dann müsst Ihr mich bezahlen, Missus.«
July schlug die Hände vor den Mund, um ihr Keuchen und Kichern zu unterdrücken. Während Caroline nur noch hervorbringen konnte: »Was hast du gesagt?«
»Hab gesagt«, begann Godfrey, »dass ich ’ne Bezahlung brauch, wenn ich Euch in die Stadt bringen soll.«
»Bezahlung?«, wiederholte die Missus. Sie warf Godfrey einen finsteren Blick zu, dann sah sie fragend zu July, um eine Erklärung für sein Benehmen zu erhalten. July aber schwieg –
ihr Mund war zur Grimasse eines Kindes in der Aufregung des Spiels verzogen.
»Sei nicht lächerlich, Godfrey«, sagte Caroline. »Heb die Sachen auf, oder ich sorge dafür, dass du bestraft wirst.«
Godfrey seufzte. Dann ging er an der Missus vorbei in die Eingangshalle und setzte sich auf einen der hölzernen Stühle des Massas. »Dann bestraft mich, Missus«, sagte er, legte erst das eine, dann das andere Bein über die Armlehnen des Stuhles, auf dem sonst der Pflanzer saß, und blieb sitzen, als warte er darauf, dass ihm jemand die Schuhe auszog.
Caroline Mortimer stampfte heftig mit dem Fuß auf. »Wenn mein Bruder davon erfährt, wirst du im Hof ausgepeitscht.« Godfrey reinigte einen seiner Fingernägel. »Ich werde ihm sagen, dass er dich nicht schonen soll. Die neunschwänzige Katze. Ich werde ihm sagen: ›Nimm die neunschwänzige Katze.‹ Er wird dich auspeitschen wie einen Nigger. Du wirst schon sehen.«
Godfrey lehnte den Kopf gemächlich gegen die Rückenlehne des Stuhls. Er holte tief Luft, dann sprach er zur Decke: »Missus, wenn mich die Nigger, die für ihre Freiheit kämpfen, mit Euch zusammen auf der Straße sehen, dann schneiden se mir todsicher die Gurgel durch, genauso wie Euch. Also will ich ’ne Bezahlung dafür, dass ich Euch fahr.«
Plötzlich zog Caroline July unsanft herbei, sodass sie vor Godfrey zu stehen kam. »Sag ihm, Marguerite, dass man mich völlig vergessen hat und dass ich in die Stadt muss.«
Sie schüttelte July so heftig, dass Godfrey sagte: »Loslassen, Missus. Lasst se los.«
»Dann bist du also bereit, meine Sachen auf den Einspänner zu tun und mich in die Stadt zu bringen?«, fragte sie.
Und Godfrey antwortete: »Natürlich.«
Caroline strich sich über den Rock, um ihre Fassung wiederzugewinnen, und sagte: »Gut«, während Godfrey fortfuhr: »Bezahlt mich, dann sin’ wir unterwegs.«
»Steh auf, steh auf!« In ihrem Zorn sprang Caroline zwei Mal auf und ab. »Tu, was man dir sagt!« Dann holte sie mit der geballten Faust aus, um Godfrey zu schlagen. Doch Godfrey packte ihre Handgelenke mit so hartem Griff, dass das Gesicht der Missus sich vor Schmerz verzerrte. Als Godfrey sich vom Stuhl erhob, öffnete sich ihr Mund in wortloser Qual. Da er jetzt größer war als sie, konnte er ihre Handgelenke nach unten drücken, bis der Schmerz sie zwang, vor ihm in die Knie zu gehen. Als die Missus, von Godfrey überwältigt, auf dem Boden zusammensackte, ließ er ihre Handgelenke los.
July wollte zu ihr hinlaufen, aber Godfrey rief: »Halt!«
Er setzte sich wieder und begann, an seinem Fingernagel herumzuspielen, während Caroline Mortimer, die zu seinen Füßen zitterte wie ein Fisch, den man eben aus dem Wasser gezogen hat, langsam den Kopf hob, sich mit dem Handrücken die triefende Nase abwischte und ihn ruhig fragte: »Wie viel?«
Nein, entschied Godfrey, ihr Hausmädchen Marguerite könne Caroline Mortimer auf der
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