Das launische Eiland.
gehört mir, und ich gebe es nicht aus der Hand. Sie können den Rauch bestens mit bloßem Auge sehen«, sagte Michele Navarria, der, je näher das Schiff kam, nervöser als ein Wespennest war. Er hätte zufrieden sein können, genau wie die anderen Kollegen, doch er war nun mal so, er konnte es nie bei etwas bewenden lassen, und die da fraßen und soffen seine halben Vorräte leer, mit der Ausrede, daß sie auf dem Spaziergang Hunger und Durst bekommen hätten. Aber schuld war er, denn am Morgen hatte er, bevor er das Lager von Don Ciccio Lo Cascio verließ, in die Runde hinein gesagt: »Heute nach dem Essen geh ich nach Durrueli.«
Die Lagerhalter hatten das zu Recht für eine Einladung gehalten und waren mit Karren, zu Fuß, zu Pferd, wie auch immer in seinem Landhaus in Durrueli eingetroffen, einem Ort oberhalb von Vigàta, wo man einen Blick auf das einlaufende Dampfschiff genießen würde wie im Theater. Doch in diesem Augenblick setzte ihm Pasqualino Patti zu. Während die anderen große Reden schwangen und sich seinen Wein hinter die Binde kippten, schleimte der um ihn herum, weil er sein Fernglas geliehen haben wollte – kurzsichtig, wie er war, hatte er noch nichts von dem Rauch gesehen.
»Sehen Sie den Rauch denn nicht? Dort, in gerader Linie hinter dem Felsen der Verlobten.«
»Ich sehe ihn nicht, leihen Sie mir das Fernglas. Haben Sie etwa Angst, ich könnte es aufessen?« fragte Pasqualino Patti.
»Sie sind in der Lage, sogar Steine zu fressen, wie kann da ein Fernglas vor Ihnen sicher sein!« entgegnete Michele Navarria und spielte damit auf den halben Laib Brot und die dreihundert Gramm Schinken an, die der andere in einer halben Stunde verputzt hatte, als hätte er seit einem Monat nichts mehr zu beißen gehabt.
»Der Rauch! Der Rauch! Der Rauch!«
Im Ton, im Klang, in der Lautstärke variiert, wie ein Feuerwerk, das in die Luft geschossen wird, setzte sich das Echo dieses Rufs von Dach zu Dach, von Fenster zu Fenster fort und folgte dabei einem Strang aus Schicksalsfügungen, Sympathien, Antipathien, grausamem Haß und ebenso grausamen Lieben. Einmal half der Wind nach, dann war er eher hinderlich. In Bächen, Wildläufen, Wasserfällen stürzte das Echo zu den niederen Stockwerken und den ebenerdigen Behausungen hinab, wo sich die, die aufgrund ihrer Herkunft oder Vermögenslage nicht auserkoren waren, Terrassen oder Balkone zu besitzen, dem wohlmeinenden Herzen der Glücklicheren anvertrauten, um genaueste Angaben über Farbe, Durchmesser, Abstand vom Hafen und Dichte der Rauchfahne zu erhalten.
Vito Cusumano vergaß in der Eile sein Jackett, ausgerechnet er, der immer aussah wie aus dem Ei gepellt und sich nicht einmal als Leichnam mit einem ungekämmten Härchen gezeigt hätte; Tano Musumeci verkürzte seinen zweistündigen Verdauungsschlaf um eine geschlagene Stunde, wohlgemerkt hatten es die drei Stöße des Erdbebens im Jahr 1880 nicht fertiggebracht, ihn seines Schlafs zu berauben; Pino Macaluso brüllte herum, daß er nicht einmal dann liegenbleiben würde, wenn es ihm sämtliche Ärzte auf dem Erdenrund befehlen würden, und verlangte von seiner Frau Hilfestellung, um sich aus dem Bett, seiner Leidensstätte seit zehn Jahren, zu erheben; Melo Tringali ließ den Barbier, der alle zwei Wochen zu ihm ins Haus kam, halbverrichteter Dinge stehen. Und das war wirklich eine denkwürdige Sache, denn das Haareschneiden hatte für Melo genau denselben Stellenwert wie eine heilige Messe und mußte in absolutem Schweigen, ohne die geringste Störung verlaufen, davon konnte sein Sohn Pino ein Liedchen singen. Als der nämlich zwei Jahre zuvor unbedacht ins Zimmer gekommen war, um ihm eine Nachricht zu unterbreiten, die Donna Rosina betraf, nämlich: »Papa, die Mama ist in dieser Sekunde gestorben«, bekam er einen Stuhl an den Kopf geworfen, wovon heute noch eine Narbe zeugte.
Nie, auch nicht an den stürmischsten und schwärzesten Wintertagen, wenn irgendein verlorener Fischkutter kämpfte, um den Weg in den Hafen zu finden, und jeder Brecher ihn verschluckt zu haben schien, wenn man die Namen der Unglücklichen auf See schon leise vor sich hin murmelte, wie man es mit den Toten macht, da die einzigen, die deren Namen laut herausschreien dürfen, die Frauen, Töchter, Mütter waren, die durch die Straßen des Dorfs in Richtung Strand rannten, während sich um sie herum ein Schweigen verdichtete, das man mit dem Messer hätte schneiden können; und in diese Stille hinein
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