Das Leben dahinter (German Edition)
versuchte, es zu vertilgen.
Jetzt oder nie!
Ein lautes, durchdringendes Hupen ertönte, bevor die Luke an der gegenüberliegenden Seite des Laboratoriums geöffnet wurde.
Die entweichende Luft zischte fast mit einem Knall, als der Raum explosionsartig dekomprimiert wurde. Die Kraft der in Bewegung gebrachten Luft zerrte am Labor. Johannson kam es unwirklich vor, dass er von dieser Kraft nichts bemerkte, obwohl sie nur etwa einen Meter von ihm entfernt wütete. Ungesicherte Gegenstände, von denen es nur wenige gab, verschwanden beinahe umgehend durch die einen Quadratmeter große Öffnung. Ein Holo und einige Scanner, auch Hautschuppen und die Teilchen der Atmosphäre wurden von Blitzen begleitet in das Vakuum des normalen Raums gedrückt und verschwanden. Korhonens Arme und Beine wurden ebenfalls in Richtung Luke gezogen. Wie eine Puppe baumelte er in den Gurten.
D ie wirbelnde, schwarze Wolke hatte sich zu allererst aufgelöst und war prasselnd auf die Öffnung getroffen. Und plötzlich war es vorbei und das Labor völlig luftleer.
Korhonen hing reglos im Sessel, doch Johannson konnte sehen, dass sich seine Bauchdecke bewegte. Der Anzug hatte Spuren davongetragen, doch schien zu halten , der Helm war überseht von Kratzern, doch noch intakt. Er hatte es geschafft!
Die Luke wurde geräuschlos wieder geschlossen und eine Atmosphäre zurück in das Labor gepumpt.
Gott sei Dank , dachte Johannson mit einem lauten Seufzer der Entspannung. Es hat funktioniert.
„Damit habt ihr wohl nicht gerechnet“, rief Hornbrille. Die Anspannung fiel merkbar von jedem innerhalb des Raums ab, genauso wie die Temperatur und der Sauerstoffgehalt im Labor langsam wieder anstieg.
„War es das jetzt?“, fragte Stein mit zittriger Stimme.
„Das war’s“, antwortete Johannson entspannt. „und wir haben unsere Daten.“
Jetzt sah er Stein zum ersten Mal richtig an, seit sie durch die Tür ge kommen war. Ihr Gesicht war völlig verschwitzt und sie war kreidebleich.
„Keine Sorge, Lis. Die Biester sind weg.“
„Ja“, rief Hornbrille quer durch den Raum. „die schwirren jetzt durch den normalen Raum und fragen sich, wo ihr Mittagessen ist.“ Das Team lachte, doch weder Stein noch Johannson war danach.
„Sehen wir nach Doktor Korhonen“, sagte er , schwang sich auf und nahm Stein bei der Hand. Noch bevor Hornbrille ihnen folgen konnte, drehte sich Johannson zu ihm um und sagte:
„ Sie bleiben da und versuchen rauszukriegen, was die Stimulation der Insekten ausgelöst hat!“ Der nervige Kerl nickte demütig und setzte sich wieder.
Gut so! Ich will keine Ein-Mann-Jubeltruppe bei mir haben.
Die restliche Gruppe lief geschlossen zur Schleuse. Niemand hatte darauf geachtet, dass die Anzeige nach einer kurzen Aktualisierungsphase wieder zum Leben erwacht war und nun eine Zahl zeigte: 23.227
„Doktor Korhonen, wie geht’s Ihnen?“, rief Johannson erfreut aus, als er in das Labor kam. Die Luft war noch immer kühl und mehr als sauber, und er hatte das Gefühl, sie roch nach einem Wintertag. „Alles in Ordnung?“
Der Doktor blieb stumm, was Johannson veranlasste, etwas schneller zu gehen.
„Doktor?“
Als sie bei ihm eintrafen war der Helm so sehr zerkratzt, dass kaum noch etwas dahinter zu erkennen war. Doch Johannson konnte durchaus Bewegung durch die Kratzer sehen. Er bedeutete zwei jungen Leuten hinter sich, Korhonen den Helm abzunehmen.
„Irgendwas stimmt mit ihm nicht“, flüsterte Stein und stieß Johannson mit dem Ellbogen an.
Hat der Anzug doch nicht gehalten?
„Äh, Leute?“, schrie Hornbrille plötzlich hinter ihnen durch die Scheibe. „Ich will euch ja nicht beunruhigen, aber hier steht, dass noch über zwanzigtausend Insekten bei euch im Labor sind!“
„ WAS?! “, kreischte Stein.
Die Beiden, die sich um Korhonens Freiheit kümmern sollten, sprangen erschrocken vor ihm zurück und ließen den abgenommenen Helm scheppernd zu Boden fallen.
Jetzt konnte Johannson sehen, dass Korhonen bereits deutliche Anzeichen v on Zersetzung auf der Haut trug, rote Flecken überzogen sein gesamtes Gesicht, er sah aus wie eine halbgeschälte Blutorange. Trotz der unglaublich kurzen Zeitspanne hatten es einige von den Tieren offenbar noch in seinen Anzug geschafft und hatten sich damit vor dem Sog des Vakuums geschützt.
Die können auch innerhalb des Subraums springen , dachte Johannson bestürzt. Wie machen die das?
Er wollte die jungen Leute gerade eilig wieder aus dem Labor schieben, als Korhonens
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