Das Leben dahinter (German Edition)
Stimme erklang.
„Bleiben Sie!“, sagte er ganz ruhig. „Es wird Ihnen nichts passieren.“
Die Gruppe stutzte, aber bewegte sich nicht weiter. Korhonen entfernte die Gurte des Sessels, bewegte sich nach vorn und stand ächzend auf. Die Gruppe schrak vor ihm zurück wie mittelalterliche Dorfbewohner vor einem Aussätzigen.
„Keine Sorge “, hob er die Hände. „Mir ist gerade etwas bewusst geworden: die kleinen Scheißer sind noch nicht fertig mit mir, darum werden sie sich kein neues Opfer suchen. Außerdem glaube ich, die minimale Schwarmmenge ist sowieso unterschritten.“
Johannson nickte betroffen.
„Sie sind auf den Doktor geeicht“, sagte er zur Gruppe. „aber sie werden nicht mehr genug Schwarmintelligenz haben, einen anderen Menschen zu identifizieren. Dazu fehlen noch mindestens die hunderttausend mehr von ihnen, die jetzt da draußen sind.“ Er wies auf die geschlossene Luke.
„Ja.“ Der Doktor lachte schwach. „Ich bin quasi mit ihnen infiziert, aber ich bin nicht ansteckend.“
Er blickte verträumt an die Labordecke und überlegte.
„Zwanzigtausend“, murmelte er. „Das heißt … in etwa … vier oder fünf Stunden haben die mich vollständig verputzt. Und danach werden diese zwanzigtausend einfach an Unterernährung sterben, weil sie kein leckeres Stück Doktor Uula Korhonen mehr finden können. Aber ich schätze, es sind höchstens noch drei Stunden übrig, bis es nicht mehr viel von mir geben wird, das Sie wiedererkennen werden.“
Während er sprach – erschreckend ruhig sprach – konnte Johannson erkennen, dass es stimmte, sie noch immer da waren; kleine dunkle Schwärme zogen immer wieder wie Rauch über Korhonen hinweg und winzige weiße Wölkchen folgten ihnen wie kondensierter Atem. Es war gewissermaßen seine organische Essenz.
„Ein paar von ihnen haben sich anscheinend noch unter meinem Anzug in Sicherheit gebracht, bevor sie rausgepustet werden konnten.“
Johannson wurde plötzlich bewusst, dass es seine Schuld war, wenn Doktor Korhonen nicht überleben würde. Es traf ihn, als hätte ihn jemand mit voller Wucht in den Magen geschlagen. Er hatte ihn diesem unkontrollierbaren Risiko ausgesetzt.
„Es tut mir leid“, hauchte er atemlos.
„Meine Schuld“, antwortete Korhonen mit wegwerfender Geste und angestrengt lächelnd. „Ich hätte mich nicht freiwillig melden sollen. Das Witzige ist, es ist nicht mal schmerzhaft. Diese Biester sind wirklich gnädig.“
Er klatschte in die Hände.
„Egal! Schauen wir mal, was wir erfahren haben“, sagte Korhonen aufgedreht, als sei nichts passiert und im völligen Gegensatz zu seinem Aussehen.
Ja, das interessiert mich auch , Doktor , dachte Johannson, den plötzlich eine Übelkeit plagte. Wenn wir uns beeilen, können wir Ihnen vielleicht noch helfen.
Forschung
Caitlin war fast so weit, ein erstes Testpaket in der Entwicklungsumgebung zu versenden, als Janine plötzlich im Raum stand. Caitlin erschrak in übertriebener Weise, fiel beinahe vom Stuhl, während sie sich umdrehte und wie wild mit den Armen ruderte, um das Gleichgewicht nicht zu verlieren. Janine war urplötzlich und geisterhaft neben ihr aufgetaucht.
„Was machst du denn hier?“, fragte Caitlin erbost vor Schreck.
„Das Gleiche wollte ich dich auch gerade fragen“, gab Janine entspannt zurück. „Du bist vielleicht eine der besten Nettec-Programmiererinnen, die es noch gibt oder die es sogar je gegeben hat, aber du könntest etwas üben, deine Spuren besser zu verwischen, Kleines. Ich meine, außer mir scheint es ja sonst niemanden zu interessieren, was du hier so treibst, aber mal ehrlich, warum hast du unser Quartier vom Netz getrennt und deinen alten Spähcluster ausgegraben?“
„Ich…“ Caitlin war dermaßen überrascht, dass sie keine passende Ausrede parat hatte. Sie hatte sich darüber bislang auch keine Gedanken gemacht . Sie hatte einfach gedacht, ihr würde niemand auf die Schliche kommen. Aber sie hatte Janine wohl unterschätzt.
„… habe versucht, etwas über das Uthrii-Netz rauszubekommen.“
„Und dazu kappst du die Aufzeichnungen?“
„Alte Angewohnheit.“ Caitlin lächelte, doch sie fühlte, dass es nicht einmal sie selbst überzeugt hätte.
„ Caity…“ Janine setzte sich neben sie. Ihr Duft drang einmal mehr zu ihr herüber und Wärme umfing Caitlin und ein so tiefes Vertrauen, dass sie schnell nicht mehr wusste, warum sie Janine nicht vorher eingeweiht hatte.
„Okay, okay“, sagte Caitlin. „Ich
Weitere Kostenlose Bücher