Das Leben dahinter (German Edition)
Korhonen anzugreifen, schwirrten nur im Labor herum. Laut der letzten Berechnungen würde es auch erst ab einer Zahl von fünfhunderttausend Exemplaren wirklich unmittelbar gefährlich für ihn werden. Dann könnten sie Korhonen binnen Minuten verwerten und sich danach unaufhaltsam durch das Schiff fressen.
„Was macht ihr denn?“, flüsterte Stein zurück.
Ja , dachte Johannson. was tun wir hier eigentlich?
„Setz dich!“
Johannson wies auf einen Stuhl neben sich, auf dem zwar bereits eine junge Frau saß, die er allerdings mit einem extrem harschen Blick vertrieb, sodass sie unbehaglich einen Stuhl weiter rückte. Die Szene erinnerte ihn an einen Theaterbesuch, zu dem Stein sich verspätet hatte. Und sie waren im Moment tatsächlich nur Zuschauer in der Loge, was ihm ganz und gar nicht gefiel.
Er erinnerte sich an die vielen Abende vor seinem Fenster auf der Erde, in denen er dem Stück Ich falle, denn ich bin eine Schneeflocke zugesehen hatte. Nur waren die Schneeflocken keine mörderischen Succubi gewesen.
„Wir sind dabei, ein paar mehr von denen zu züchten“, sagte er.
„Was? Wozu?“ Angst stand in Steins Augen, als sie ungläubig im Labor zusah, wie sich allmählich die schwarze Wolke bildete, die aus konvulsiver Bewegung zu bestehen schien.
„Also“, begann Johannson. „wir hatten ja schon eines dieser Biester gezüchtet, wir wollten rausfinden, wie sie Menschen identifizieren, um sie anzugreifen. Wir wissen ja, dass Menschen das einzige Ziel für die sind. Dann mussten wir aber feststellen, dass nur eins von ihnen alleine zu dumm ist, auf uns loszugehen. Dazu müssen wir jetzt einen kleinen Schwarm herstellen, um die kritische Masse zu erzeugen, bei der sie auf“ Er nickte in Richtung Korhonen, der wieder in der Schleuse stand. „ ihn da losgehen.“
„Aber warum wollt ihr das denn?“
„Ganz einfach, Lis“, lächelte er sie zurückhaltend an. „Wenn wir herausfinden, wodurch sie zum Angriff gesteuert werden, können wir sie wahrscheinlich umprogrammieren. Verstehst du, es gibt nichts, was wir ihnen entgegensetzen können, aber vielleicht kommen wir ihnen mit dem eigenen Spiegelbild bei. Wir können nichts gegen sie züchten, also nehmen wir einfach die Insekten selbst, aber dazu müssen wir herausfinden, was sie auf uns polt. Wenn wir Glück haben, haben die Uthrii an diese Möglichkeit nicht gedacht, als sie diese Biester zu uns geschickt haben.“
Johannson konnte sehen, wie die Erkenntnis langsam bei Stein ankam. Die Furcht stand ihr dabei noch immer ins Gesicht geschrieben.
„Selbst wenn es klappt“, flüsterte sie nur wenig ruhiger. „Wenn ihr etwas gegen sie züchten könnt, das wird doch sicher eine Weile dauern, oder? Ich meine, wie wollt ihr die da wieder loswerden?“ Sie zeigte auf die Wolke, die es laut Anzeige mittlerweile auf die Zahl 102.118 geschafft hatte. Tendenz steigend.
E inhundertzweitausendeinhundertachtzehn mörderische Insekten! Ma ha ha ha!
Johannson musste plötzlich an Graf Zahl denken und an sein undefinierbares Lachen. Glücklicherweise hatte er diese gruselige Puppe nie als Kind zu Gesicht bekommen – Pauli hatte sie ihm vorgestellt – er wäre damals sicher zu Tode geängstigt gewesen. Er fragte sich, warum die Kinder ihn sich damals freiwillig angeschaut hatten.
„ Wir werden ihnen einen anderen Köder hinwerfen“, flüsterte er weiter. „und sie dann nach draußen brfördern. L12 hat einen großen Vorteil, es ist direkt an einer Außenwand und besitzt eine Luke, um missglückte Experimente einfach und unauffällig zu entsorgen. Genau das haben wir mit denen vor.“ Er blickte ihr in die Augen und fügte bitter hinzu: „Also das, was der Käpt’n einmal mit uns vorhatte.“
Er machte eine bestürzte Regung auf ihrem Gesicht aus und fragte sich, was sie zu bedeuten hatte. Doch bevor er sich weitere Gedanken dazu machen oder sie sogar fragen konnte, gellte eine Stimme auf. Der Hornbrillenquerulant war wieder los:
„Es fängt an!“
Ein Schock durchzuckte Johannson. Hatte er bei dem ein zelnen, kleinen Insekt, das Korhonen letztlich so lapidar erschlagen hatte, bereits Angst gehabt, war es nun unverhohlene Panik, die ihn durchströmte. Das konnte keine gute Idee sein!
Korhonen stand noch immer in der Schleuse, aber die mittlerweile 151.122 Insekten waren bereits bei ihm, waren einfach durch die Sicherheitstüren gedrungen. Johannson stellte mit Schrecken fest, dass er es nicht einmal mitbekommen hatte.
Der Doktor hatte grotesk
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