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Das Leben dahinter (German Edition)

Das Leben dahinter (German Edition)

Titel: Das Leben dahinter (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Bergner
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gereicht, aber hinterher ist man ja immer schlauer, nicht? Im Schwarm können die Tiere dann die Signatur eines Menschen anhand der einzelnen Eindrücke zusammensetzen und mit ihrer Schwarmkommunikation weitergeben, die ich auch gerne Arschkommunikation nenne.“
    Er lachte schallend, doch nicht lange, als er in die ernsten Gesichter der Gruppe blickte. Der Typ war und blieb ein Trottel.
    „ Dadurch entwickelt sich blitzschnell eine kollektive Intelligenz“, setzte er räuspernd nach. „die aus den Einzelinformationen ein Ziel ausmacht und dann jedem Tier bis zu einer Zahl von etwa einer halben Million im umgebenden Schwarm ungefähr folgendes vermittelt: `Da ist einer von denen, Essenszeit´. Das Ganze läuft über eine Schwellenwertreizung. Fuzzy-Verarbeitung. Wenn die Viecher sich oft genug den Input zukommen lassen haben, ist es quasi sicher, dass es sich um einen Menschen handelt, und dann wird gefressen. Wenn dann die Zellsignatur vom Schwarm verifiziert worden ist, reicht eine wesentlich geringere Anzahl, um das Feindbild aufrecht zu erhalten. Ich schätze, da langen schon zehntausend oder weniger. Die müssen dann nur die Info untereinander aufrechterhalten, welche Zellen anzugreifen sind.“
    „Darum knabbern die immer noch an mir rum“, bemerkte Korhonen schwach aus der anderen Ecke des Raums.
    Er lag inzwischen auf einem der Krankenbetten und hatte die dicke Montur abgelegt. Jetzt trug er stattdessen nur noch ein dünnes Patientenhemd, das ebenso Spuren der Zersetzung aufwies. Kleidung war zwar nur eine Marginalie für diese Tiere, aber da daran ebenfalls frische Zellen des Trägers klebten, sie also einen leckeren Geruch verströmten, wurden sie für gewöhnlich einfach gleich mit verputzt.
    Insgesamt sah Korhonen aber ohnehin nicht besonders gut aus. Inzwischen klafften bereits tiefe Löcher in seinen oberen Hautschichten. Es erinnerte an Bilder von nekrotisierender Fasziitis , die es früher auf der Erde gab. Rotes flächendeckendes Hautsterben und Johannson wettete darauf, dass der Rest von Korhonens Körper genau so aussah. Sie hatten einige Regenerationstechniken eingesetzt, doch die Haut wurde nicht schnell genug wieder aufgebaut, um dem Fraß entgegenwirken zu können.
    Klaus nickte.
    „Richtig, Doktor.“
    Dann holte er tief Luft.
    „Der springende Punkt dabei ist aber leider, dass die Nahrungsquelle nicht von Vornherein in den Tieren gespeichert ist. Die haben kein Bild ihres Futters in ihrer DNS definiert. Es ist weitaus komplizierter. Die Erkennung wird durch die Zusammenarbeit des Schwarms identifiziert, festgesetzt und aufrechterhalten. Deren Kommunikation schießt unterschiedlichste Aminosäuren zwischen den Tieren hin und her, während die sich so unsittlich berühren.“
    Er kicherte wieder leise und sprach weiter:
    „ Diese Ketten lösen letztlich den Fressimpuls aus, wenn die richtige Kombination übertragen wurde. Viele Faktoren spielen dabei eine Rolle, die wir uns einen nach dem anderen vornehmen müssten, um eine eigene Streitkraft aufzustellen. Also welche Erregungszustände der Sensorik welche Aminosäuren produzieren und was diese dann auslösen, bis sie letztlich zum kollektiven Appetit der Tiere führen. Das ist ein ziemlich kompliziertes Geflecht, die Analyse wird viel Kapazität verschlingen. Wenn wir sie umprogrammieren wollen, müssen wir die Übertragung von Aminosäuren bei bestimmten Stimuli verändern. Wer immer sich das bei den Uthrii ausgedacht hat, war ein verdammtes Genie, wenn die so etwas wie Genies haben.“
    „ Aber könnten wir nicht einfach ihre Rezeption blockieren?“, fragte ein Mädchen unter den Anwesenden. „Bei einem extrem starken elektromagnetischen Impuls würden die doch abgelenkt werden, oder?“
    „Schon getestet, Mel“, antwortete Klaus knapp und winkte ab. „Die schalten während eines stärkeren Impulses, als dem eines Menschen, einfach auf Durchzug und suchen sich danach ihre Ziel wieder. Beziehungsweise filtern die automatisch sowieso einfach bestimmte Frequenzbereiche heraus und schlucken hohe Amplituden. Die bleiben immer im Fokus gewissermaßen. Mal davon abgesehen, sind die ja immer recht nah an ihrer Nahrungsquelle. Eine dauerhafte Bestrahlung, um die Zellsignaturen lange genug zu verschleiern, um zu fliehen, würde den Betroffenen schlichtweg grillen. Wäre auch zu einfach gewesen, darauf wäre die PRO mit Sicherheit sonst auch schon selbst gekommen.“
    Klaus faltete bedächtig die Hände und blitzte kurz in Richtung

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