Das Leben dahinter (German Edition)
sich nicht wieder mit seinem Bruder anlegen. Er zog dann ohnehin den Kürzeren.
Letzter
Es hatte zu regnen begonnen. Johannson empfand das als sehr passend, während er sich von der Kolonie entfernte, um sein eremitisches Dasein zu beginnen. Es war nur ein leichter Regen, eigentlich ganz angenehm, doch seinem demolierten Gesicht gefiel selbst die zarte Berührung der reinsten Wassertropfen nicht. Jeder einzelne Aufprall quittierte sich selbst mit einem feinen, nadelartigen Schmerz. Zudem hatte sich natürlich der Himmel zugezogen, sodass er jetzt im Zwielicht mit seinen dicken Stiefeln über einen morastartigen Untergrund stapfte.
Es waren noch einige Kilometer bis zu den Bergen, er würde sicher den ganzen Tag mit der Wanderung verbringen. Doch die stete Bewegung seiner Beine, der Wind, der sich auf- und abschwellend in seinen Ohrmuscheln verfing, und sein schneller werdender Puls brachten etwas Meditatives mit sich, das ihn beruhigte. Noch immer hatte er zwar Lisas Gesicht vor sich, wie es gequält und sterbend die letzten Lebensgeister ausgehaucht hatte, doch er hatte inzwischen zum ersten Mal das Gefühl, dass er auf Dauer vielleicht mit diesen Bildern in seinem Hirn würde leben können. Er wusste jedoch nicht, wie dieses Leben aussehen konnte.
Einer Sache war er sich allerdings sicher: Lisa war nicht umsonst gestorben. Die Stimmen vom Karmesinobjekt hatten noch etwas mit ihm vor. Irgendwas…
Zum Regen gesellte sich nun auch ein Gewitter, Blitze durchzuckten den Himmel – Donner folgte. Sicherheitshalber polarisierte er seine Kleidung, da er nicht von einem Blitz getroffen werden mochte.
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Jetzt , sagte sein Bruder.
Endlich war es soweit! Franks Zeitfenster hatte sich geöffnet und er musste schnell handeln. Jetzt würde die verfluchte menschliche Rasse für all das bezahlen, was in seinem Leben jemals falsch gelaufen war… Franks Wut fühlte sich nun wie eine Naturgewalt an, die weder er noch sein Bruder noch irgendjemand sonst hätte aufhalten können. Und diese Naturgewalt in seinem Inneren würde er bald in eine sehr reale Kraft verwandeln!
Frank hatte holographische Abbilder Alkas und seiner Familie auf der Konsole vor sich entstehen lassen und blickte sie nun abwechselnd an, während das Shuttle seine Parkposition verließ. Es war vielleicht schwülstig, doch er tat das alles nur für sie! Menschen waren an ihrem Tod schuld und Menschen würden dafür bezahlen. Jeder einzelne. Auch er war ein Mensch, daher hatte er jedes Recht dazu. Diese verdammten Wichtigtuer!
Das Shuttle beschleunigte, der Planet wurde größer. Frank schaltete die Sonde ab, jetzt würde er ihre Daten nicht mehr benötigen. Er wusste, wohin er wollte. Er streichelte über die kribbelnde Oberfläche von Alkas Hologramm. Gleich war es soweit, das Shuttle brach durch dicke Gewitterwolken.
„Göttlicher Wind !“, kreischte er und fragte sich, wie es sich wohl anfühlen würde, wenn das Shuttle auf die Argo aufschlug.
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Das Gewitter schien heftiger geworden zu sein. Immer wieder erhellte sich der Himmel und immer näher schlugen die Blitze mit einem Krachen ein. Johannson zählte die Sekunden.
Blitz!
Einundzwanzig … zweiundzwanzig … dreiundzwanzig…
Donner!
Zirka einen Kilometer noch.
…
Blitz!
Einundzwanzig … zweiundzwanzig … drei –
Donner!
Weniger als ein Kilometer.
…
Blitz! Donner!
Der Boden unter ihm bebte.
Erschrocken drehte er sich um. Dieser letzte Schlag war direkt hinter ihm in einer ohrenbetäubenden Lautstärke explodiert. Er wusste, dass es nur ein wirklich naher Blitz hätte gewesen sein können, aber dann wäre er doch viel heller gewesen. Das Land war flach, deshalb konnte er bis zurück zur Kolonie sehen, die knapp zwei Kilometer hinter ihm lag. Oder liegen sollte !
Doch nicht die gewaltige Argo und ihre kleinen Trabantbauten waren zu erkennen, sondern eine riesige Feuersäule an ihrer statt. Kleine lodernde und explodierende Fetzen – vermutlich waren es gewaltige Trümmerstücke, die nur von seiner Position aus klein erschienen – stoben auseinander und verpufften glitzernd in den Flammen. Jetzt konnte er auch weitere Explosionen wahrnehmen.
Er verstand nicht, was da geschah, traute sich aber auch nicht, wieder zurückzulaufen. Also ließ er sich im nassen Gras nieder und beobachtete weiter das schreckliche Schauspiel. Der Himmel spannte sich wie ein abstraktes Ölgemälde aus roten, blauen und schwarzen Schlieren vor einem summend grauen Hintergrund
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