Das Leben dahinter (German Edition)
unheimliches Gefühl kroch in seinen Eingeweiden hoch. Zwei oder drei Sekunden später noch einmal. „Alka? Seid ihr da?“
Vielleicht hat sie die Frequenz gewechselt , dachte er mit mäßiger Beruhigung und schaltete die Wellenlängen durch.
Nichts… Nichts… Nichts! Langsam wurde er unruhig.
Wie lange habe ich denn geschlafen?! , rügte er sich und versuchte dann zu rekapitulieren; als er sein Quartier verlassen hatte, war es etwa halb neun gewesen. Bis er hier war und das Funkgerät modifiziert hatte, waren vielleicht zwanzig Minuten vergangen. Dann nochmal zwanzig seit der ersten Übertragung, also war er ziemlich genau zehn nach neun eingeschlafen. Er hob die Hand, um die Raumsteuerung auf sich aufmerksam zu machen.
„Privatmodus beenden.“ Ein kurzes Schnarren. „Wie spät ist es?“
„Neun Uhr vierundzwanzig und siebzehn Sekunden“, vermeldete die männliche Stimme.
Nicht sehr lange also, wenn es hochkommt vielleicht eine Viertelstunde. Also was ist da los? Haben die die Mantas verlassen und können mich nicht mehr hören? Aber warum gibt es keine Rückkopplung mehr und wieso hat sie nicht Bescheid gesagt? Davon wäre ich doch auf jeden Fall wach geworden.
Viel länger konnte Frank jedoch nicht grübeln, denn ein weißer, heller Schein breitete sich nun auf dem Boden und auf den Kisten vor ihm aus. Ein breiter Schatten folgte. Erschrocken fuhr Frank herum. Das helle Licht brannte kurz in seinen Augen, bevor er erkannte wie eine schwarze Silhouette langsam auf ihn zukam. Er konnte nicht sehen, wer es war und als diese Person zu sprechen begann, war ihm die Stimme fremd.
„Sie sind wirklich nicht dumm, mein Freund… Kommen Sie mit!“
Ich wusste es! dachte Frank.
Objekt
Gefangen!
Der Schlitten war inzwischen stehengeblieben und Alka wurde langsam panisch. Hatte sie sich vorher so wohl, so behaglich im Inneren ihres Mantas mit all seinen Lichtern und seiner Wärme gefühlt, war er zuvor wie eine Decke, in die sie sich eingegraben hatte, kam es ihr nun vor als stecke sie in einem gläsernen Sarg. Die Kuppel über ihr war zwar vollständig transparent, doch mit jeder darauf fallenden Schneeflocke schien es darin enger und enger zu werden. Sie tastete hastig umher. Bis auf das pulsierende Licht des Objekts, das sie umfing und dabei alle Kanten und Wölbungen mit schwachen, diffusen Schatten säumte, die ständig wuchsen und wieder schrumpften, war es düster. Sie wusste, dass es einen manuellen Notöffner geben musste, nur wo war der angebracht? Verdammt, sie hätte sich mit dem Manta besser beschäftigen sollen!
Noch immer tastend hob sie ihren Kopf, um der Enge zumindest mit ihren Blicken zu entgehen und sah schemenhaft Nummer 9 nicht weit entfernt. Diesmal ohne Energie und deshalb nicht mehr selbstleuchtend. Sie versuchte, Johannson darin zu erkennen, doch bis auf die unaufhörlich fallenden Schneekristalle, war keinerlei Bewegung dort drüben zu sehen. Sie wiegte den Kopf leicht hin und her, um Lichtreflexe auf dem Manta auszumachen, doch da war nur der dunkle Kunststoff… Noch bevor sie endgültig feststellen konnte, ob Johannsons Kuppel offen oder noch geschlossen war, riss etwas ihre eigene auf.
Sie erschrak im selben Maße wie sie erleichtert war, endlich die frische, doch schneidend kalte Luft in ihrem Gesicht zu spüren. Sofort stützte sie sich an den Kunststoffrändern mit ihren Armen ab, so dass sie knien konnte. Ein pelziger Schneemann im rosa Schein stand hinter ihr außerhalb des Mantas und brüllte ihr durch die Böen entgegen.
„Was zum Henker haben Sie da nur angestellt?“
Nachdem auch Alka ihre komplette Montur wieder angezogen hatte, sprang sie mit einem mehr oder weniger gekonnten Schlusssprung aus ihrer Hocke, landete auf dem weichen Untergrund und drehte sich zu Johannson um.
„Das hat kaum etwas mit meiner Sabotage zu tun, sondern eher damit!“ Mit dem rechten ihrer dicken Fäustlinge wies sie hinter sich auf den Ursprung der einzigen Lichtquelle. Sie waren doch näher beim Objekt , als es den Eindruck gemacht hatte. Auf beiden Seiten daneben waren kleinere Schneehügel, doch sie konnte gut erkennen, dass es nur noch wenige Meter weit entfernt war.
Darüber ergab sich ein unheimliches Schauspiel; die glitzernden Eiskristalle, die vom Wind hin und her geschleudert wurden, schienen zudem zwischendurch zu verschwinden, um an anderer Stelle wieder aufzutauchen. Es sah aus als blickte sie in das Störrauschen eines alten Fernsehapparats, das die noch immer
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