Das Leben dahinter (German Edition)
gleiten. Er hatte bereits einiges darüber und die entsprechende Epoche in Erfahrung bringen können. Geschichte war ein Hobby von ihm.
Lange Zeit hatten diese Dinge auf dem Planeten gelegen, ohne dass jemand überhaupt an eine Bergung gedacht hätte. Wozu auch? Zu schwierig und zu zeitraubend hatte sich damals die Evakuierung des Planeten gestaltet, als dass sich jemand noch um die eigene Habe schärte, wenn es sich nicht gerade etwas zu essen handelte. Alles hatte sich binnen kürzester Zeit verändert und den Menschen stand damals eine monumentale Aufgabe bevor, die Jahrzehnte verschlingen, die den übrig gebliebenen Menschen alles abverlangen würde und an der Regierungen scheitern sollten. In den alten Hollywood-Filmen war der Weltuntergang dabei oft nur eine Sache von Tagen.
Logisch , dachte er. Irgendwie mussten sie ja Auslöser, zerstörerisches Crescendo, in dem meistens viele Häusernachbauten dran glauben mussten, und Lösung in eineinhalb Stunden pressen. Und irgendwie mochten die US-Amerikaner ihre Stadt New York wohl nicht besonders, in jedem Film wurde sie zuerst zerstört.
Der tatsächliche Prozess hatte Jahrzehnte gedauert und schien sogar jetzt noch in Gange zu sein. Die PRO hatte sich schon währenddessen zu einer ausgewachsenen, autonomen Gruppierung gemausert. Aus vielen Experten in Überlebens-, Planungs- und Führungsfragen zusammengerührt und abgeschmeckt mit Technikern namhafter Raumfahrtinstitutionen, übernahm sie bereitwillig den ersten Teilschritt der Evakuierung, konnte neue Technologien in Gemeinschaftsprojekten erarbeiten und herstellen und peilte den Mars sowie den Jupitermond Kallisto als erste Basen für extraterrestrische Überlebensstrategien und für einen Exodus an. Ansätze des Geo-Engineering, Möglichkeiten dem Ganzen global entgegen zu wirken, griffen zu dieser Zeit nicht, weil das Problem nicht fassbar war und keine Prognose mehr aufgestellt werden konnte. Darum wurde die Erde schnell aufgegeben und nach den Sternen gegriffen. Offenbar hatte glücklicherweise die Freizeitindustrie der damaligen Zeit wenige Jahrzehnte vor dem Zwangsexodus damit begonnen, die Raumfahrt auch für Privatpersonen attraktiv und somit für sich selbst lukrativ zu machen. Und was lukrativ war, wurde weiterentwickelt. Immer schneller und immer weiter konnten sich Shuttles von der Erde entfernen und jeder hatte es sich leisten können, Abstecher in die Weiten des Weltalls zu machen. Neue Antriebssysteme wurden entwickelt. Plasmaantriebe mit ungeheurer Leistung, die Schiffe beinahe auf Lichtgeschwindigkeit beschleunigten und die Touristen einen einmaligen Blick auf die nächsten Planeten brachten, pressten die Schiffe durch das Sonnensystem.
Die Menschen hatten zu dieser Zeit schon lange ein spezielles Auge auf den Himmelskörper Kallisto geworfen, da er erstaunlich viel Wasser und damit eine Treibstoff- und Sauerstoffversorgung auf seiner Oberfläche barg. Im Prinzip unterschied ihn nichts von der Erde, denn natürlich gab es gefrorenes Wasser nun auch in rauen Mengen hier und auch die Temperatur war vergleichbar. Aber von Kallisto aus konnte man größere Schritte voran machen ohne erst alles von zuhause aus mitschleppen zu müssen. Abgesehen davon waren die grundsätzlichen Parameter für eine Teilbesiedlung schon lange und detailliert in den Planungsabteilungen der Weltraumbehörden vorhanden und mussten nur noch abgearbeitet werden. Die Ressourcen dieses Mondes, auf dem die Überlebenden letztlich nur eine Generation verharrt hatten, waren zudem unangetastet und konnten im vollen Umfang ausgeschöpft werden.
Geld spielte zu dieser Zeit keine Rolle mehr, war von so niederer Priorität wie der gefrorene Goldfisch, der samt Glas und dem Beistelltisch darunter zurückgelassen werden musste. Persönliche Habseligkeiten waren dem nackten Überlebenswillen, das traute Heim einem schmalen Habitat in Äquatornähe, das die Wärme noch etwas länger halten konnte als der Rest der Erde, gewichen. Darum halfen alle dabei, die Bestrebungen der PRO durchzusetzen. Eile war damals allein wegen der ständig weiter abfallenden Temperaturen geboten. Dieser zwar langsame, doch stetige Prozess würde den Planeten schließlich bald zu der Eishölle machen, die er heute war. Obgleich damals niemand wissen konnte, wie schlimm es noch würde. Viele waren bereits in den Wintern gestorben oder hatten sich aus Todesangst gegenseitig umgebracht, als es immer kälter geworden war und jeder in wärmere Gefilde
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