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Das Leben dahinter (German Edition)

Das Leben dahinter (German Edition)

Titel: Das Leben dahinter (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Bergner
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umherschwirrende Hintergrundstrahlung aus Zeiten des Urknalls abbildete. Sie hatte das gelegentlich in alten Filmen gesehen, wenn sie und Frank Pauli einen seiner berühmten Filmabende – Schrägstrich – Popcornwettessen abhielten. Helle Punkte vor einem schwarzen Hintergrund, die ständig ihre Positionen wechselten, ohne dass sich hierfür ein ableitbares Muster ergab.
    Genau das hatte die Drohne gestern aufgenommen und genau hierfür war sie hier.
    „Was ist denn das?“, fragte Johannson, als er das Treiben nun ebenfalls aus nächster Nähe betrachtete.
    „Das ist die Ungereimtheit, von der ich gesprochen hatte.“
    Beide brüllten sich an, der starke Wind war einfach zu laut. Und er war unglaublich kalt. Alka war zwar gut eingepackt, doch ihr freigelegtes Gesicht genügte, um die Kälte bei jeder Böe in den Rest ihres Körpers fahren zu lassen. Sie schätzte, dass es höchstens 210 Kelvin waren. Und das hier war noch die gemütlichste Ecke dieses Planeten. An den Polen konnten nur wirklich robuste Sonden eingesetzt werden, die vor kurzem einen Tiefstwert von etwa 100 Kelvin gemessen hatten. Sie hätten sich die selbstregulierenden Thermoanzüge einpacken sollen, die für solche Expeditionen zur Verfügung standen, doch nun war es müßig, darüber nachzudenken, zumal sie nicht einmal sicher war, ob diese jetzt noch funktionieren würden, nachdem schließlich die gesamte Technik ausgefallen war. So war sie doch sehr froh, dass sie ihre warmen Mäntel hatten.
    Johannson stapfte, so schnell es durch den Schnee eben ging, um Manta Nummer 10 und hantierte an dessen Bauch unter dem linken Flügel herum. Schnell kam er mit einem länglichen Objekt zurück, schlug auf dessen Unterseite und ein helles Licht ergoss sich über Alka, die Mantas und einen etwa hundert Meter weiten Umkreis, bis es von der Düsternis verschluckt wurde.
    Johannson stopfte die Fackel in den Schnee vor sich. Mindestens zwei Stunden würde sie dort genauso hell weiterbrennen.
     
    ---
     
    Nachdem er die Fackel entzündet hatte, machte er sich wieder daran, das unwirkliche Gebilde dort in der Ferne zu betrachten. Das Objekt selbst kannte er ja inzwischen zur Genüge, doch was darüber geschah, war unbegreiflich. Durch das umgebende, weiß flackernde Licht, nun zwar etwas schlechter zu erkennen, schien es als würde der Schnee gleichzeitig in hundert verschiedenen Weisen zu Boden gehen. Das musste er sich näher ansehen!
    Er begann, langsam auf das pulsierende Licht in der Ferne zuzugehen, doch die Schritte durch die Schneemassen unter ihm waren mehr als mühselig. Jedenfalls solange, bis ihm einfiel, dass diese Stiefel ja für diese Umgebung ausgerüstet worden waren.
    Ein rein mechanisches Design sollte wohl noch funktionieren , dachte er mit den Ausfällen der Mantas im Hinterkopf und betätigte gleichzeitig zwei kleine Schalter an seinen Waden, sprang ganz kurz vorher ein winziges Stück in die Höhe. Nur zwei Zentimeter, an mehr war in seinem Alter und bei diesen Verhältnissen auch nicht zu denken. Doch es genügte, denn mit einem schabenden Geräusch verwandelten sich die Stiefelsohlen binnen Sekundenbruchteilen während seiner kurzen Flugphase in Schneeschuhe. Eine breite Metallsohle schoss an allen Seiten heraus und er stand plötzlich sicher auf der Schneeschicht, konnte über gefrorenes Wasser laufen.
    Bevor er loslief, drehte er sich zu Alka um und sah, dass sie es ihm gleichtat, nur dass sie die beiden Knöpfe nacheinander betätigte, dafür ihre Beine anwinkelte. Darauf hätte er auch selbst kommen können. Egal.
    Dann begann er durch eine Höhle aus Eis mit Wänden aus fallendem Schnee auf das Licht zuzugehen. Die Luft schien sich mit jedem Schritt mehr zu elektrisieren. Dünne Ozonschwaden rochen wie ein verhangener Sommertag, der ein Gewitter ausbrütete. Für einen Augenblick war er wieder im Park vor dem Hauptgebäude seines früheren Instituts und wertete Messergebnisse aus, nahm dabei den würzigen Geruch der exotischen Natur um sich wahr und spürte erste Regentropfen auf seine Halbglatze prallen. Doch die seltsame Erscheinung direkt vor ihm und die umgebende beißende Kälte brachten ihn schnell wieder hierher zurück und der Anblick wurde mit jedem Meter, den er sich näherte, immer bizarrer; es war nicht nur, dass die Schneeflocken über dem Objekt ständig ihre Position veränderten, sie hinterließen dabei auch Spuren; eine wabernde, glimmende Wolke. Jedes Verschwinden und Auftauchen erzeugte einen kleinen

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