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Das Leben dahinter (German Edition)

Das Leben dahinter (German Edition)

Titel: Das Leben dahinter (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Bergner
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Schlagschatten unter seinen Fingern gesellte.
    „Was ist denn…“, murmelte er, bevor er seinen Kopf hochriss und direkt über sich im schwarzen Himmel einen extrem hellen Lichtschein ausmachte. Das Rauschen des Funks änderte die Frequenz und erreichte eine akustische Wellenlänge, die seine Ohren genauso schmerzte wie das Zentrum des Lichtkonus seine Augen, welche er jetzt mit den Händen vor dem stechenden Strahl zu schützen versuchte. Er ächzte wegen der plötzlichen, unangenehmen Überlastung seiner Hör- und Sehnerven.
    Dann fiel er unvermittelt in die entspannende Schwärze einer Ohnmacht.

Kapitel II – Große Brüder
    “ Bescheidne Wahrheit sprech ich dir. Wenn sich der Mensch, die kleine Narrenwelt, gewöhnlich für ein Ganzes hält.”
    Johann Wolfgang von Goethe – Faust : Eine Tragödie

Argo
     
    Eine leise, hartnäckige Stimme wand sich durch seinen Kopf. Sie ließ Johannson aus einem verwirrenden Traum erwachen, in dem er von einer Meute von Personen verfolgt worden war, die gleichsam laufen und fliegen konnten und mit langen, scharfen Fingern nach ihm gegriffen hatten. Er erwachte erschrocken, als er gerade vor Panik in einen Abgrund stürzte.
    Während diese Stimme ihn fragte Wo bist du? und sich sogleich mit der Koordinationslosigkeit seines Gleichgewichtsinns paarte, begab sich sein Bewusstsein aus dem Fall des Traumes in eine um sich selbst rotierende Realität. Obwohl er die Augen noch geschlossen hielt, fühlte er sich plötzlich wie auf dem Rand einer riesigen Drehscheibe.
    Vom Regen in die Traufe , dachte er entnervt.
    Der Traum verblasste schnell und wich der Stimme, die unablässig Fragen stellte. Was war geschehen und wo war er? Hatte er sich betrunken und lag in seinem Bett? Er wollte die Augen nicht öffnen, um seine Lage zu begutachten, denn er wusste, sobald er das tun würde, würde ihn die Übelkeit einholen, die noch recht friedlich in ihm schlummerte, weil sich seine Umgebung dann sicher weiterdrehen würde. Stattdessen schlug er seinen Kopf beiseite, wodurch das Drehen leicht abgemildert wurde. Dann begann er unbeholfen , alles in seiner Reichweite abzutasten. Es war weich um ihn herum, aber es war nicht sein Bett, das war ungleich weicher. Der Geruch stimmte auch nicht. Seine Beine baumelten von der Kante hinab.
    Wo bin ich?
    „Na, aufgewacht Mikael?“ Diese Stimme war ganz real, ganz in seiner Nähe und hatte eine beängstigende Intensität. Johannson riss automatisch die Augen auf und behielt Recht mit seiner Befürchtung; die graue Zimmerdecke über ihm drehte sich langsam und stetig. Die beiden Bilder, die seine Augen an den Occipitallappen schickten, trennten sich sekündlich voneinander und verschmolzen dann wieder zu einem.
    Es dauerte eine Weile, bis er Frank Pauli über sich erkannte. Dessen Mi ene war ernst, der mächtige Bauch und sein schwarzer Bart wirkten bedrohlich über Johannson. Langsam stieg auch die Übelkeit in ihm auf, wegen der ganzen ungewollten und irreal wirkenden Bewegung in seinem Blickfeld. Deshalb schloss er die Augen wieder. Paulis Blick eben hatte nicht so ausgesehen, als würde er sich über Johannson amüsieren, wie es nach einem abendlichen Gelage mit anschließendem Filmriss üblich war.
    „Was ist passiert?“, stöhnte Johannson. „Wer ist mit den Elefanten über meinen Kopf gelaufen? Hannibal ist ein Dreckskerl!“ Er warf kraftlos seine rechte Hand auf die Stirn, hinter der es sich nach Apokalypse anfühlte. „Haben wir zusammen gesoffen?“ Er stöhnte noch einmal. „Und wenn ja, was, wie viel, wo und wieso?“
    „Ich befürchte“, dröhnte Pauli mit einem schallenden Flüstern durch seinen Kopf „es war eher die PRO, mit der Sie einen zu viel hatten.“
    Johannson erlaubte seinen Augen kleine Schlitze zu bilden. Nur nicht zu viele optische Informationen oder gar zu viel Licht auf einmal! Er versuchte Pauli zu fixieren.
    „Was?“
    „Wir sind auf der Argo.“ Pauli schien absichtlich nur im Flüsterton zu sprechen, offenbar wissend, dass sich hämmernde Kopfschmerzen durch Johannsons Schädel fraßen, weshalb es ihm auch schwer fiel, die eben gesagten Worte in eben jenem Schädel zu einem sinnhaften Ganzen zusammen zu setzten.
    Dann fügte es sich langsam ineinander; die Argo war das Flaggschiff der PRO. Ihr Gewicht betrug zirka drei Millionen Metrische Tonnen, die Länge 510 Meter, die Besatzungsstärke etwa 600 Seelen, sie hatte zweiunddreißig Decks und einen subduktiven Antrieb. Diese Basisinformationen schossen

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