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Das Leben dahinter (German Edition)

Das Leben dahinter (German Edition)

Titel: Das Leben dahinter (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Bergner
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Schuld! Alles was er jetzt noch sagen würde, käme bei Pauli ohnehin nur als dumpfes, sinnloses, heuchlerisches Rauschen an. Die Wut stieg immer weiter in ihm auf.
    Mikael Johannson hatte immer gesagt, Alka war wie eine Tochter für ihn, er hätte sich für sie verantwortlich gefühlt. Darum hatte Pauli auch immer großen Respekt vor ihm gehabt, so als wäre er wirklich ihr Vater gewesen, den er erst um seinen Segen hätte bitten müssen. Dieser Respekt war nun verschwunden. Wie konnte er sie nur gehen lassen? Wieso hatte er zugelassen, dass sie sich diesem Ding genähert hatte? Wieso war er es nicht gewesen? Wieso saß Johannson jetzt hier und nicht Alka?
    Pauli musste tief durchatmen, ganz tief, um nicht plötzlich und ohne Zurückhaltung oder Unterlass auf Johannson einzuschlagen, ihm nicht Schläge zu verpassen, die die Intensität von dem Schlag haben würden, der Pauli noch vor wenigen Augenblicken getroffen hatte.
     
    ---
     
    John Cameron wusste genau, was er zu tun hatte, als er hastig die Flure der Argo herunterlief.
    Die beiden haben keine Ahnung, was auf sie zukommen wird , schoss es ihm durch den Kopf. Cameron war allein in den schmalen Gängen und hielt seinen Blick die meiste Zeit fest nach unten gerichtet, während seine weißen Schuhe abwechselnd schnell in seinem Blickfeld auftauchten und wieder verschwanden. Der Boden war dunkelblau und weich belegt, sodass er seine eigenen Schritte nicht hören konnte.
    Er wusste wo er sich befand, trotzdem blitzten seine Augen gelegentlich auf die Quartiersnummern.
    D32 – D33 – D34…
    Was hatten die sich nur gedacht? Dass niemand mitbekommen würde, was sie dort taten? Es ruhte doch schließlich kein unwesentliches Augenmerk auf der Anlage im Eis. Warum die sich dafür interessierten, wusste Cameron auch nicht, doch es gab mehrere PRO- und Konglomerat-Funktionäre dort. Es gab Spione und nicht zu vergessen die Augen und Ohren der allgegenwärtigen künstlichen Intelligenz des Netzes.
    Sie hatten offenbar die Macht dieser Institutionen unterschätzt, die doch irgendwie nur eine einzige waren.
    D42 – D43…
    Kapitän Jason hatte ihm persönlich aufgetragen, Pauli und Johannson zu befragen , und er wusste, er war genau der richtige Mann für diesen Job. Cameron war schon sein ganzes Leben lang ein Mitarbeiter der RD6 , des militärischen Arms der PRO, gewesen. Er hatte eine Ausbildung hinter sich, die nur noch wenige genossen, da die kleinen Aufstände und Konflikte auf Wad’Akh’Wian kaum militärische Vorgehensweisen verlangten. Dennoch fühlte er sich dazu berufen ein Soldat zu sein. Er fühlte sich wohl in diesem Umfeld mit seinen klar definierten Regeln, Traditionen und Verhaltensweisen. Er wusste, dass er dazu berufen war. Wie sein Vater und dessen Vater. Selbst während des Umbruches, als sie alle auf Wad´Akh´Wian angekommen waren, war sein Urgroßvater schon damit beschäftigt, die Ordnung zu bewahren.
    D 56, hier ist es!
     
    ---
     
    Pauli hatte es sich überlegt und er würde Johannson nicht schlagen. Er war inzwischen aufgestanden und stand etwa einen Meter von Johannson entfernt. Er würde ihn nicht schlagen, aber er hatte begonnen ihn anzuschreien.
    „Wie konnten Sie das nur zulassen, Mikael?“
    Pauli war zurückversetzt in seine Kindheit, schrie gerade seinen Bruder an, der die Vase seiner Mutter zu Boden geworfen und es ihm angehangen hatte. Er wusste, dass das Geschrei nichts ändern würde, so wie bei seinem Bruder, der ihn des Öfteren in seine Schranken gewiesen hatte, doch das war ihm im Augenblick egal.
    „Ich habe darauf vertraut, dass Sie auf sie aufpassen würden!“
    Die Welt um ihn herum veränderte sich, ihre Dimensionen verzerrten sich. Johannson wurde kleiner, schien sich immer weiter von ihm zu entfernen. Alles war düster um ihn und seine Wut geworden und er hörte seine eigene Stimme als Echo in seinem Kopf widerhallen.
    „Wie konnte Ihnen das passieren, schließlich habe…“
    Er stoppte, weil er ein Geräusch ihn aus der düsteren Welt, die er sich gerade selbst erschaffen hatte, in diese helle andere zurückriss. Später würde er überlegen, dass er froh darüber gewesen sein musste, diesen Satz vor Johannson nicht beendet zu haben. Er war kurz davor auszusprechen, was er unter normalen Umständen niemals zugegeben hätte:
    …schließlich habe ich Alka geliebt!
    Das ablenkende Geräusch kam von der Tür hinter ihm, die mit einem dumpfen Zischen seitlich in der Wand verschwunden war, und jemand, der die Öffnung

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