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Das Leben dahinter (German Edition)

Das Leben dahinter (German Edition)

Titel: Das Leben dahinter (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Bergner
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Johannson quasi automatisiert ins Bewusstsein, denn er hatte alle Blaupausen und technische Spezifikationen des Schiffes mit Begeisterung und beinahe im Wahn verschlungen. Eine kleine Anekdote, die er ebenfalls überall gelesen hatte, war, dass der Kommandant der Argo tatsächlich Käpt‘n Jason hieß, was den Mannschaftsmitgliedern natürlich den Spitznamen Argonauten eingebracht hatte. Nur hatten sie nie nach einem goldenen Vlies gesucht. Offiziell war sie für den Rohstofftransport zwischen Wad’Akh’Wian und den Raffinerieanlagen anderer Planeten erbaut worden, inoffiziell wusste nur Gott allein, wofür die PRO sie sonst noch nutzte. Offensichtlich im Moment für eine Spritztour zur Erde.
    Pauli verschwand aus Johannsons schmalem Gesichtsfeld und kehrte alsbald mit einem Glas Wasser zurück.
    „Der Kater wird bald weg sein. Die haben es ziemlich übertrieben. Im Wasser sind noch ein paar nette Zusatzstoffe drin, auch wenn Sie sie nicht schmecken, sie werden helfen.“
    Dankbar nahm Johannson das Glas an sich und trank es mit einem Zug aus und als der letzte Tropfen seine Kehle hinabgeronnen war, fiel ihm alles wieder ein. Einfach alles! Alka, das Karmesinobjekt, die brüllende Lichtexplosion, in der sie verschwunden war, er selbst, der plötzlich einsam im Schnee gesessen hatte, und das Schiff über ihm. Wie konnte er das alles nur vergessen haben? Jetzt wurde ihm klar, dass es ein Shuttle der Argo gewesen sein musste, dass ihm den Knock-Out verpasst hatte. Die dunkle Silhouette hinter dem Lichtschein war ihm gleich so vertraut vorgekommen.
    Die haben alles gewusst! Kein Wunder, dass ich so einen Quatsch geträumt hab.
    Noch einmal streckte Johannson alle Viere aus und wartete darauf, dass Paulis Mittel seine Wirkung ebenso breit entfalten würde. Es ließ tatsächlich nicht lange auf sich warten; das Kreisen wurde langsamer. Johannson hob seine Daumen, hielt sie nebeneinander und fixierte mit den Augen seine unzureichend manikürten Fingernägel, bis sich das Bild stabilisierte. Dann setzte er sich auf und bemerkte, dass die Übelkeit seinen Magen verlassen hatte und sich nun vermutlich irgendwo anders herumtrieb. Egal, Hauptsache seinem Magen ging es besser!
    „Meine Güte, was auch immer die auf mich abgeschossen haben, hat mir einen unheimlichen Schädel verpasst.“ Johannson hielt sich selbigen. „Und das ohne den Spaß eines ordentlichen Saufgelages. Das ist so , wie eins auf die Nase zu kriegen, weil dein Kumpel die Frau eines anderen anbaggert. Die PRO hat keinerlei Anstand!“
    Pauli setzte auf dem gegenüberliegenden Bett ein breites Grinsen auf.
    „Ja und die haben Ihnen noch nicht mal ein Taxi am nächsten Morgen gerufen.“
    „Hm?“, grunzte Johannson mit fragendem Blick.
    „Ach, schon gut. Nur präapokalyptischer Humor. Sie sehen jedenfalls ziemlich übel aus.“
    Johannson nickte, wobei es sich anfühlte, als hatte sich irgendein Teil in seinem Kopf gelöst, das nun schmerzhaft in seinem Schädel herumsauste. Er musste wirklich erbärmlich aussehen.
    „Das ist wohl eines der Besatzungsquartiere“, konstatierte er das Offensichtliche und sah sich um. Das Drehen war jetzt glücklicherweise vollständig verschwunden.
    Das Quartier war recht groß, größer als er geglaubt hatte. Natürlich hatte er als Vergleich nur eine verkleinert Projektion in seiner Erinnerung. Zudem ließ es sicherlich die spartanische Ausstattung wesentlich größer erscheinen. Die Wände waren grau und kahl. Kein Bild, Ornament oder selbst ein Fenster zierte sie. Nicht dass Fenster irgendeinen Unterschied gemacht hätten, im Subraum wäre ohnehin nicht viel zu sehen gewesen. An der ebenso tristen Quartiersdecke baumelten nur drei einsame Plasmabälle in der Luft, die warmes und doch düsteres Licht in den Raum pumpten. Das Bett, auf dem Pauli saß, war , wie vermutlich auch das unter ihm selbst, eher eine Pritsche mit dünnem und klinischem Bettzeug. Alles in allem war sein erster Eindruck von der Argo verheerend, wenn er bedachte, wie oft er sich in dieses Schiff gewünscht hatte, wenn er als kleiner Junge zu den Sternen über dem Haus seiner Eltern aufgeblickt hatte. So verlor wohl im Alter alles irgendwann an Romantik. Selbst die Romantik. Einziger Lichtblick war die Tür zur Toilette, die auf der linken Seite offen stand, erst jetzt merkte Johannson, dass er sie bitter nötig hatte!
    Als er wiederkam, saß Pauli noch immer da und schien ihn zu beobachten; so als würde er auf irgendetwas warten. Sein

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