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Das Leben, das uns bleibt (German Edition)

Das Leben, das uns bleibt (German Edition)

Titel: Das Leben, das uns bleibt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Beth Pfeffer
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geben«, sagte Alex.
    Dad lächelte. »Das Leben ist unberechenbar. Du denkst, du weißt, wie die Zukunft aussehen wird. Du hast deine Pläne gemacht und alles danach eingerichtet. Und dann geschieht das Unvorstellbare. Das Leben ist voller Überraschungen. War es schon immer. Aber alles Schlechte hat auch sein Gutes. Irgendwo. Du musst es nur erkennen.«
    Ich habe Blasen an den Füßen. Ich zittere vor Kälte, Hunger und Erschöpfung. Ich habe Angst, dass ich nie wieder nach Hause komme. Fast noch mehr Angst habe ich, dass ich, wenn ich es doch schaffen sollte, nie wieder von dort weggehe.
    Dad hat natürlich Recht damit, dass alles Schlechte auch immer etwas Gutes hat. Aber ich frage mich, ob ich jemals so viel Weisheit besitzen werde, dieses Gute zu erkennen.
    29. Juni
    Wir sind immer noch im Bundesstaat New York, aber schon nah an der Grenze. Heute Nacht schlafen wir in einem leeren Haus. Hier gibt es Betten mit Kissen und Decken.
    Dad und Alex haben nach Fahrrädern oder einem Auto mit einem Rest Benzin im Tank gesucht. Ich hatte gehofft, dass sie vielleicht etwas zu essen finden. Aber sie kamen mit leeren Händen zurück.
    Heute war es fast den ganzen Vormittag neblig und wegen der vielen Asche in der Luft hatte man das Gefühl, Schlamm einzuatmen. Wir mussten immer wieder anhalten, weil wir vor lauter Husten nicht mehr weiterkonnten.
    Letzte Nacht hatte ich einen schrecklichen Albtraum, der mir den ganzen Tag nicht aus dem Kopf gehen wollte.
    Ich habe geträumt, wir wären in diesem Tankstellenhäuschen, Dad, Julie und ich, bis zum Hals in unsere Schlafsäcke eingepackt. Nur Alex war auf. Er ging zu Julie und zwang sie, zwei Tabletten zu schlucken. Das Gleiche tat er bei Dad.
    Als er schließlich auf mich zukam, wollte ich meine Arme aus dem Schlafsack befreien, aber das ging nicht. Ich war völlig bewegungsunfähig. Hilflos sah ich zu, wie Alex sich neben mich kniete, vorsichtig meinen Kopf anhob und in seine Armbeuge legte. Obwohl ich es nicht wollte, stieg ein überwältigendes Verlangen in mir auf. Als er sich über mich beugte, um mich zu küssen, nahm ich seine Lippen, seinen Mund, den Beweis seiner Liebe, gierig in Empfang, bis ich die Schlaftabletten auf seiner Zunge spürte.
    Zitternd wachte ich auf. Durch die eingeschlagenen Fenster drang genügend Licht, um die Gesichter der anderen zu erkennen. Noch im Schlaf wirkte Alex besorgt.
    Ich liebe Alex. Ich liebe es, ihn zu lieben. Ich liebe seine Berührung. Und ich liebe es, mich an seine Berührung zu erinnern. So lange habe ich geglaubt, es würde nie jemanden geben, den ich lieben kann. Jetzt gibt es doch jemanden. Jeder Tag mit ihm ist ein Tag, den ich nie für möglich gehalten hätte.
    Heute Nacht schläft Alex im Nebenzimmer. Ich sehne mich so sehr nach ihm. Ich wünschte, die Wand zwischen uns würde sich auflösen und wir wären allein. Wir wären zusammen. Wir wären eins.
    Dann wären all meine Zweifel verschwunden. Und meine Albträume.
    Dann gäbe es nur noch Alex und mich.
    Zwei Körper. Ein Herz.
    30. Juni
    Wir sind wieder zu Hause.
    Horton ist tot.
    Ich muss so weinen, dass ich nicht schreiben kann.



1. Juli
    Ich habe fast den ganzen Tag geschlafen.
    Jon weigert sich immer noch, nach Hause zu kommen.
    Matt ist zu Dad rüber, aber Jon will nicht mit ihm sprechen. Dad hat Matt erklärt, dass Jon auf ihn sauer ist, weil er Syl mit nach Hause gebracht hat. Die war oben in Matts Zimmer, so dass sie eh nichts hören konnte, aber Matt hat es Mom trotzdem nur im Flüsterton erzählt. Vielleicht sollte auch ich es nicht hören – hab ich aber doch.
    Syl wollte mit mir reden, mir erklären, warum sie das getan hat. Aber Mom hat gemeint, ich wäre noch zu erschöpft und ihre Erklärungen müssten halt warten.
    Irgendwann werde ich mit ihr reden müssen. Schließlich wohnen wir unter einem Dach. Und ich kann nicht, wie Jon, einfach zu Dad rüberziehen. Das werde ich Mom nicht antun und denen drüben auch nicht. Alex weiß noch nicht, was er und Julie tun werden, aber so, wie sie hustet, können die beiden so bald nicht aufbrechen. Damit wären wir drüben zu siebt, plus Gabriel, und hier zu dritt. Das ist keine gute Idee.
    Aber ich will nicht mit Syl reden. Ich will sie nicht mal sehen.
    Jetzt kommen mir schon wieder die Tränen. Am besten gehe ich in mein Kämmerchen und weine da.
    2. Juli
    Alex ist rübergekommen. Seit unserer Rückkehr hatte ich ihn nicht mehr gesehen. Er wirkte ziemlich eingefallen.
    »Mrs Evans, Sie müssen mit Jon

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