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Das Leben, das uns bleibt (German Edition)

Das Leben, das uns bleibt (German Edition)

Titel: Das Leben, das uns bleibt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Beth Pfeffer
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dabei warst«, sagte Alex. »Für jede Stunde, jede Minute mit dir habe ich Ihm gedankt.«
    »Ist das dein Ernst?«, fragte ich.
    »Entschuldige, Miranda«, sagte er. »Ich bin nicht gut darin, jemanden zu lieben. Ich weiß, dass man einem Menschen, den man liebt, nur das Beste wünschen soll. Aber das Einzige, was ich mir wünsche, bist du.«
    »Ich bin ja hier«, sagte ich und berührte seine Hand. »Ich geh nirgendwohin.«
    »Aber ich«, sagte er. »Ich muss eine Bleibe für Julie finden.«
    »Hier ist ihre Bleibe«, sagte ich. »Und deine auch.«
    »Aber wir leben von Almosen«, sagte Alex. »Von der Wohltätigkeit deiner Familie. Von der Wohltätigkeit der Stadt. Und Wohltätigkeit währt nicht ewig.«
    »Wohltätigkeit und Liebe sind nicht das Gleiche«, sagte ich. »Was wir euch anbieten, ist Liebe. Liebe währt ewig.«
    »Aber nur, wenn sie auch etwas zurückbekommt«, sagte Alex. »Ich hab dabei geholfen, die Lebensmittel zu finden und den Transporter. Ich hab deiner Familie etwas gegeben, das sie brauchte. Jetzt nehme ich nur noch. So bin ich nicht erzogen worden: nur zu nehmen und nichts zu geben. Wir müssen gehen, Miranda. Sobald Julie so weit ist, brechen wir auf.«
    »Denk noch mal darüber nach«, sagte ich.
    »Über nichts anderes«, sagte er. »Komm jetzt. Nimm Jon mit nach Hause. Für Julie ist es nicht gut, ihn ständig in der Nähe zu haben.«
    Ich folgte ihm ins Haus. Gabriel weinte und Lisa versuchte ihn zu beruhigen. »Jon und Julie sind im Wohnzimmer«, sagte sie. »Keine Sorge, Hal ist bei ihnen.«
    Ich kam mir vor wie die letzte Idiotin. Jetzt erst wurde mir klar, warum Alex so wild entschlossen war, die beiden auseinanderzubringen. Jon ist fast fünfzehn und Julie knapp vierzehn. Die reden nicht nur über Baseball.
    Aber als wir ins Wohnzimmer traten, redeten sie gerade überhaupt nicht. Sie lasen in ihren Schulbüchern und Dad ließ sie nicht aus den Augen.
    Ich hatte Jon seit meiner Rückkehr noch nicht gesehen. Ich hatte keine Ahnung, was ich ihm sagen sollte. Auf jeden Fall nicht, wie wütend ich selbst auf Syl war. Und ich durfte auf keinen Fall weinen.
    »Hi, Julie«, sagte ich, nachdem ich Dad mit einem Kuss begrüßt hatte. »Wie geht’s dir?«
    »Ganz gut«, sagte sie. »Ich glaub, ich hatte eine Erkältung. Aber seit wir zurück sind, fühl ich mich ganz okay.«
    »Sie hustet noch ein bisschen«, sagte Dad. »Ansonsten geht’s schon viel besser.«
    »Schön«, sagte ich. »Hi, Jon.«
    Jon sah mich an. »Ich komm nicht nach Hause. Ganz egal, was du sagst.«
    »Bisher hab ich noch gar nichts gesagt«, wandte ich ein.
    »Musst du auch nicht«, erwiderte er. »Ich komm nicht nach Hause. Nicht, solange die noch da ist.«
    »›Die‹ heißt Syl«, sagte Dad. »Und irgendwann wirst du ihr verzeihen müssen.«
    »Niemals«, sagte Jon. »Dazu könnt ihr mich nicht zwingen.«
    »Syl hat Horton sterben lassen«, sagte Julie, als wäre das für mich etwas Neues. »Und Jon hasst sie dafür.«
    »Halt den Mund, Julie«, sagte Alex. »Das geht dich nichts an.«
    »So redest du nicht mit ihr!«, rief Jon.
    »Jon«, sagte Dad. Im Hintergrund hörte man Gabriel schreien.
    »Nein!«, brüllte Jon. »Ich hasse euch alle. Julie und ich gehen weg. In eine sichere Stadt. Dann sehen wir euch nie wieder.«
    »Ihr geht nirgendwohin, Jon«, sagte Dad. »Ihr seid zu jung, um allein unterwegs zu sein. Und Alex wird Julie nicht gehen lassen. In deiner Zukunft gibt es keine sichere Stadt. Außerdem kriegst du ohne Beziehungen keine Passierscheine. Die kann man nicht einfach kaufen wie Kinokarten.«
    »Die müssen wir gar nicht kaufen«, sagte Jon. »Alex hat schon welche. Hat Julie mir erzählt. Wenn er sie nicht braucht, nehmen wir sie eben.«
    Ich hatte keinen Schimmer, wovon Jon da redete. Alex offenbar schon. »Du hast ihm davon erzählt?«, fragte er Julie, als könnte er es kaum glauben. Dann glaubte er es wohl doch, denn er fing an, sie auf Spanisch anzuschreien. Sie schrie direkt zurück.
    »Hört auf damit!«, rief Dad. »Alle. Sofort!«
    Alle waren wie erstarrt.
    Ich habe Dad noch nie so wütend erlebt. »Du hast Passierscheine für eine sichere Stadt?«, fragte er Alex. »Was hast du damit vor? Sie gegen eine Mitfahrgelegenheit nach Ohio eintauschen, während deine Schwester sich zu Tode hustet?«
    Alex machte ein Gesicht, als hätte Dad ihm in den Magen geboxt. Dann stürzte er aus dem Zimmer und aus dem Haus. Julie sprang auf und rannte ihm nach.
    »Geh, Jon«, sagte Dad. »Geh mit Miranda nach

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