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Das Leben, das uns bleibt (German Edition)

Das Leben, das uns bleibt (German Edition)

Titel: Das Leben, das uns bleibt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Beth Pfeffer
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die Whitlock Lane entlang. Die Straße war ebenfalls in einem schlechten Zustand. Wir mussten mehrmals halten, um irgendwelchen Schutt beiseitezuräumen. Als wir endlich vor einem Schild mit der Aufschrift ›Notburga Farms‹ standen, waren wir ziemlich erleichtert.
    Vor uns erstreckte sich eine große Weide. Man konnte sich vorstellen, wie schön sie noch vor einem Jahr gewesen sein musste, eine weite grüne Fläche, von Apfelbäumen gesäumt. Jetzt war der Boden grau und die Bäume trugen nur ein paar mickrige Blätter.
    Es sah aus, wie es jetzt überall aussah. Es sah aus wie in Howell.
    Ich stieg aus und öffnete das Tor. Dad folgte der Auffahrt zum Kloster hinauf. Es war ein altes Farmhaus mit Nebengebäuden, einer Scheune und etwas, das eine Kapelle zu sein schien.
    »Ich glaub nicht, dass hier noch Menschen wohnen«, sagte Dad.
    »Doch«, sagte Alex. »Hier muss noch jemand sein. Als ich mich in der Erzdiözese von Louisville erkundigt habe, war das Kloster noch als geöffnet aufgeführt.«
    »Das ist doch Monate her, Alex«, sagte Dad. »Da kann inzwischen alles Mögliche passiert sein.«
    »Das sehe ich mir mal aus der Nähe an«, sagte Alex. »Ich kann mir nicht vorstellen, dass die Schwestern das Kloster einfach so verlassen haben. Komm, Julie.«
    Wir stiegen alle aus. Alex ging voraus und klopfte energisch an die Farmhaustür.
    »Wer ist da?«, fragte eine weinerliche Stimme. »Bist du das, Schwester Grace?«
    »Nein«, sagte Alex. »Bitte machen Sie auf. Ich möchte meine Schwester bei Ihnen unterbringen.«
    Wir hörten Schritte, dann sperrte eine ältere Frau misstrauisch die Tür auf. »Hat Schwester Grace euch geschickt?«
    »Nein«, sagte Alex. »Aber Pater Franco aus New York. Kann ich unter vier Augen mit Ihnen sprechen, Schwester?«
    »Ich bin ganz allein«, antwortete die Nonne. »Schwester Grace hat Schwester Anne und Schwester Monica mit den Mädchen nach New York City zurückgeschickt. Das war im Oktober, glaube ich. Vor ein paar Wochen ist Schwester Grace dann mit Schwester Marie aufgebrochen, um Hilfe für uns zu holen, so dass nur noch Schwester Helen und ich übrig waren. Und Schwester Helen ist vor drei Tagen gestorben. Oder vor vier? Ich verliere allmählich den Überblick. Jedenfalls bin ich jetzt ganz allein. Haben Sie etwas von Schwester Grace gehört?«
    »Nein, Schwester«, antwortete Alex. »Aber wir haben Lebensmittel dabei. Die können wir Ihnen hierlassen.«
    »Das wäre sehr freundlich von Ihnen«, sagte die Nonne. »Bitte, treten Sie ein.«
    »Wir haben uns noch nicht vorgestellt«, sagte Dad. »Ich heiße Hal Evans, das ist meine Tochter Miranda und das sind unsere Freunde Alex und Julie Morales.«
    »Ich bin Schwester Paulina«, sagte die Nonne. »Ich habe mich um die Milchwirtschaft gekümmert, aber wir mussten die Kühe schon vor Monaten schlachten. Es gab kein Futter mehr für sie. Von ihrem Fleisch haben wir bis Ostern gelebt.«
    Ich konnte das nicht länger ertragen. »Ich geh mal die Lebensmittel holen«, sagte ich, froh über jeden Vorwand, aus dem Haus zu kommen. Es stank nach Tod – offenbar lag Schwester Helen hier noch irgendwo herum und verweste.
    Es war schrecklich. Ich dachte an den Morgen zurück, als ich Mrs Nesbitt tot in ihrem Bett gefunden hatte. Ich hatte sie dort liegenlassen und zunächst das Haus nach Lebensmitteln und anderen brauchbaren Dingen durchsucht. Erst danach war ich rübergegangen, um Matt, Mom und Jon zu erzählen, dass sie gestorben war.
    Damals hatte ich das völlig in Ordnung gefunden. Aber jetzt fragte ich mich, was ich für ein Monster war, dass ich sorgfältig jeden Winkel eines Hauses absuchen konnte, obwohl ich wusste, dass eine liebe Freundin tot im Nebenzimmer lag.
    Ich holte die Lebensmittel aus dem Auto und ging langsam zum Farmhaus zurück. Der Geruch war offenbar auch den anderen zu viel geworden, denn alle saßen jetzt auf der Veranda und schauten auf die leere, graue Weide hinaus.
    »Es ist schön, mal wieder Gesellschaft zu haben«, sagte Schwester Paulina gerade, als ich herankam. »Aber ich weiß nicht, wann Grace und Marie zurück sein werden. Sie sind schon so lange unterwegs. Wenn sie Hilfe gefunden hätten, müssten sie doch längst wieder da sein.«
    »Hier«, sagte ich und stellte die Tüte vor ihr ab. »Mehr Vorräte haben wir nicht dabei.«
    »Das ist sehr freundlich«, sagte Schwester Paulina. »Schwester Helen hätte sich so darüber gefreut. Sie hat gesagt, sie hätte keinen Hunger, aber man sah genau, dass

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