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Das Leben des Jean Paul Friedrich Richter: Eine Biographie (German Edition)

Das Leben des Jean Paul Friedrich Richter: Eine Biographie (German Edition)

Titel: Das Leben des Jean Paul Friedrich Richter: Eine Biographie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Günter de Bruyn
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Hundshütten? Die langen Gärten, in denen sie zur Lust herumgehen, oder die steinigen Äcker, in denen ihr euch totbücken müsset? Ihr arbeitet wohl, aber ihr habt nichts, ihr seid nichts, ihr werdet nichts – hingegen der faulenzende tote Kammerherr da neben mir.«
    Und im »Titan«, dem dritten der sogenannten heroischen Romane, will der Hauptheld Albano in die französische Revolutionsarmee eintreten, um für die Freiheit zu kämpfen und »früher zu fallen als sie« . Denn »der gallische Rausch … ist doch wahrlich kein zufälliger, sondern ein Enthusiasmus in der Menschheit und Zeit zugleich begründet. … Durch ein rotes Meer des Bluts und Kriegs watet die Menschheit dem gelobten Lande entgegen.«
    Aber da die Romane in Deutschland spielen, hält Flamin keine revolutionäre Rede, und Albano geht nicht zu den Revolutionstruppen, sondern wählt als Fürst des Ländchens den Weg unblutiger Reformen, und Jean Paul musste nach Napoleons Kaiserkrönung im Juni 1804 bekennen: »Goethe war weitsichtiger als die ganze Welt, da er schon den Anfang der Revolution so verachtete als wir das Ende.«
    Diese Einsicht hatte sich aber lange schon vorbereitet. Bereits im »Hesperus« war sie von Victor, dem verstandesklareren der Freunde, zur Sprache gekommen, als er im revolutionären Klub klarmachte, dass die Beseitigung von Unterdrückung und Krieg durch Unterdrückung und Krieg moralisch fragwürdig sei. Dem kurzen Weg des blutigen Umsturzes sei der langsamere, aber gerechtere der Reform vorzuziehen. »Die wilden Eingriffe ins Zifferblattrad der Zeit, das tausend kleine Räder drehen, verrücken es mehr als sie es beschleunigen, oft brechen sie ihm Zähne ab. Hänge dich ans Gewicht des Uhrwerks, das alle Räder treibt: d.h. sei weise und tugendhaft, dann bist du groß und unschuldig zugleich und bauest an der Stadt Gottes ohne den Mörtel des Bluts und die Quader der Totenköpfe.«
    Der revolutionäre Aktivismus wird also in den drei Romanen nicht propagiert, sondern problematisiert. Der »Hesperus« endet mit der Aussicht auf Reformen; im Bildungsprozess des »Titan« wandelt sich jugendliches Aufbegehren in weisen Reformwillen, und die »Unsichtbare Loge« bleibt, unfertig wie sie ist, die Antwort schuldig, nicht einmal ihr Titel wird in ihr erklärt. Als kurz vor dem Tode des Autors eine zweite Auflage gedruckt wurde, entschuldigte er sich in einer Vorrede für die »geborene Ruine« und weicht der Frage nach dem möglichen oder gedachten Ende aus. »Wenn man nun fragt, warum ein Werk nicht vollendet worden, so ist es noch gut, wenn man nur nicht fragt, warum es angefangen. Welches Leben in der Welt sehen wir denn nicht unterbrochen? Und wenn wir uns beklagen, dass ein unvollendet gebliebener Roman uns gar nicht berichtet, was aus Kunzens zweiter Liebschaft und Elsens Verzweiflung darüber geworden, und wie sich Hans aus den Klauen des Landrichters und Faust sich aus den Klauen des Mephistopheles gerettet hat, so tröste man sich damit, dass der Mensch rundherum in seiner Gegenwart nichts sieht als Knoten, und erst hinter seinem Grabe liegen die Auflösungen; und die Weltgeschichte ist ihm ein unvollendeter Roman.« Aber der Roman blieb nicht deshalb unvollendet, weil Menschenleben und Weltgeschichte es bleiben, sondern weil der Autor aus dem einen Roman in den andern, einen ähnlichen, floh. Vielleicht konnte er die vielen Fäden, die er geknüpft hatte, nicht mehr entwirren, vielleicht fand er den geplanten Schluss unrealistisch, oder der Weg schien ihm wichtiger als das Ziel zu sein. Jedenfalls ließ er Gustav, den er vorher Freundschaft und Liebe, Eifersucht und Naturschwärmerei, Unterdrückung und Unrecht hatte erleben lassen, nun für immer im Gefängnis des kleinen Fürstentums sitzen, ohne dass der Leser von der unsichtbaren Loge, deretwegen er angeklagt ist, etwas weiß.
    Als der Autor im Februar 1792 das Manuskript des Romans an Christian Otto zur Beurteilung schickte, war in dem Begleitbrief von der einjährigen »konvulsivischen Geburtszeit« des Romans zu lesen und statt eines Hinweises auf das fehlenden Ende die Ankündigung eines neuen Romans, des »Hesperus« nämlich, dem dann nach einigen Jahren noch der dem gleichen Thema gewidmete »Titan« folgte, in dem der junge Fürst Albano nach Überwindung einer revolutionären Phase zum Reformer seines Landes wird.
    Von diesen drei Romanen, die man politische nennen könnte, wurde zu Jean Pauls Lebzeiten nur der »Hesperus« erfolgreich, von der

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