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Das Leben Findet Heute Statt

Das Leben Findet Heute Statt

Titel: Das Leben Findet Heute Statt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bruder Paulus Terwitte
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Prognosen hineingezwängt werden müssen. Wir gehören der Gegenwart. Darin spricht Gott uns an. Jeden mit einem eigenen Namen. Keine Nummer. Wir sind nicht dazu geschaffen, nach den Berechnungen der Ökonomen und Demoskopen zu funktionieren. Die kommunistische Ideologie von der Schaffung eines menschenmachbaren Paradieses sieht den Menschen letztlich als Marionette, die dafür entsprechend verbogen werden muss. Die kapitalistische Ideologie, jeder müsse sich Reichtum verschaffen, koste es, was es wolle, macht den Menschen zu einer Funktion rein ökonomischer Effizienz.
    Aber der Mensch ist ein Wesen, das sich nicht einen Namen machen muss, sondern einen Namen trägt. Der Mensch kann erkennen, dass er viel mehr ist als alles, was man mit ihm macht oder was er mit sich selbst machen will, um etwas zu werden. Er ist etwas. Er ist eine Person. Unverwechselbar. Wertvoll. Eigenständig. Persönlich. Unberechenbar. Wir sind nicht für die Träume von morgen gemacht. Wir sind für das Heute geschaffen. Darin sollen wir uns mit Kraft und Freude aufrichten, um heute das Unsrige zu tun.
    «Später sollt ihr es einmal besser haben», sagten die Alten mit Blick auf ihre Nachkommen. Sie sagten nicht: «Wir wollen es einmal besser haben.» Sie schufteten nicht für das Leben danach. Sie dachten gar nicht an sich. Sie hatten vielmehr ihre Familie im Blick, die Gemeinschaft, das Gemeinwohl. Sie wussten, dass nur etwas werden wird, wenn jeder an seiner Stelle Gas gibt, ohne nur an sich zu denken. Statt vom Morgen zu träumen, packten sie im Heute zu. Deswegen konnte Deutschland so rasant wachsen. Die Leute ergriffen ihre Chance. Die 40   Deutschen Mark, die jeder Bürger nach der Währungsreform in Händen hielt, taugten auch gar nicht zum Ausmalen einer goldenen Zukunft. Sie wurden als Startsignal verstanden, sofort loszulegen. Heute. Ungläubig staunen wir, was da alles in kürzester Zeit aufgebaut wurde. Da hat jeder angepackt. Tag für Tag geschafft und gesucht, wo er etwas leisten konnte. Jeder ergriff die Möglichkeiten, die sich ihm boten. Das Wirtschaftswunderland Deutschland war ein Lebenslustland Deutschland. Wir wissen heute, dass die Kraft damals auch daraus entstand, die Vergangenheit zu verdrängen. Trotzdem gilt: Keiner tröstete sich damit, dass es später besser werde. Der Trost kam aus dem Glauben, dass wirkliches Glück dann entsteht, wenn man sich dem Tag mit seinen Aufgaben zuwendet. Und welche Zukunft daraus wird? Das wird sich schon zeigen.
    Die Lust auf das Leben im Heute gründet in einer Sorglosigkeit, die ihre Wurzeln im jüdisch-christlichen Erbe hat. Die Menschen in der Bibel vertrauen entgegen allen Widrigkeiten ihrem Gott fast trotzig. Die französische Gewerkschafterin und Marxismuskritikerin Simone Weil brachte das in unvergleichlicher Weise zum Ausdruck. Sie bekannte sich lange als ungläubig, konnte ihre Wurzeln im Judentum aber nicht verleugnen. Sie wandelte sich zu einer viel zu wenig beachteten großenMystikerin und gläubigen Denkerin des 20.   Jahrhunderts, die sich kurz vor ihrem Tod 1943 vermutlich von einer Freundin taufen ließ. Sie vertrat die Einstellung, die zum gläubigen Abendland gehört: Meine Sache ist es, an Gott zu denken; Gottes Sache ist es, an mich zu denken.
    Wer diesem Programm folgt, kann nicht untätig herumsitzen und auf bessere Zeiten warten. Wer weiß, dass ihm ein Name verliehen ist, der täglich von Gott genannt wird, lebt hellwach. Oder die prophetische Botschaft der Bibel auf den Punkt gebracht: Wenn Gott im Kommen ist, dann kann die Erde aufatmen.
    Bis dahin muss die Erde aber noch ein bisschen warten. Ihren Bewohnern – zumindest in unseren Landen – beliebt, Gott zu verabschieden. Das atheistische Bekenntnis ist zur Modeerscheinung geworden: Da ist kein Gott, der Rang und Namen verleiht. Wir vergeben stattdessen die Namen und Ränge selbst. Am schlimmsten sind davon die Kinder betroffen. Sie werden nicht mehr empfangen wie ein Geschenk, sondern, so darf ungestraft gesagt werden, gemacht. Und auch wenn wir ihre Namen selbst erfinden müssen: Sie tragen den, der uns passt und den wir ihnen verpassen. Sie haben zu kommen, wann es uns am wenigsten stört. Sie müssen vollbringen, was wir uns für sie ausdenken im Blick auf ein Leben, das später für sie und uns besser sein soll. Oma und Opa müssen helfen, damit wir frei bleiben. Der Staat muss sie finanzieren. Denn wir wollen auf unsere eigenen Kosten kommen. Das Kindergeld wird schon fest eingeplant für die

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