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Das Leben Findet Heute Statt

Das Leben Findet Heute Statt

Titel: Das Leben Findet Heute Statt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bruder Paulus Terwitte
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LebenswillenJesu ins eigene Leben übernehmen zu können: «Denn ihr alle, die ihr auf Christus getauft seid, habt Christus als Gewand angelegt» . (Gal 3,27). Werdet zur Persönlichkeit, die sicher ist in Gott. Und damit frei, alles für die Welt zu geben. Wenn Gott schon da ist, so lautet die Einstellung der Gläubigen, brauche ich nicht mehr zu warten. Das Leben fängt heute an.

13.   Das Bad
    «Ich kann mit mir machen, was ich will.» Oder: Die neue Körperfeindlichkeit
    Im Klausurbereich über uns sind die Bäder für die Gemeinschaft. Die Zellen der Brüder haben höchstens ein Waschbecken. Dusche und Badewanne sind nicht auf den Zimmern. Das war früher normal. Da war es ja schon ein Luxus, wenn es überhaupt Wasser im Haus gab. Heute tut sich mancher Kapuziner schwer damit, keine eigene Nasszelle zu haben. Ich nehme das eher locker. Es ist eine kleine Erfahrung von einfachem Leben. Wir begegnen einander auf dem Weg zum Waschraum. Der eine muss die Dusche für den anderen frei machen. Man kann sie nicht benutzen, wann man will. Kurz: Auch hier muss man Rücksicht nehmen.
    Das ist mitunter nicht so leicht. Die Brüderlichkeit, so meinte ein erfahrener Novizenmeister einmal, hört mit der Art und Weise auf, wie jemand seine Zahnpastatube ausdrückt und wie er sie im Waschraum zurücklässt. So ganz unrecht hat er damit nicht. Der eine legt sie so hin, der andere stellt sie ins Glas. Und das geht weiter beim Duschgel: Eine ganze Batterie von verschiedenen Flaschen ist aufgestellt. Auch hier sind die Geschmäcker sehr verschieden. Jeder kommt mit seiner eigenen Geschichte zu uns. Jeder hat eine eigene Tradition entwickelt. Nicht nur bei der Morgen- oder Abendtoilette. Wer in jungen Jahren in den Orden eintritt, kann sich noch einfacher an die Gemeinschaft anpassen. Je älter jedoch derjenige ist, der zu unskommt, desto schwerer fällt es ihm, sich unterzuordnen. Die eigene Nasszelle ist da oft die einzige Rettung: Da kann ich machen, was ich will.
    Und überhaupt: Wie ich meinen Körper pflege, geht schon gar niemanden etwas an. Höchstens meinen Arzt, Apotheker, Fitnesstrainer, Bodybuilder, Rückenschuler, Wellnessberater, Ernährungsexperten und Ayurvedamasseur und jeden, dem ich es in den Weblog schreibe. Wer da alles antritt, um meinem Körper mehr Wohlbefinden zu verschaffen, das ist schon enorm. Zeitschriften sind mittlerweile Anleitungen, die einem sagen, wie es einem bald wieder bessergehen könne. Deutschland scheint ein Land von Körperpflege-Analphabeten geworden zu sein. Anders kann ich mir die Lawine von Ratgebern nicht erklären, die den Aufbau von Muskeln und das Zusammenspiel der Stoffwechselvorgänge oder die Wirkung von Vitaminen und den Brennwert von Kohlehydraten erläutern. In immer neuen Wendungen lassen wir uns darlegen, wie wir besser werden können. Dünner. Oder dicker. Athletischer. Oder ausgewogener ernährt und ausreichend bewegt. Wie wir drei Kilo in 30   Tagen abnehmen. Es gibt Ratgeber für kräftigeres Haar und für eine Haut, die frei von Mitessern ist. Alles im schönsten Superlativ. Es werden Ziele gesteckt, von deren Existenz wir vorher noch gar nichts wussten. Uns wird gesagt, wir könnten früher sterben, wenn wir uns nicht genügend um unseren Körper kümmerten. Das kann schon sein. Aber wer gesund lebt, der stirbt gesünder. Dem Tod ist herzlich egal, wie wir uns abgemüht haben. Er kommt, wann er will. Vielleicht schon heute.
    Das wollen wir natürlich vergessen. My body is my castle. Ich werde schon überleben. Der Glaube an die gesunde Wunderwelt nimmt groteske Züge an. Die mit Bildbearbeitungsprogrammen geschönten Abbildungen von unnatürlichen Körpern in den entsprechendenMagazinen heizen die Stimmung an. Keiner weiß zwar, warum er so aussehen soll, aber alle sind sich einig: So muss es werden mit uns. Mit mir.
    Doch leider kann man nicht aus seiner Haut. Um der Wirklichkeit der eigenen Körperlichkeit entfliehen zu können, muss schon mal der Griff zu härteren Mitteln sein. Viele Besucher von Fitnessstudios nehmen stimulierende Drogen. Die neue Maxime lautet: fit aussehen ja, gesund leben nein. Die zweifelhafte Kraft spendenden Anabolika sind da noch harmlos. Die Fit-und-Fun-Freunde genehmigen sich auch Mittel wie Cannabis, Kokain und Ephedrin. Ärzte schlagen Alarm. Die Deutsche Gesellschaft für Sportmedizin und Prävention in Hamburg berichtet, dass fast ein Drittel der von ihnen befragten Besucher eines Fitnessstudios schon einmal Substanzen eingenommen

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