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Das Leben Findet Heute Statt

Das Leben Findet Heute Statt

Titel: Das Leben Findet Heute Statt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bruder Paulus Terwitte
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Man kann sich diese Liebe nicht selbst geben. Man kann sie aber auch nicht erzwingen durch ein gutes Aussehen. Der Körper allein ist langweilig, wenn er nicht wahrgenommen wird als Ausdruck einer Person, die sich dahinter verbirgt. Nicht umsonst kommt Franziskus von Assisi in seiner Ordensregel im Zusammenhang mit Körper und Krankheit auf die mütterliche Dimension des Miteinanders der Brüder zu sprechen: Und vertrauensvoll soll einer dem anderen seine Not offenbaren; denn wenn schon eine Mutter ihren leiblichen Sohn nährt und liebt (vgl. 1   Thess 2,7), um wie viel sorgfältiger muss einer seinen geistlichen Bruder lieben und nähren?
    Franziskus greift hier also ein Wort des Apostels Paulus auf, der sich als Mutter bezeichnet, weil er die Gemeinde durch sein Wirken zur Welt gebracht hat und sie mit seiner Predigt nährt. Franziskus sieht das grundsätzlicher: Die Brüder sollen einander Mutter sein, auch im Hinblick auf die seelischen Sorgen. Sie sollen sich klar darüber werden, dass der Mitmensch nicht einfach nach seinem Aussehen begutachtet werden darf. Es geht um die Entdeckung des anderen als Geistesverwandter, oder noch intensiver: als Gottesverwandter. Die Beziehung der Menschen untereinander soll nicht davon bestimmt sein, wen man schön findet und wen nicht. Es geht vielmehr um die Entdeckung desMitmenschen als Bruder, der, wie man selbst, mit Körper, Seele und Geist aus dem Reichtum Gottes kommt. Die Manipulation des Körpers ist Aufstand gegen den Schöpfer. Andere dahin zu treiben, sich einer Schönheitsnorm zu unterwerfen, ist nichts anderes als Blasphemie.
    Zu einem noch grauenvolleren Thema stellen islamische Gelehrte in einem rechtsgültigen Beschluss ein für alle Mal fest: «Die brutale Beschneidung von Mädchen verstößt deswegen gegen die Lehre des Islam, weil Gott den Menschen mit Würde ausgestattet hat.» In der sogenannten Fatwa der Kairoer Konferenz (2006) heißt es: «Im Koran sagt Gott: ‹Wir haben die Kinder Adams gewürdigt.› Daher wird von Gott jeglicher Schaden verboten, der Menschen zugefügt wird, unabhängig von gesellschaftlichem Status und Geschlecht.» Man könnte hinzufügen: Verboten wird von Gott auch, sich selbst Schaden zuzufügen.
    Die Religionen entdecken, dass sie etwas zu sagen haben zur Liebe zum eigenen Körper und zur Pflicht, mit diesem pfleglich umzugehen. Vor allem zeigen sie Möglichkeiten auf, wie der Mensch sich und andere einschätzen soll. Sie helfen, sich nicht vom äußeren Anschein täuschen zu lassen: Wie immer ein Mensch auch aussehen mag – es zählt an erster Stelle, dass er Gottes geliebtes Geschöpf ist. Wir brauchen nicht zu warten, bis wir einem äußeren Ideal entsprechen. Unser Körper ist nach der Lehre des Christentums Tempel des Heiligen Geistes. Das macht ihn heilig. Darum kann ich ihn annehmen. Deswegen achte ich sorgfältig auf ihn. Das bewahrt mich vor dem ständigen Stress, ihn ewig anpassen zu wollen. Der Schöpfer meines Lebens hat ihn mir geschenkt. Das macht mir meinen Körper wertvoll, so wie er ist. Er ist mein Freund. Mit ihm darf ich nicht machen, was ich will. Er ist mir zur Obhut gegeben. Niemand hat das Recht, mir dieses Geschenk madig zu machen. Mit meinemGeist und meiner Seele bildet der Körper die Wirklichkeit, die ich bin. Das ist die Basis, auf der ich lebe. Es gibt kein anderes Leben für mich als mein Leben in diesem Körper. Damit will ich zufrieden sein. Ich will «mit ganzem Herzen, mit ganzer Seele und mit all meiner Kraft» . (Dtn 6,5) leben.

14.   Der Vorratsraum
    «Damit ich morgen was habe.» Oder: Maß halten
    Wir kommen jetzt zum Vorratsraum des Klosters. Bei den Kapuzinern ist der ziemlich klein. Unser Ordensgründer wollte, dass sich die Brüder um das Morgen nicht so viele Sorgen machen. Sie sollten immer nur so viel haben, wie sie wirklich zum Leben benötigten. Nicht mehr und nicht weniger. Jede übertriebene Sorge war ihm zuwider. Falls einmal nicht genug vorhanden sein sollte, so meinte er, könnten die Brüder ja betteln gehen.
    Bis vor 40   Jahren gab es somit Brüder, die zu den Leuten gingen, um dort Lebensmittel für die Gemeinschaft zu erbitten. Die meisten Heiligen unseres Ordens gehörten zu dieser Gruppe von Laienbrüdern. Sie waren bei den Menschen sehr beliebt. Die Leute spürten wohl sofort, dass da einer kommt, der wegen Gott um eine milde Gabe bitten will. Dass es dem darum geht, von Gott aus zu leben und von ihm aus auf die Mitmenschen zuzugehen.
    Normalerweise gehen die

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