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Das Leben Findet Heute Statt

Das Leben Findet Heute Statt

Titel: Das Leben Findet Heute Statt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bruder Paulus Terwitte
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schon ganz anders. All das sind Schritte zu einer eigenständigen Persönlichkeit. Sie kann sich nur entwickeln, wenn sie Tag für Tag die erforderliche Zuwendung erhält. Kinder können nicht zu freien Menschen heranwachsen, wenn ihre Eltern mehr im Morgen als im Heute leben. Kinder brauchen die Erfahrung, dass sie angenommen werden als Geschenk für die Welt – für die kleine Welt der Eltern und für die große Welt, zu der wir alle gehören.
    Geschenke wollen aber empfangen werden. Dafür braucht es eine besondere Kultur. Eine Kultur des Staunens. Eine Kultur, die damit rechnet, dass Unvorhergesehenes geschehen kann. Eine Kultur, die uns heute weiter voranbringt, als wir uns das für morgen vorgestellt haben.
    Deutschland braucht eine Kultur der Freiheit. Wir haben den Glauben an Gott abgeworfen wie ein überflüssiges Kleid, ganz nach dem Motto: «Gott, du störst.» Wir sagen uns jetzt selbst, was wir sind und was wir zu tun haben. Die schlimmste Folge davon ist der Satz: «Kind, du störst!» Mir scheint: Nie war das Klima für Kinder so schlimm wie heutzutage. Wir haben vielfach den Glauben an unsere Kinder aufgegeben. Wir leben in dem Wahn, wir könnten uns die Zukunft selbst erhalten. Und uns dazu!
    Gott macht es nichts aus, wenn sich die Menschen nicht mehr mit ihm umgeben wollen. Dass Gott in seinem Wert geschmäht wird, hält er aus – und seine Strafe wird hoffentlich gnädig ausfallen. Aber dass wir uns nicht mehr mit Kindern umgeben wollen, fällt auf ebendiese zurück. Sie spüren sehr deutlich, dass sie zum Vorzeigen geboren wurden, nicht behindert sein dürfen und natürlich fähig für Juniorgolf und dendreisprachigen Kindergarten sein müssen. Damit sie später im Leben zurechtkommen, heißt das Argument der treusorgenden Eltern, die sich vor allem nur um eins sorgen: dass sich die Kinder ihnen anpassen und dass sie sich um der Kinder willen nicht zu sehr umstellen müssen.
    Wir ziehen uns die Monster selbst heran, die uns später dann in den Schlagzeilen begegnen. Damit mich keiner falsch versteht: Die Eltern führen nur aus und bringen es den Kindern damit bei. Es sind die Eltern, die wir, die Gesellschaft, hervorbringen. Sie lernen von uns, dass man alles – und seien es die eigenen Kinder – stehen- und liegenlassen muss, wenn es woanders schöner, besser und bequemer ist. Man muss ja schließlich mit der Mode gehen und den Anschluss behalten. Wer aber kümmert sich um die Kinder, die animiert werden in Spielparks und Kids-Clubs auf Teneriffa, aber noch nie zwei Stunden lang in Ruhe mit den eigenen Eltern gespielt haben?
    Entgeistert werden junge Paare angeschaut, die mit 23   Jahren Eltern von zwei Kindern sind. Ich kenne einen Hotelier, der mit 24   Jahren Vater von vier Kindern ist und nun auswandert: Er und seine Frau haben es satt, für gestört gehalten zu werden. Eine Praktikantin, nach ihren Träumen gefragt, erntet Spott, als sie sagt: «Mein Freund und ich, wir kennen uns seit zwei Jahren. Wir werden jetzt heiraten, und wir würden uns freuen, wenn wir Eltern von vier Kindern werden könnten.»
    Wer so redet, weckt die Schlafenden auf, die sich vertröstet haben auf ein Leben, das vielleicht morgen anfängt. Deutschland braucht junge Menschen, die nicht abwarten, bis sie selbst die Vergangenheit von dem sind, was sie heute Zukunft nennen. Insgeheim träumen wir ja immer noch davon, dass es so etwas geben könnte: ein Leben, in dem es egal ist, ob man nach der Mode gekleidet ist. Mode steht dabei für eine Lebenshaltung.Wir träumen von einem Leben, in dem man ein Gewand trägt, das von vornherein klarmacht: Lass mich doch einfach heute leben. Mit aller Kraft. Und ohne krankhaftes Sorgen und Sichern im Namen einer Zukunft, die sowieso ganz anders wird. «Da sprach Gott zu ihm: du Narr! Noch in dieser Nacht wird man dein Leben von dir zurückfordern. Wem wird dann all das gehören, was du angehäuft hast?» . (Lk 12,20)
    Solche und andere Sätze des Evangeliums sind stärker als alle Zaubermäntel. Wer die Sorge um das eigene Leben klug auch mit Gott teilt, wird achtsam für sein Leben und die Mitmenschen. Dem ist es egal, was er anzuziehen hat. Wie er aussieht. Wohin man gerade springen soll. Der hat einen Ruhepunkt und einen Reflexionspunkt, denn er genießt Gottes Achtsamkeit für sich. Der wird achtsam für die anderen. Der findet Gründe für den Einsatz im Heute, die nicht der eigenen Zukunft dienen, sondern der Gegenwart der Zeitgenossen. Schon aus diesem Grund sollte

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