Das Leben Findet Heute Statt
lassen Menschen auf unsere Kosten studieren, stellen unseren pflegebedürftigen Brüdern genügend Pflegekräfte zur Verfügung,wir haben Gärten, die wir nicht gegen Geld verpachten, wir nutzen Zeit zum Gebet und zur Liturgie, anstatt sie für geldwerte Leistungen einzusetzen. Wir leben heute. Das macht uns freier, als wenn wir ständig zu denken hätten, was wir machen könnten, wenn wir diese oder jene Summe zur Verfügung hätten.
Wir fühlen uns tatsächlich sehr frei. Wir schütteln den Kopf über alle, die bei uns ein rigides System vermuten, das den Einzelnen und seine Bedürfnisse unterdrückt. Davon sehen wir mehr in der Gesellschaft allgemein als bei uns im Orden. Dort glaubte und glaubt man, durch Konzentration auf nur eine Führungsebene und durch die Egalisierung von Strukturen Erfolge haben zu können. Der Kapitalismus steht in dieser Beziehung in einer schrecklichen Weise dem Kommunismus in nichts nach. Die Führung der DDR glaubte, sie könne durch ein Sofa für alle oder gleiche Quadratmeterzahlen aller Wohnungen die absolute Gleichheit erschaffen. Der Kapitalismus versucht es auf einer anderen Ebene mit Fast-Food-Einerlei-Angeboten und Computerbetriebssystemen. Es wird uns suggeriert, wir könnten auf diese Weise überall gleich gut essen und arbeiten. Dahinter steht die Vorstellung, wir könnten eine bessere Welt erschaffen, wenn alle gleich ticken. Die Wahrheit ist, dass die Welt dann ohne Leben wäre.
Allen übergroßen Systemen geht es so wie den Dinosauriern. Werden sie zu groß, können sie sich selbst nicht mehr tragen. Daher nochmal mein Plädoyer für den Mittelstand. Für ein übersichtliches Marktgeschehen. Ich möchte den Schweiß vom Bäcker, den ich kenne, sozusagen in meinen Brötchen schmecken. Dann zahle ich ihm gern den gerechten Preis dafür. Seine belegten Brötchen nehme ich gern, wenn er den Käse dazu aus der heimischen Molkerei bezieht. Aber da beginnt dann das Problem:Auch der vielgerühmte Mittelstand oder die Einzelbäckerei kauft selbst nicht beim Händler am Ort. Sie fahren mit uns auf die grüne Wiese und beklagen sich gleichzeitig, dass keiner zu ihnen ins Geschäft kommt.
Wir brauchen eine brüderliche Ökonomie, der es selbstverständlich ist, dass wir Menschen voneinander abhängig sind. Bin ich nicht gut zu dir, bist du es auch nicht zu mir. Das Geheimnis: Jeder sorge sich darum, dass der andere reich werde. Jeder denke daran, wie er einen anderen arm macht oder zumindest zu seiner Armut beiträgt, wenn er dem Geiztrend folgt. Wir Brüder kaufen deswegen lieber teurer, aber in der Nachbarschaft ein.
Jeder kann an einer Gesellschaft mitbauen, die sich gegen den Trend stemmt, die Armen weltweit als hinzunehmendes Übel zu betrachten. Buchen Sie nicht den billigsten Urlaub. Die Mitmenschen, die sonst zu gering entlohnt werden, danken es Ihnen. (Denken Sie jetzt nicht: Die sind aber schon mit dem wenigen zufrieden, was vom Tisch der Reichen abfällt. Wir reden hier über Ökonomie, und das heißt über gerechte Entlohnung!) Kaufen Sie keine Produkte mit Geizpreisen. Die Arbeiter, die einen gerechten Lohn bekommen sollen, haben anderes verdient. Bevorzugen Sie, was in Ihrer unmittelbaren Umgebung produziert wird. Das Klima und die Produzenten in Ihrem Wohnbereich danken es Ihnen. Es gehört zur brüderlichen Ökonomie, nicht zum Billigpreis Geflügel aus der Gefriertheke zu nehmen, sondern stattdessen frisches vom nahen Geflügelhof zu beziehen – dafür dann vielleicht etwas weniger.
Verantwortung entsteht, wenn wir wieder bereit werden, uns dem Leben zuzuwenden, wie es sich direkt um uns herum abspielt. Jeder hat Verantwortung. Ich verneige mich tief vor jedem, der in der Wirtschaft in Deutschland nach ethischen Prinzipien handelt. Das sind für mich die wahren Sozialarbeiter. Geld ist janichts Schlechtes. Wir müssen nur wissen, dass es uns allen zu dienen hat. Ich verurteile auch niemanden, der viel davon verdient. Er sollte es aber deshalb bekommen, weil er viel leistet. Es gibt Gott sei Dank zahlreiche anständige Unternehmer, die bereit sind, lieber einfach zu leben, als etwas zu tun, was sie mit ihrem Gewissen nicht vereinbaren können. Die sind mit Herzblut bei der Sache, leiden und lehnen lukrative Aufträge ab, wenn sie erkennen, dass diese nur zu unanständigen Bedingungen zu erfüllen sind. Es gibt sie noch, die ehrliche Haut.
Sosehr der Druck aus der globalisierten Welt auch auf unserem Markt lastet: Wir verkaufen unsere Seele, wenn wir uns in
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