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Das Leben in 38 Tagen

Das Leben in 38 Tagen

Titel: Das Leben in 38 Tagen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cornelia Scheidecker
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dem Boden und werden nur
einmal am Tag weggefegt. Für einen Deutschen unvorstellbar!
    Die
größte Überraschung erwartete uns aber, als wir Essen bestellen wollten, denn
auf einmal stand Zaldiko vor uns, um die Bestellung
aufzunehmen. Sie erklärte uns, dass ihr Mann hinter dem Tresen arbeitete und
die Familie das Geld brauchen würde! Ich überlegte, wie sie das wohl alles
schaffen könnte. Vormittags die Herberge sauber machen, nachmittags die Pilger
betreuen und abends im Restaurant bedienen! Dazu die zwei kleinen Kinder und
der Haushalt. Selbst wenn ihre Mutter mithalf, wie sie uns versicherte, fand
ich das sehr bemerkenswert. Dazu sah sie noch sehr gut aus; trotz Rauchens wie
ein junges Mädchen, ich musste sie einfach bewundern!
    Wir
ließen uns ein Menü empfehlen: Knoblauchsuppe, Steak mit Pommes und Salat und
als Nachtisch Flan, eine Art Karamellpudding, dazu wieder Rotwein und Wasser.
Um es vorwegzunehmen: Der spanische Geschmack und meiner unterschieden sich
sehr deutlich voneinander. Auf der Suppe schwamm das Fett und das Hauptgericht
bestand hauptsächlich aus Olivenöl. Was in Deutschland die Kräuter für das
Essen bedeuten, schien hier das Fett zu sein. Ich aß hauptsächlich Weißbrot und
trank Rotwein. Trotzdem bekam ich am nächsten Tag Durchfall...

4.
Alfred, Pamplona und der Abschied von Martin
     
    Der
nächste Tag, ein Samstag, sollte der letzte Tag meiner gemeinsamen Wanderung
mit Martin sein. Es gab keinen festen Zeitpunkt zum Verlassen der Herberge und
so konnten wir in Ruhe abwarten, bis es Platz zum Waschen, Packen und
Frühstücken gab. Wir tranken wieder Automatenkaffee, der nicht schmeckte, und
aßen unsere Vorräte. Alle Pilger waren schon gegangen, auch eine Frau mit einem
Schäferhund. Dieser sah lustig aus. Er trug wie ein Esel rechts und links das
Gepäck und ein Schild um den Hals kennzeichnete ihn als „ Hundeperegrino “.
Es ist möglich, mit Hunden zu pilgern, aber diese werden nur in wenigen
Herbergen wie dieser geduldet. So hatte auch die Französin ihr Zelt dabei und
musste öfter draußen übernachten. Wir hatten jedenfalls bis zu diesem Zeitpunkt
gar nicht gemerkt, dass ein Hund in der Herberge geschlafen hatte, so lieb war
dieser Hundeperegrino .
    Als
wir gerade gehen wollten, tauchte plötzlich ein kleiner, älterer Mann mit einer
starken Brille, grauen Bartstoppeln, schütterem Haar und einem auffallend
bunten Hemd hinter uns auf. Er erinnerte mich ein bisschen an Woody Allen und
wirkte aufgeregt und hilflos.
    „Sie
sprechen doch Deutsch, können Sie mir helfen?“, fragte er nervös. Überrascht,
dass überhaupt noch jemand in der Herberge war, antwortete ich: „Ja, wir sind
Deutsche, was gibt es denn für Probleme?“ Dem Dialekt nach musste „Woody Allen“
aus Bayern stammen. Trotzdem hatten wir Mühe, zu verstehen, was er eigentlich
wollte. „Mir tun meine Füße so weh, dass ich nicht mehr weiterlaufen kann. Ich
muss noch eine Nacht hier schlafen und warten, bis Zaldiko kommt.“ „Und wie können wir Ihnen helfen, brauchen Sie etwas gegen Schmerzen
oder einen Verband?“, wollte ich wissen. „Nein, nein, ich brauche heute noch
eine Fußpflege, sonst kann ich morgen auch nicht laufen.“ „Was für eine
Fußpflege? Fußmassage?“, fragte ich erstaunt. „Nein — ganz normal — Nägel
schneiden, Hornhaut raspeln, Pediküre eben, das ganze Programm“, sagte er
aufgeregt und ich konnte es nicht fassen. Gibt es denn so etwas, dass jemand
sich so unvorbereitet auf einen 800-Kilometer-Marsch macht und sich nicht
einmal die Fußnägel vorher schneidet? Kein Wunder, wenn man dann schon nach
drei Tagen nicht mehr laufen kann! Er deutete mein ungläubiges Gesicht wohl
falsch und bestätigte noch einmal: „Ja, ich brauche noch heute eine Fußpflege,
sonst kann ich nicht mehr weiterlaufen!“
    Wie
stellte sich der gute Mann vor, am Wochenende in einem abgelegenen Dorf eine
Fußpflege zu bekommen? Martin und ich überlegten, wie wir ihm helfen konnten.
Zunächst schickten wir ihn in die Apotheke um die Ecke, von wo er ohne Ergebnis
zurückkam. Daraufhin schlugen wir vor, ihm ein Taxi nach Pamplona zu bestellen,
unserem heutigen Etappenziel. In der großen Stadt würde sich bestimmt eine
Fußpflege finden. „Ich will aber nicht fahren, ich will doch die ganze Strecke
laufen“, sagte er nun fast weinerlich. „Ja, aber hier gibt es keine Fußpflege,
erst in Pamplona, Sie müssen zuerst nach Pamplona!“, versuchten wir ihn zu
überzeugen. „Na, dann lasse ich

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