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Das Leben ist ein Kitschroman

Das Leben ist ein Kitschroman

Titel: Das Leben ist ein Kitschroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophie Benning
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Augenblick schickten sie mir genau die richtigen Leute vorbei.
    Wir quatschten noch bis elf und tranken dabei die ganze Flasche aus. Daniels Azidose war wohl tatsächlich nur »psüchisch«. Ich war froh, dass er aufgetaucht war. In den letzten Stunden hatte ich einen ganz anderen Daniel kennengelernt und konnte nun verstehen, warum meine Nachbarin so entzückt von ihm war.
    »Soll ich Ineke einen Gruß von dir ausrichten?«, fragte ich, als ich ihn zur Wohnungstür begleitete.
    Daniel zögerte. »Lieber nicht. Ich möchte nicht, dass sie glaubt, dass sie es mit so einem Klammeraffen zu tun hat.«
    »Alles klar«, sagte ich. Fest entschlossen, ihr auf geschickte Art und Weise zu stecken, dass der Mann, den sie so süß fand, Kinder liebte. Eine Tatsache, die ihn für sie einfach unwiderstehlich machen würde.
    Ich stellte mich ans Fenster und sah in den Hinterhof hinunter, Daniel verschwand gerade durch die Toreinfahrt, ansonsten war es ganz ruhig. Bis ich vor dem Hintereingang zum Eroscenter eine Bewegung wahrnahm und sah, wer dort lässig an der Wand lehnte: der Callboy.
    Blitzschnell machte ich das Licht aus und versteckte mich hinter einem der Vorhänge.
    Mein Traummann machte einen genervten Eindruck.
    »Wenn er zu mir hochschaut, öffne ich das Fenster und frage ihn, was er so treibt«, wettete ich mit mir selber. »Ein klitzekleiner Blick würde schon reichen, dann ... «
    Aber er sah nicht hoch, sondern nur auf seine Armbanduhr. Immer wieder, bis ihm die Warterei anscheinend zu doof wurde. Dann schlenderte er davon.
    Wütend über meine eigenen Illusionen sammelte ich meine Notizen ein und beschloss, morgen früh gleich am Exposé weiterzuarbeiten. Und keinen einzigen Gedanken mehr an diesen Mann zu verschwenden.

31
    Ich schrieb bereits konzentriert über die Irrungen und Wirrungen meiner Romanheldin, als meine Mutter anrief.
    »Ach wie schön, dass ich dich erreiche!«, rief sie entzückt. »Was hältst du davon, wenn wir uns zum Mittagessen in der Stadt verabreden, Charlotte? Wir haben uns seit Ewigkeiten nicht mehr gesehen!«
    Uups! Hatte ihr jemand Drogen ins Müsli gemischt?
    »Oder bist du im Augenblick zu beschäftigt?«, fragte sie, als ich nicht antwortete.
    »Nein, nein. Ich habe zwar viel Arbeit auf dem Tisch liegen, aber wir können uns gerne treffen.«
    »Wunderbar! Sagen wir um eins bei Bergers?«
    »Alles klar.« Auch wenn das Treffen mit meiner Mutter nicht der Hit werden würde, das Essen dort war hervorragend.
    »Und äh, was ich noch fragen wollte ... «
    Ah, jetzt wurde es endlich interessant.
    »Hast du dich denn mal mit Herrn Wiedemeier getroffen?«
    »Ja, der war gestern Abend hier«, sagte ich wahrheitsgemäß. »Das war sehr nett.«
    »Ach, das freut mich!« Sie klang wirklich so. Und es würde bitter für sie sein, sollte sie jemals erfahren, was der Grund für Daniels Kommen gewesen war.
    »Also dann, Charlotte. Bis um eins. Und sei bitte pünktlich!«
    Bergers Restaurant war ein edler Schuppen mitten in der Fußgängerzone und meine Mutter erwartete mich schon an ihrem Lieblingstisch direkt am Fenster.
    »Pünktlich auf die Minute«, flötete sie und stand auf, um mir ein Küsschen auf die Wange zu hauchen.
    Als wir uns gegenübersaßen, öffnete sie strahlend ihre Handtasche. »Ich möchte dir etwas ganz Tolles zeigen!«
    Nun war ich aber wirklich gespannt. Ich hatte meine Mutter schon lange nicht mehr so aufgekratzt gesehen und konnte mir nicht vorstellen, was die Ursache dafür sein konnte.
    »Schau mal, unser kleiner Sven-Einar!« Sie schob mir einen Laserausdruck über den Tisch. »Ist er nicht süß?«
    Wirklich, ich mag Kinder. Aber ich habe es noch nie geschafft, wegen einem Ultraschallbild in Entzückung auszubrechen.
    Höflich schaute ich mir das Bild an. »Scheint ja alles dran zu sein«, sagte ich, um wenigstens etwas zu sagen. »Nett!«
    Meine Mutter nickte begeistert. »Das wird sicher mal ein ganz Gescheiter«, sagte sie. »Theresa und Dirk sind ja so glücklich!«
    »Weil alles dran ist?«, fragte ich, während ich eine Speisekarte entgegennahm.
    »Natürlich auch«, sagte meine Mutter. »Aber vor allem, weil sie nun jemanden haben, der die Firma später weiterführen wird.«
    Hallo?! Das kleine Würmchen war noch nicht mal auf der Welt und schon wurde über seinen Kopf hinweg beschlossen, was er später mal machen würde?!
    »Moment mal!« Energisch klappte ich die Speisekarte zu. »Und was, wenn der Kleine was ganz anderes vorhat?«
    Meine Mutter sah mich

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