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Das Leben ist ein Kitschroman

Das Leben ist ein Kitschroman

Titel: Das Leben ist ein Kitschroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophie Benning
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sahen uns auf dem weitläufigen Außengelände nach einem mittelgroßen Pflanztrog um.
    »Schau mal diese süße Wippe mit die Bärenköpfe«, seufzte Ineke, als wir an den Spielgeräten vorbeikamen. »Wenn ich ein Kind habe, kriegt er auch so was. Und guck mal da!« Ineke deutete auf eine bunte Schaukel, während ich zur Salzsäule erstarrte.
    »Was ist denn?« Sie stellte sich neben mich und sah in die gleiche Richtung. »Hast du Carsten gesehen?«
    »Mr Sex-Pur«, flüsterte ich.
    »Diese Callboy?«
    »Ja.« Ich schob sie sanft, aber bestimmt hinter ein frei stehendes Kinderspielhaus aus Holz. »Da vorne, bei den Zäunen.«
    Der schöne Unbekannte hatte seinen Einkaufswagen neben einem hohen Regal abgestellt und sah sich in aller Ruhe die verschiedenen Viereckhölzer an, die als Zaunpfosten eingesetzt werden konnten.
    »Wow, sieht der süß aus«, hauchte Ineke. »Er hat echt ein bischjen was von Johnny Depp.«
    »Nur, dass Johnny Depp nicht auf den Strich geht«, tuschelte ich zurück.
    »Dafür ist der schon vergeben. Und noch ist nicht sicher, ob er wirklich in diese Puff arbeitet.«
    Ineke wollte gerade zu weiteren Erklärungen ausholen, als ich sie anstieß. »Psst, er kommt direkt auf uns zu!«
    Da es um uns herum keine weiteren Verstecke gab, öffnete ich kurzerhand die Tür des Holzhäuschens, schob Ineke hinein, folgte ihr und machte die Tür hinter uns zu.
    »Perfekt! Jetzt haben wir ihn genau in Blick!« Ineke ging neben einem kleinen offenen Fenster in die Hocke und machte mir ein Zeichen, es ihr nachzumachen.
    Kaum hatte ich mich neben sie hingekniet, blieb mein Traummann vor dem Spielhaus stehen. Er hatte bereits einen großen Sack Blumenerde im Einkaufswagen und zog einen Einkaufszettel hervor, als eine sehr bekannte Melodie erklang: Zu den sanften Klängen einer Hammondorgel stöhnten Serge Gainsbourg und Jane Birkin um die Wette »Je t'aime ... moi non plus«.
    Er klappte sein Handy auf und der Liebesakt wurde auf der Stelle unterbrochen.
    »Ja, was gibt's?« Seine tiefe, warme Stimme schoss mir direkt in die Magengrube und ich machte mich noch etwas kleiner.
    »Das ist nicht dein Ernst, oder?« Das Objekt meiner Begierde klang genervt. »Weißt du, wie mein Terminkalender im Augenblick aussieht?«
    Vorsichtig linste ich aus dem Fenster und sah, wie er die Stirn runzelte. Ob Einbildung oder nicht, sofort hatte ich seinen Wahnsinnsduft wieder in der Nase.
    »Ja, natürlich wird mir das zu viel«, sagte er nun. »Wie du weißt, habe ich einen Ruf zu verlieren und kann es mir nicht leisten, dass meine festen Kunden abspringen.« Wieder hörte er zu. »Ach ja, was Solides, was Solides... Darüber haben wir doch oft genug diskutiert, oder? Ich mach was Solides, das musst du endlich mal einsehen! Und ich mag meine Arbeit!«
    Ineke und ich wechselten einen vielsagenden Blick.
    »Okay«, brummte der Schönling. «Aber nur, wenn es zeitlich begrenzt ist. Und weil du es bist.« Er nickte. »Gut. Ich melde mich Montag.« Dann klappte er sein Telefon zusammen, strich die halblangen Haare zurück und schob seinen Einkaufswagen Richtung Kasse.
    Als er verschwunden war, verließen wir unser Versteck.
    »Alles ziemlich eindeutig, oder?« Ich streckte mich.
    »Wieso?« Ineke rieb sich die Knie.
    »Jemand, der so einen Klingelton hat, arbeitet nicht im Kindergarten.«
    »Von Kindergarten war auch nie die Rede.« Ineke sah sich nach unserem Einkaufswagen um. »Und diese Lied ist doch uralt. Damit haben wir auf Schulfesten schon getanzt.« Sie summte die Melodie.
    Verdammter Mist. Von meiner großen Euphorie war nicht mehr viel übrig. Aber warum zog mich diese Sache so runter? Ich wollte in nächster Zeit doch eh nichts mit Männern zu tun haben. Oder? ODER?
    »Halten wir doch mal fest«, sagte Ineke pragmatisch. »Auch wenn er immer in deine Nähe telefoniert, heißt das noch lange nicht, dass er ein Callboy ist. Und das, was er gesagt hat, kann sich, muss sich aber nicht unbedingt auf Sex beziehen, oder?«
    Wider Willen nickte ich.
    »Wenn du schlau bist, fragst du bald mal in diese Eroscenter nach. Diese Typ scheint dich ja mächtig zu interessieren.«
    Bevor wir zur Kasse gingen, schauten wir uns die Spielgeräte weiter an und Ineke geriet wieder ins Schwärmen.
    »Es wird echt Zeit, dass ich ein Mann finde, der auch Kinder haben will«, seufzte sie. »Wie ist das bei dir? Willst du auch mal Kinder?«
    »Ich finde sie ganz niedlich«, sagte ich und dachte an die kleine D-D. »Aber solange ich so viel Pech mit

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