Das Leben ist kein Spiel -kleine Bilder
viel Spaß.
Weniger spaßig war das Zusammenleben mit Sandy und ihrer Anstandsdame. Wir lebten, wie bereits gesagt, in der Villa eines millionenschweren Hedgefonds-Managers. Sehr viel Platz. Sehr stilvoll eingerichtet. Aber die Probleme wollten nicht enden. Wenn ich Tennis spiele, brauche ich natürlich morgens ein Frühstück. Meine zukünftige Frau Sandy zog es aber vor, lange zu schlafen. Also bin ich morgens in den Ort gefahren und habe mir selbst Frühstück besorgt und auch den anderen etwas mitgebracht. Und dann bin ich weiter zum Training und habe Doppel gespielt. Also da dachte ich: »Hm, ich mache das im Urlaub ganz gerne, aber ich bin ja hier, um zu arbeiten.« Und dieser Job war ja auch der Grund, warum wir alle auf Long Island eine gute Zeit hatten. Da hätte ich mir von Sandy schon etwas mehr Engagement für die Sache und unser Zusammensein gewünscht. Na ja, auf jeden Fall haben wir dann gespielt und auch gut gespielt, sind sogar bis ins Halbfinale gekommen. »Black Bo« ist ein sehr fitter junger Mann, aber nicht Tennis-fit. Er sieht aus wie ein Adonis. Ich war eigentlich nicht mehr so fit, aber ich weiß, was ich auf dem Tennisplatz zu tun habe, um diese Matches zu spielen und zu gewinnen. »Black Bo« hat mich vor dem Halbfinale nur angeguckt und gesagt: »Boris, ich weiß nicht, wie du es machst, aber ich kann mich kaum mehr rühren! Bitte spiel du für mich. Chapeau! Ich hätte nicht gedacht, dass du in deinem Alter noch so fit bist.« Und das, obwohl ich damals vier, fünf Kilo mehr draufhatte als zu meiner aktiven Zeit. Abends sind wir dann oft mit den Mädels zu »Nello« essen gegangen. Ein ganz vorzüglicher Italiener. Jeder, der schon mal in New York oder auf den Hamptons war und gerne gut isst, kennt ihn. Ich machte also den »Leguan«, habe jeden Abend für alle gezahlt, und die Damen ließen sich verwöhnen und kamen kein einziges Mal auf die Idee, einkaufen zu gehen, geschweige denn, selbst etwas zu kochen. Sandy führte sich auf wie eine Prinzessin, und ich war ein weiteres Mal maximal genervt. Wir sind dann nach der Woche mit dem Hubschrauber von den Hamptons zurück nach Manhattan geflogen worden. Landung auf einer Pontonplattform, die am Ufer des Hudson River vertäut ist. Großes Kino. Ich hatte für eine Woche Noah und Elias nach New York eingeladen. Es war das erste Mal seit meiner Verlobung, dass wir uns sahen. Ihre Blicke, als sie mich mit Sandy erlebten, werde ich nie vergessen. In Worte übersetzt hießen die ganz unmissverständlich: »Papa, was machst du da nur? Was ist denn in dich gefahren?« Beide waren Sandy gegenüber total reserviert und unterkühlt. Es war eine geradezu gespenstische Atmosphäre. Die waren natürlich von Barbara auch entsprechend gebrieft, die – wie bereits erwähnt – ein riesiges Problem mit meiner Beziehung zu Sandy hatte.
Die Ehrung der Champions der letzten 25 Jahre bei den US-Masters in Flushing Meadows 2008: v.l.n.r. Monica Seles, Stan Smith, Gabriela Sabatini, Boris Becker, Rod Laver, Mats Wilander, Virginia Calf, Ivan Lendl
© imago / Paul Zimmer
Die Woche New York verlief entsprechend unharmonisch. Ich wurde am Montagabend bei den US-Masters in Flushing Meadows auf dem Centre-Court vor ausverkauftem Haus als einer der Champions aus den letzten 25 Jahren geehrt. Da kamen alle Sieger des letzten Vierteljahrhunderts zusammen: John McEnroe, Ivan Lendl, Stefan Edberg, Jimmy Connors und die ganze Tennisgemeinde. Nur Sandy hatte keine Lust, mich zu begleiten. Das hat mich sehr enttäuscht, denn für mich war das ein sehr wichtiger Tag. Aber sie ging lieber in die Stadt shoppen, anstatt, wie die Frauen der anderen Stars, an meiner Seite zu sein. Wir blieben noch ein paar Tage in New York. Es war ja eigentlich noch unsere verliebte Phase. Aber mit Verliebtheit hatte das nicht mehr viel zu tun. Sandy telefonierte ständig mit ihrer Münchner Managerin. Und bei mir verstärkte sich der Verdacht, dass es darum ging herauszufinden, wie man denn nun den neuen Ruhm als Boris-Becker-Verlobte möglichst gewinnbringend und öffentlichkeitswirksam umsetzen könnte. Sandy fing an, ihren Plan zu machen, was sie jetzt in Deutschland zu tun hätte und wo wir jetzt hinzugehen hätten. Eine völlig abstruse Situation. Verkehrte Welt. Ich habe da wieder einmal versäumt zu sagen: »Du, jetzt mach mal halblang!« Ich hab es einfach laufen lassen. Ich dachte mir: »Sie ist 25 Jahre alt, sie wird schon von selbst drauf kommen, dass sie sich jetzt mal ein wenig
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