Das Leben ist kein Spiel -kleine Bilder
zurücknehmen sollte.« Denn ich hatte schließlich meine Aufgaben zu erfüllen und meinen Verpflichtungen nachzukommen. Sie wollte mich ständig in ihre Angebote einbinden, denn mit Boris Becker sind Foto-Shootings, TV-Auftritte und Interviews natürlich viel wertiger. Ich habe dann gesagt: »Nein, ich mache das nicht!« Die Konsequenz war entweder Gezeter oder stundenlanges Schweigen ihrerseits. Von irgendwelchen Zärtlichkeiten war da schon nicht mehr die Rede …
Sandy und ich waren ein Jet-Set-Paar, ständig auf Achse: Hier besuchen wir die Pariser Fashion Week im Oktober 2008
© WireImages / Getty Images
Es war extrem schwierig, mit dieser Situation umzugehen. Ich habe sie dann einfach mal gefragt: »Wie stellst du dir unser Zusammenleben vor? Weshalb willst du denn die ganzen TV-Auftritte, die Foto-Shootings? Das Geld brauchst du doch gar nicht. Und wolltest du nicht eigentlich immer als Schmuckdesignerin arbeiten? Was ist denn jetzt damit?« Sie wollte davon nichts mehr hören. Ich musste erkennen, dass sie nur noch ihr Ding durchziehen wollte. Raus ins Rampenlicht, Party hier, Interviews da. Rote Teppiche, Champagner, Sandy auf der Erbse. Allem Anschein nach genoss sie ihre neue Popularität als Becker-Verlobte in vollen Zügen. Fast so wie Barbara in der Endphase. Sie verlor – das fiel nicht nur mir auf – völlig die Bodenhaftung.
Unser sogenanntes normales Dasein hatte recht wenig von einem Zusammenleben. Wir zogen in meine Wohnung am Zürichsee, denn ich hatte ja mein Büro im nahe gelegenen Zug und musste tagsüber arbeiten. Ich hatte den Eindruck, dass sie sich, allein in der Wohnung, sehr langweilte. Nach ein paar Tagen in Zürich sind wir aber immer wieder irgendwo hingereist, und sie hat jede Möglichkeit genutzt, um Zürich zu verlassen. Mein Eindruck: Foto-Jobs und TV-Interviews waren ihr wichtiger als unsere Beziehung. Die Abende, an denen sie mal etwas gekocht hat, strich ich mir rot im Kalender an, so selten kam das vor. Traurig, aber wahr!
Die Züricher Wohnung, die ich von der Sängerin Patricia Kaas übernommen hatte, war ein Penthouse mit Blick über den ganzen See. Ein Hammer! Darunter »The Blue«, das beste Fischrestaurant der Stadt. Sandy kam einfach mit ein paar Koffern, ihren High Heels, Kleidern, Schmuck und ihrem Schminkzeug. Sie ist nie so richtig eingezogen, war ständig auf dem Sprung und hat auch immer nach einer Wohnung für sich in München gesucht. Sie wusste unser gemeinsames Zuhause nie zu schätzen, was mich schon etwas unglücklich machte. Wir haben uns dann sogar größere Häuser in Zürich und Umgebung angeschaut, in denen auch Platz für Nachwuchs gewesen wäre.
Die Frage, die mich beschäftigte, war: »Wie soll es mit uns weitergehen? Was ist der nächste Schritt?« Wenn man sich verlobt, will man ja auch heiraten, eine Familie gründen, Kinder haben. Das war zumindest mein Plan. Aber leider nicht der von Sandy. Sie hatte ständig neue Ideen und Flausen im Kopf. Ein Leben in Zürich, in München, in London, auf Mallorca, in New York. Jeden Tag etwas anderes. Alles ohne Linie, ohne Plan. Ständig nervende Diskussionen ohne echtes Ergebnis. Wir sind dann im September an drei vier verschiedene Orte gefahren, wo wir heiraten wollten. Monte Carlo, »Hotel de Paris«, Comer See, »Villa d’Este «, Portofino … Die Hochzeit sollte ja im nächsten Sommer stattfinden, wenn es angenehm warm wäre. Einen Alltag hatten wir nie miteinander. Wir wussten also auch nicht wirklich, ob ein ganz normales Leben mit uns beiden funktionieren würde. Die ersten Erfahrungen diesbezüglich waren entmutigend. Es gab zu dieser Zeit schon längst tief greifende Ungereimtheiten zwischen uns. Das Ganze fühlte sich nicht mehr richtig, nicht mehr gut an. Und meine Jungs wollten mit Sandy überhaupt nichts zu tun haben. Elias blieb noch nicht mal alleine mit ihr in einem Zimmer. Das hat mich alles sehr belastet. Denn meine Kinder sind das Wichtigste für mich. Ich wünschte mir Harmonie, Vertrauen, Herzlichkeit und Glück für die ganze Becker-Family. Aber wie?
All das trug dazu bei, dass das Märchen von Boris Becker und Sandy Meyer-Wölden schon bald Geschichte war. Wir flogen im Oktober nach Miami und wohnten im Hotel »The Setai«. Ich wollte meine Söhne sehen. Sandys Freundin kam – ohne mein Wissen – aus New York eingeflogen. Ich dachte: »Irgendwann will ich doch mal mit meiner Verlobten alleine sein. Das gibt’s doch gar nicht.« Zu dem Zeitpunkt war ich schon völlig
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