Das Leben ist kein Spiel -kleine Bilder
Rechte zu erwerben. Das ist meine Priorität, das ist der eigentliche Kick!
Es hat – wie mir rückblickend klar wurde – einige Zeit gedauert, bis ich wirklich einen Schlussstrich unter die Tenniskarriere ziehen konnte. Aber ich wollte unbedingt einen klaren Schnitt machen. Es wäre das Naheliegende gewesen, nach meiner Karriere einfach im Tennisbusiness zu bleiben. Das hätte bedeutet, große Turniere fürs deutsche Fernsehen zu kommentieren, bei der ›Senior Tour‹ mitzuspielen und hier und da, wie andere auch, den Pausenclown oder Grüßaugust zu geben. Es wäre so etwas wie mein altes Leben unter neuen Vorzeichen gewesen. Nicht mehr und nicht weni ger. Meine langfristige Strategie war jedoch eine andere. Kurzfristig ging es im Jahr 2000 eigentlich nur um Schadens begrenzung: Scheidung von Barbara, Steuerverfahren, mein Leben eine einzige Baustelle. Und das Letzte, was ich damals im Kopf hatte, war: »Wie geht es mit mir beruflich weiter?« Ich musste erst einmal schauen, dass ich wieder auf die Beine kam. Scheidung, Steuerfahndung und Steuerprozess – das ist ein Trio infernale an Problemen. Aber genau diese Themen hatte ich in den ersten zwei, drei Jahren nach dem Karriereende auf dem Radar. Der einzige und – wie ich finde – einzig richtige Reflex: »Das musst du erst einmal hinter dich bringen!« Man will überleben, will nicht ins Gefängnis und verschwendet keinen Gedanken daran, wie man sich in der Zukunft beruflich positionieren will. Mir drohte eine langjährige Haftstrafe wegen Steuerhinterziehung. Die Staatsanwaltschaft forderte damals dreieinhalb Jahre. Das Urteil lautete dann: Zwei Jahre auf Bewährung und eine Geldstrafe von insgesamt 500.000 Euro, 300.000 Euro als Strafe und 200.000 Euro als Geldbuße. Dieses Geld wurde für karitative Zwecke verwendet. Wenn man vor so einem Prozess steht, der einen im ungünstigsten Fall hinter Gitter bringen würde, dann macht man erst einmal keine Pläne. Nachdem am 15. Januar 2001 die Scheidung und am 24. Oktober 2002 das Steuerverfahren erledigt waren, bin ich – auf Anraten meines damaligen Beraters und späteren Geschäftspartners Hans-Dieter Cleven – in die Schweiz gegangen. Wir haben dort eine gemeinsame Firma außerhalb von Zürich gegründet, und ich habe mich mit 50 Prozent an dem Sport- und Tennisartikelhersteller Völkl beteiligt. Die anderen 50 Prozent lagen bei Cleven.
Mein Glück zu diesem Zeitpunkt war, dass ich mit Hans-Dieter Cleven einen der erfahrensten und besten Manager Deutschlands kennengelernt hatte. Er war der Vermögensverwalter des Metro-Besitzers Otto Beisheim und gleichzeitig Finanzchef des Konzerns. Cleven war als Lehrmeister, was die zweite Karriere angeht, ein Geschenk des Himmels. Er ist extrem diszipliniert, trinkt keinen Alkohol, raucht nicht, geht auf keine Party. Er ist seit 35 Jahren mit derselben Frau verheiratet und schon fast beängstigend »straight«, was seine Lebensführung angeht. Und das war genau das, was ich gebraucht habe beziehungsweise bis heute dann und wann brauche. Einen Profi, den ich immer anrufen kann, wenn ich wegen der einen oder anderen Entscheidung unschlüssig bin. Hans-Dieter Cleven war als Berater für meine Firma »Boris Becker & Co.« tätig und ist als vertrauensvoller Freund unglaublich wertvoll für mich. Er ist einer der wenigen, die nichts von mir wollen. Er ist vollkommen unabhängig, und das schätze ich ganz besonders.
Freund, Berater, Geschäftspartner: Hans-Dieter Cleven hat mir durch ›learning on the job‹ das Business-Einmaleins beigebracht
© picture-alliance / Frank May
Was nicht jedermann weiß: Ich bin ja auch im Bereich Management tätig, und dies ist ein Feld, das ich in Zukunft noch ausbauen möchte. Bereits vor Jahren habe ich mit der Boris Becker & Co. den Fußballer Andrej Schewtschenko, der zu diesem Zeitpunkt eine internationale Größe beim AC Mailand war, vermarktet und betreut. Mich interessieren natürlich vornehmlich Sportler, die weltweites Vermarktungspotenzial haben. Aber eine solche Zusammenarbeit ist extrem zeitintensiv, und deswegen kann ich das tägliche Geschäft nicht selbst übernehmen. Aktuell berate ich den spanischen Nationalspieler Juan Mata, den Poker-Weltmeister Pius Heinz und den Fußballprofi Didier Drogba. Dessen Vermarktung ist eine wirklich lohnende Angelegenheit. Sein Spielerberater hat ihn von Marseille nach Chelsea vermittelt, danach nach China weiterverkauft und aktuell bei Galatasaray Istanbul untergebracht. Aber das ist
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