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Das Leben ist kein Spiel -kleine Bilder

Titel: Das Leben ist kein Spiel -kleine Bilder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Boris u Schommers Becker
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an. Das hat auch deutliche Nachteile. Ich musste regelrecht lernen, sonntags mal zu sagen: »Heute nicht!« Aber sonst bin ich grundsätzlich immer online, immer zu erreichen. Ich denke, dass ich meinen Mitarbeitern gegenüber fair bin. Ich bezahle gut, erwarte dafür aber auch, dass sie sich genauso leidenschaftlich für die jeweilige Sache einsetzen, wie ich das tue.
    Vor über zehn Jahren habe ich bei meinem Werbeauftritt für AOL den Slogan »Ich bin drin!« geprägt. Und in Noah hatte ich einen guten Lehrmeister bezüglich der Nutzung sozialer Netzwerke wie Facebook und Twitter. Es ist heute so viel einfacher, die Dinge selbst in der Hand zu nehmen. Wenn ich etwas zu sagen habe, dann mache ich das, indem ich diese Netzwerke wie eine eigene Nachrichtenagentur nutze. Man braucht keine dpa mehr, um die Öffentlichkeit zu informieren. Und »shitstorms«, die man auslöst, sind, nun ja, ärgerlich, aber nicht tragisch. Hat man ja selbst verbockt!
    Einer meiner Online-Partner ist die Sports Media in England. Das ist die einzige Sport-Onlineagentur, in die Facebook eigenes Geld investiert hat. Die sind zuständig für den Online-Auftritt der FIFA, der Premier League, von Manchester United oder von Spielern wie Wayne Rooney und Rio Ferdinand. Die haben mittlerweile über 60, 70 Millionen User jeden Tag! Und jetzt expandiert Sports Media nach Amerika, und ich helfe der Agentur dort durch Kontakte und mein Netzwerk.

    Beim Basketball-Training mit Jugendlichen im Rahmen der Laureus-Jugendinitiative Urban Stars in den Londoner Millwall-Studios.
    © picture alliance / Eventpress Schraps
    Zum Glück bin ich international aufgestellt. Wenn dem nicht so wäre, dann hätte ich ein Problem. Denn – wie drücke ich es aus, ohne jemandem auf die Füße zu treten? – in der Wahrnehmung meiner Person ist man in Deutschland einfach irgendwann stehen geblieben. Man hat mich als Mensch, als Mann, als Marke eigentlich gar nicht wirklich wahrnehmen und begleiten wollen. Zu Hause bin ich immer noch und immer wieder der ewig 17-jährige Wimbledon-Sieger. Vieles, was danach kam, insbesondere meine beruflichen Veränderungen, hat man einfach nur mit Häme verfolgt, ohne zu differenzieren oder ins Detail zu gehen. Wäre ich geschäftlich alleine auf Deutschland angewiesen, dann wäre es schlecht um mich bestellt. Böse Zungen behaupten nämlich gerne, dass ich für den deutschen Markt gar nicht mehr greifbar bin. Das ist vollkommener Quatsch, aber leider auch einer der Gründe für die Missverständnisse und Falschmeldungen, für die Versuche, den Namen »Boris Becker« zu verunglimpfen und zu beschmutzen. Bedauerlicherweise ist, zumindest in meinem Fall, der Satz vom Propheten, der im eigenen Land nichts gilt, wahr. Mein Hintergrund ist klar: Deutschland ist meine Heimat. Ich habe einen deutschen Pass. Ich bin Patriot. Aber nirgendwo werde ich kritischer gesehen. Nirgendwo werde ich auf solch harte Art und Weise attackiert. Meine Hoffnung ist, dass das irgendwann aufhört und ich auch in Deutschland als das akzeptiert werde, was ich heute bin , und nicht als das gesehen werde, was ich einmal war oder nach Meinung einiger selbst ernannter Experten sein soll .
    Die Jahre nach meiner aktiven Zeit waren hektischer als der ganze Tenniszirkus. Charity-Veranstaltungen, rote Teppiche, geschäftliche Meetings – man düst von Termin zu Termin, bis die Miles & More-Karte glüht. Menschen, die einer geregelten Arbeit nachgehen, werden da sicher ungläubig den Kopf schütteln. Wie, das soll ein richtiger Job sein? Hände schütteln, Small Talk, Networking? In immer andere Rollen schlüpfen – hier Laudator, dort Markenbotschafter, hier Manager, dort Testimonial!
    Um es mit dem zum Slogan gewordenen Buchtitel von Richard David Precht zu sagen: Wer bin ich – und wenn ja wie viele? Ursprünglich war ich nur Sportler, Tennisspieler. Im Nachgang musste ich – siehe oben – viele Rollen ausfüllen. Wenn ich einen Roger Federer oder einen Rafael Nadal sehe, frage ich mich automatisch: »Was werden die wohl in zehn Jahren machen?« Und genau diese Frage hab ich mir schon mit 25, 30 gestellt. Ich bin jetzt ein paar Jahre älter geworden, aber jedes Mal, wenn ich ein Tennisturnier besuche, überkommt mich dieses Déjà-vu. Für die Fans bin ich natürlich immer noch das »Bobbele«, und da ist ja auch nichts falsch dran, aber de facto bin ich schon lange nicht mehr nur das, sondern sehr viel mehr. Aber wenn ich so angesprochen werde, und das ist auf den

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