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Das Leben ist zu kurz für Knaeckebrot

Titel: Das Leben ist zu kurz für Knaeckebrot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Asgodom , Peter Gaymann
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Wort Talent ruhig auch mit Genen oder Veranlagung.
    Dicken wird oft vorgeworfen, dass sie sich auf Veranlagung herausreden, Sie seien »gute Essensverwerter« oder hätten »schwere Knochen«. Seit Jahren hauen uns die modernen Ernährungsexperten diese »Ausreden« um die Ohren. Nee, nee, da ist schon jeder selbst verantwortlich, ob er dick ist oder schlank, will man uns einreden. Ich bin wirklich überzeugt, dass wir vieles selbst in der Hand haben, dass
wir uns nicht in die Opferrolle flüchten. Und doch, so zeigen viele Studien, ist nicht alles nur freier Wille.
    Der internationale Gewichtsforscher, Professor Dr. Johannes Hebebrand, Leiter der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie im Kindes- und Jugendalter der Universität Duisburg-Essen, schreibt in seinem hochinteressanten Buch »Irrtum Übergewicht« über Zwillingsstudien eines amerikanischen Wissenschaftlers namens Albert Stunkard von der Universität von Pennsylvania, der herausgefunden hat, dass »dünne Kinder dünne Eltern hatten. Ein Zusammenhang zwischen dem Gewicht der Adoptivkinder und den nicht mit ihnen verwandten Adoptiveltern fand sich nicht... Es muss einen bedeutsamen genetischen Einfluss auf das Gewicht geben. Stunkard schätzt diesen auf 60 bis 80 Prozent.«
    Mediziner und Genetiker haben sich schon lange darüber Gedanken gemacht, wie hoch der Anteil des Erbguts beim Körpergewicht liegt. Der Ernährungsexperte Udo Pollmer schreibt in seinem Buch »Esst endlich normal« 15 : »Die Bandbreite der Schätzungen liegen zwischen 40 und 90 Prozent. Nach Berechnungen des Stanford-Genetikers Gregory Barsch und seiner Kollegen sind es 50 bis 90 Prozent. Stephen O’Raqhilly und seine Mitarbeiter aus Cambridge kommen auf 40 bis 70 Prozent; Johannes Hebebrand aus Essen und seine Koautoren geben 50 bis 80 Prozent an.«
    Gunter Frank, der Arzt aus Heidelberg, beschäftigt sich ebenfalls seit vielen Jahren mit Stress- und Ernährungsberatung. In seinem Buch plädiert er dafür, Gewichtssorgen zu vergessen. Seine Hauptthese »Man wird nicht vom Essen dick!« Und seine zweite: »Stress macht dick«. Wir alle kennen den Ausdruck »Kummerspeck« und wissen, dass Lebenskrisen, Kummer, Sorgen und Verluste eine Gewichtszunahme nach sich ziehen können (dazu im Kapitel Turbulenzen mehr).

    Besonders geißelt Frank den BMI, den Body-Mass-Index, der nach aktueller Lehrmeinung darüber entscheidet, ob jemand zu dünn, normal, zu dick oder fettsüchtig ist. Wie bildet sich der BMI? Körpergewicht in Kilogramm durch Größe im Quadrat. Beispiel: Jemand ist 1,70 groß und wiegt 85 Kilo, die Rechnung ergibt einen BMI von 29. Nach den gängigen Tabellen gilt dieses Gewicht schon als »adipös«, sprich fettleibig.
    Was bedeutet das für denEeinzelnen? Private Krankenkassen schlagen einen hohen »Risikozuschlag« auf ihre Tarife auf (der Grund, warum ich immer noch pumperlgesund in der gesetzlichen bin). Mollige Beamtenanwärter/innen mit einem BMI von 26 werden nicht ins Beamtenverhältnis übernommen, da können sie sonst noch so kompetent, erfolgreich, zuverlässig und fleißig sein.
    Gunter Frank dazu: »Es gibt Rundliche und Hagere. Das wird überhaupt nicht berücksichtigt. Eine kleine mollige Frau und eine große Hagere dürfen doch nicht über einen Kamm geschert werden! Menschen sind unterschiedlich! In allen Erfahrungsheilkunden - der Traditionellen Chinesischen Medizin, der indischen Ayurveda oder auch bei den alten Römern - wurden Menschen deshalb nie anhand von Durchschnittswerten beurteilt, sondern immer ihrem Körperbau entsprechend.«
    In der Chinesischen Medizin gibt es beispielsweise den Fülle- und den Leere-Typ (raten Sie, welcher ich bin). Frank: »Ein Botaniker, der sich mit der Pflanzenvielfalt unseres Planeten beschäftigt, weiß dies und würde niemals auf die Idee kommen, eine ›normale‹ Pflanzengestalt zu definieren und Abweichungen davon als »unnormal« zu bezeichnen, sondern er spricht von ›Variabilität‹ und ›Diversität‹.«
    Bis vor 100 Jahren war das Thema Übergewicht in der Medizin übrigens völlig unbekannt (wahrscheinlich weil nur
wohlhabende Menschen dick waren). Interessanterweise stammt denn auch das Wort »Idealgewicht« nicht aus der Medizin, sondern von einer amerikanischen Versicherungsgesellschaft, der Metropolitan Life, die 1957 die BMI-Tabelle aufgestellt hat und seither allen, die nicht »normalgewichtig« waren, einen Zuschlag aufgebrummt hat. Ein gutes Geschäft bis heute - weltweit.
Der Mythos vom

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