Das Leben ist zu kurz für Knaeckebrot
Vielfraß
Ich kann allen, die sich für die medizinische Sicht des Dick-und Schlankseins interessieren und wissen wollen, welche Rolle die Gene spielen, nur Franks Buch 16 empfehlen. Auf jeder Seite gingen mir die Augen auf. Ja, stimmt, ja, habe ich auch immer schon gedacht, ja, wie logisch.
Über Diäten schreibt der erfahrene Mediziner: »Unsere Fettpolster hängen also entscheidend von Geschlecht, Alter und Körperbau ab. Eine der größten Ernährungsstudien, die je in Deutschland durchgeführt wurden, die sogenannte VERA-Studie, konnte keinerlei Zusammenhang zwischen den aufgenommenen Kalorien und dem beobachteten BMI finden. Im Gegenteil: Es ist bekannt, dass Mollige oft weniger Kalorien zu sich nehmen als Schlanke.«
Offensichtlich gelten Franks Erkenntnisse weltweit. Professor Martin E. Seligman, Experte für Depressions- und Glücksforschung, ist einer der bekanntesten und angesehensten Psychologen in den USA. Ich habe ihn vor kurzem persönlich kennengelernt, nachdem ich seit Jahren seine Bücher 17 schätze. Martin Seligman ist der Begründer der Positiven Psychologie. (Einige hilfreiche Übungen zum Thema Selbstwert von ihm werden Sie später kennenlernen.)
Martin Seligman schreibt in seinem Buch »What you can change... and what you can’t« 18 unter anderem über die
Mythen, die sich um Übergewichtige ranken. Eine davon ist, dass Übergewichtige hemmungslos fressen. Seligman schreibt: »Es stimmt nicht, dass alle Übergewichtigen zu viel essen. Neunzehn von zwanzig Studien beweisen, dass Übergewichtige täglich nicht mehr Kalorien aufnehmen als Normalgewichtige... Einem dicken Menschen zu sagen, dass er abnehmen würde, wenn er nur seine Essgewohnheiten ändern und ›normal‹ essen würde, ist eine Lüge. Gewicht zu verlieren und zu halten ginge nur, wenn dieser Mensch wesentlich weniger essen würde wie ein normalgewichtiger Mensch, wahrscheinlich für den Rest seines Lebens.«
Es ist eine Lüge, Übergewichtige hätten nur einen schwachen Willen.
MARTIN E. SELIGMAN
Seligman nennt das Gewicht »teilweise genetisch bedingt«. Und er schreibt: »Fettsein erleben wir als so schamvoll, weil wir Menschen verantwortlich für ihr Gewicht ansehen. Wir denken das, weil wir viele Menschen gesehen haben, die erfolgreich Gewicht verloren haben. Es geht also doch. Aber fast jeder kehrt irgendwann zu seinem Ausgangsgewicht zurück. Dein Körper hat ein natürliches Gewicht, das sich heftig gegen Gewichtsverlust wehrt. Und je mehr Diäten jemand macht, umso härter kämpft der Körper gegen die nächste Diät. All das führt zu der Lüge, Übergewichtige hätten nur einen schwachen Willen.«
Seligman betrachtet die Spezies Mensch ganz allgemein: »Der bewusste Wille kann eine Schlacht gegen das Gewicht gewinnen, aber niemals den ganzen Krieg.« Stärker als jeder Diätvorsatz der Einzelnen, so Seligman, wirke die biologische Abwehr der Spezies Mensch gegen das Verhungern.
Noch einmal: Der Wille der Einzelnen kann einzelne Schlachten gewinnen (heute Abend kein Nachtisch und auch kein Glas Wein; vier Wochen lang keine Süßigkeiten), aber nicht den Krieg. Der Körper wehrt sich gegen das Verhungern und legt sofort Rücklagen an, wenn er merkt, ab und zu wird die Versorgung unterbrochen. Wir nennen das Fettpölsterchen.
Das passt zu einem Beispiel von Gunter Frank: »Die Natur möchte eine möglichst große genetische Vielfalt innerhalb einer Art. Denn eine solche Vielfalt ist sinnvoll, damit eine ausreichende Zahl von Menschen eine extreme Lebenssituation, die extreme Anpassung notwendig macht, überlebt, um das Fortbestehen der Art zu sichern. Auch das ein gewichtiges Argument gegen ein für alle geltendes Normalgewicht.«
Martin Seligman konstatiert nach seinen intensiven Recherchen aller relevanten Studien über dick und dünn abschließend:
› Diäten helfen nicht.
› Diäten machen Übergewicht schlimmer, nicht besser.
› Diäten sind schlecht für die Gesundheit.
› Diäten können Essstörungen hervorrufen - Bulimie und Anorexie.
Seligman hält das Streben nach Dünnsein in den USA für eine Obsession, die schadet. Er fragt seine Leser/innen: »Wie oft denken Sie am Tag unzufrieden über Ihren Körper nach? Wenn Sie an einem Spiegel vorbeigehen? Wenn Sie etwas Leckeres essen und mehr davon wollen? Jedes Mal, wenn Sie Ihren dicken Bauch anfassen? Jedes Mal, wenn Sie hungrig sind? Fünf Mal? Wie oft denken Sie am Tag an Ihr Gehalt? Einmal? Ist Übergewicht wirklich so viel
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