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Das Leben ist zu kurz für Knaeckebrot

Titel: Das Leben ist zu kurz für Knaeckebrot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Asgodom , Peter Gaymann
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alles Gewohnheit«, behauptet mein Mann, Siegfried Brockert, »übrigens auch bei Dünnen!« Er vertritt
die Meinung, dass das Nachgraben nach seelischen Ursachen fürs Dicksein wenig bringt. Zum Beweis zitiert er seinen Kollegen Martin Seligman, der uns auf einem Workshop in Berlin vor Kurzem gesagt hat: »Die Kindheit wird überbewertet. Wir werden nicht von der Vergangenheit bestimmt, sondern von der Zukunft gezogen.«
    Mein Mann ist da ganz pragmatisch und wir hatten einen interessanten Dialog: »Manche Menschen haben sich einfach viel essen angewöhnt und das macht sie dick«, meinte er. »Aber essen nicht auch Dünne zu viel?« »Ja, aber das schlägt eben nicht bei jedem an!«
    »Ach, und was gilt noch als Gewohnheit?« »Manche Dicke essen sehr schnell.« Warum guckt er mich so an?
    Ich trotzig: »Dünne auch«. »Ja, aber da das Sättigungsgefühl erst nach und nach eintritt, mit Botenstoffen ans Gehirn, essen Schnellesser meist auch zu viel.« »Und schau dir an, wie manche Menschen am Tisch sitzen, vornübergebeugt, vor sich hin stierend, mampfend. Menschen sitzen sehr unterschiedlich am Tisch, aber der einzelne sitzt immer gleich.« Tja, stimmt. Ich muss mich nur umsehen.
    »Ja, aber das haben sie doch irgendwann so gelernt?«
    »Klar, Menschen brauchen Gewohnheiten. Denn das Hirn ist wie ein Computer mit einem zu kleinen Arbeitsspeicher. Wir können nicht über jede kleine Sache nachdenken, die wir tun. Das bedeutet, das Hirn muss sehr viel standardisieren. Dafür brauchen wir Routine - eine Treppe hinuntergehen beispielsweise, Schuhe zubinden oder Autofahren. Das wird alles mit der Zeit Gewohnheit. Und genauso gewöhnen wir uns Essensmuster an.«
    Okay, akzeptiert.
    Ich: »Aber gibst du zu, dass Gewohnheiten sich meistens in der Kindheit bilden?«
    »Ja sicher.«

    Gut, jetzt sind wir beieinander! (Es macht so viel Spaß, mit meinem Mann zu diskutieren. Nein, liebe Tischnachbarn, wir streiten nicht, wir diskutieren nur.)
    Also sind oft Gewohnheiten der Grund, warum Menschen dick werden/bleiben? Gewohnheiten können sein:
    Schnell essen
Viel essen
Süßes essen
Fettes essen
Zwischen Tür und Angel essen
Beim Fernsehen essen
Nachts vorm Kühlschrank essen
Zwischendurch naschen
Beim Essen lesen
Tischmanieren
    »Wer beim Essen schwitzt und beim Arbeiten friert, der ist gesund.« Dieser Spruch meines Großvaters geht mir immer wieder durch den Kopf. Vor allem, wenn ich mich wieder einmal beim »Schwerarbeiten« am Esstisch erwische. Ich esse schnell, sehr schnell. Meine Erklärung, wenn mich jemand darauf anspricht: »Ich arbeite schnell, ich rede schnell, ich esse schnell.« Und das stimmt sogar. Ich glaube, sonst wäre ein Tag zu kurz für mich.
    Ich schaue von meinem Schreibzimmer gerade auf einen Golfplatz. Und mir wird klar, ich mag auch nur schnellen Sport. Ich habe mal einen Schnupperkurs Golf gemacht. Dieser Sport macht mich wahnsinnig. Loslassen, hingucken, ausprobieren, locker schwingen, hops...
    Ich liebe schnelle Kampfspiele: Fußball, Tennis, noch besser: Tischtennis. Ich bin eine gute Tischtennisspielerin, auch heute noch. Kleiner Ball, kleiner Schläger, flinkes Handgelenk. Hin und her, zack, zack, zack. 21:13. Egal, ob gewonnen oder verloren, nächstes Spiel. Das macht mir Spaß.
Jetzt werde ich mal unverschämt selbstbewusst: Ich bin halt schnell im Kopf - und auf den Füßen.
    Das Gleiche gilt für Kartenspiele: Karte, Karte, Karte, Uno. Oder Skat: Mischen, geben, reizen. Karte, Karte, Stich. Zählen. Gewonnen. Ein schnelles Spiel mit vielen Reizen. Wehe, ich spiele mit so einem Träumerle, der seine Lebensgeschichte während des Mischens in Echtzeit erzählen will: »Hab ich euch schon erzählt, wie das damals war, als ich...?« - Die erste Warnung heißt: »Es hat sich schon jemand totgemischt!« Und wenn das nicht hilft: »Komm, gib endlich!« Sie merken schon, mein Mittelname ist Ungeduld.
    Deshalb bin ich auch gefährdet, was schnelle Computerspiele betrifft, Tetris, Solitär oder Exchange. Zack, zack, zack, neues Spiel, zack, zack, zack. Super. Und noch einmal. Das hat sicher mit meinen fehlenden Dopamin-Rezeptoren (die aus der Essstudie mit den »Genussessern«) zu tun. Warum hat eigentlich noch niemand den Zusammenhang zwischen Spielverhalten und Essen untersucht? Denn mit Schokolade ist es dasselbe: Stück, Stück, Riegel, Riegel. Aus.
    Ich habe immer schon schnell gegessen. Mich machen diese Langsam-Esser wahnsinnig. Mein Mann zum Beispiel kaut jeden Bissen ungefähr 40 Mal. Ich

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